Kapitel 80

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Die Jungs hatten sich irgendwann für den Marvel Film entschieden. Aber nicht ganz Einstimmig, denn da sie für ihre Entscheidung so lange brauchten, hatte die Vorstellung der Komödie bereits angefangen, also hatten wir keine andere Wahl. Aber der Film war eigentlich ganz gut. "Wie kommst du nach Hause?", fragte Damian, als wir vor dem Kino standen. Noah wurde von Bella direkt nach dem Film abgeholt, die beiden waren seit Kurzem endlich zusammen. Ben und Cole waren auch schon gegangen. "Also bist du nicht mehr sauer auf mich?", entgegnete ich grimmig. Die ganze Vorstellung hatte er mich kein Mal angesehen oder mit mir gesprochen. "Du weißt ganz genau, das ich nicht auf dich sauer war." "Warum meinst du eigentlich immer, das ich weiß, was du meinst? Ich kann nicht in deinen verdammten Kopf gucken! Ich kann nur das beurteilen was ich seh und das war, das du mich kein Mal mehr angesehen hast, seit Leon gegangen ist." "Ich war nicht sauer auf dich." "Und woher soll ich das wissen, wenn du mich ignorierst?", sagte ich wütend. "Weil du mich mittlerweile kennst", sagte er ruhig. "Nein, ich kenne dich nicht. Ich lerne dich doch gerade erst kennen. Du musst mit mir reden, wenn dich etwas stört." 

 Da Damian nicht den Anschein machte noch etwas zu sagen, wandte ich mich von ihm ab und sah an einen Ort, von dem ich gerade dachte, das er spannend sei. Es war allerdings nur ein Mädchen, das auf ihrem Handy herumtippte. "Fuck, mein Handy", sagte ich laut, als mir einfiel, das Leon noch meine Sporttasche samt Handy in seinem Kofferraum hatte. "Was ist damit?" "Es ist noch in Leons Auto. Kann ich kurz dein Handy haben, um ihn anzurufen?" "Warum ist dein Handy in seinem Auto?" "Das ist nicht wichtig. Also, kann ich ihn kurz anrufen?" "Ich kann dir mein Handy geben, aber ich habe seine Nummer nicht." Ich seufzte laut. Und was soll ich jetzt machen? In meiner Tasche war auch mein Haustürschlüssel. "Ich kann dich zu ihm fahren", hörte ich Damian widerwillig sagen. "Du hast getrunken." Er schüttelte den Kopf. "Ich hab's nur in der Hand gehabt. Bevor ich einen Schluck trinken konnte, bist du gekommen." Ich drehte mich wieder zu ihm. Ich war noch immer wütend auf ihn, aber für den Bus hatte ich nicht mehr genug Kleingeld dabei und ohne Schlüssel kam ich nicht ins Haus. Coles Mum würde mich bestimmt mit offenen Armen empfangen. "Weißt du denn wo er wohnt?" Erneut nickte Damian. "Aber mein Auto steht etwas abseits, wir müssen durch die halbe Stadt laufen." Ich nickte und so gingen wir stumm zu seinem Auto.

*

Nach einem 30 Minutenlangen Marsch durch die Stadt kamen wir endlich an seinem Auto an. Mir taten die Füße schon weh. Da ich, als ich zum Sport bin, nicht damit gerechnet hatte, dass der Tag noch lange ging, hatte ich mir keine bequemen Schuhe angezogen, sondern welche in denen ich schnell Blasen bekam. "Du hättest auch gleich in Afrika parken können", sagte ich seufzend und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Damian antwortete mir nicht, sondern startete den Wagen und fuhr aus der Parklücke. "Wie lange fahren wir?", versuchte ich die unangenehme Stille zu durchbrechen, aber Damian antwortete mir wieder nicht. Als er nach 10 Minuten immer noch nichts sagte, drehte ich meinen Kopf leicht zu ihm. "Du machst es schon wieder." "Was?" "Mich ignorieren." "Ich konzentrier mich aufs Fahren", sagte er. "Du kannst fahren und gleichzeitig reden. Wäre nicht das erste mal." "Ich soll etwas sagen, auch wenn wir uns dann wieder streiten?" "Ich will mich doch überhaupt nicht streiten. Ich dachte eigentlich, dass wir diese Phase hinter uns gelassen haben. Immerhin war es die letzte Zeit nicht so", sagte ich und meine Wut verschwand ein wenig. Ich wollte mich wirklich nicht mit ihm streiten. Ich hasste es. Am Anfang des Schuljahres hatten wir uns immer wieder in der Wolle, verstanden den anderen kein Stück, aber das hatte sich geändert. Eigentlich. Wir verstanden uns gut, lachten und wussten was der andere wollte, aber das war heute wieder anders. "Und das wäre dann meine Schuld", sagte Damian resigniert. "Was? Nein." "Doch. Ich habe dich geküsst. Ich habe die Grenze überschritten. Ich wusste, dass es ein Fehler war, und habe dich trotzdem geküsst", offenbarte er. "Und damit das zerstört, was zwischen uns war." Er war der Meinung, der Kuss sei ein Fehler gewesen. Ich hatte es vermieden, mir darüber Gedanken zu machen. Die Frage, ob er den Kuss bereuen könnte, hatte ich mir allerdings schon gestellt. Aber für mehr war ich nicht bereit. In meinem Kopf tauchten wieder die Bilder auf. Wie er sich vorbeugte, mir sagt, dass ich ihn verrückte machte. Das er immer zu an unseren Kuss im Park denken musste. Beide Male hatte es sich wahnsinnig angefühlt. Wenn ich jetzt an den Kuss in meinem Zimmer dachte, kribbelten meine Lippen. Er sah nicht aus, als hätte er es bereut. Nein, so wie er mich berührt hatte, musste auch er es genossen haben. Ich war mir sicher, auch weil er vorhin meine Nähe gesucht hatte. Jetzt kam ich mir unheimlich naiv vor. Wie ironisch, das er mir genau das damals auf dem Stadtfest vorgeworfen hatte.

DamianDonde viven las historias. Descúbrelo ahora