9. Nacht

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2:15am

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verließ der kahlköpfige Wolf die dunkle Spelunke, in der er seit Stunden gesessen hatte. Unbemerkt schlenderte er durch die dunkleren Gassen, sich heimlich unsehend, ob ihm nicht doch jemand folgte. Als er sich sicher war, dass dies nicht der Fall war, blieb er stehen. Selbstgefällig lehnte er sich an die nächste Wand und zog ein Bündel an Geldscheinen aus seiner Tasche. Langsam zählte er sein erbeutetes Geld von diesem Abend. Hämisch grinsend ließ er es wieder in seine Tasche gleiten. Es war ein einfaches gewesen daran zu kommen.
Leise lachend machte er sich weiter daran seinen Weg zu verfolgen. Diese sogenannten Herrscherwölfe waren doch allesamt ganz normale Idioten. Obwohl sie hinter seine Spielchen, die er mit ihnen getrieben hatte, gekommen waren und ihm gedroht hatten, dass es Folgen haben würde, wenn er dieses nochmal tun würde, war dieses nicht der Fall. Sie glaubten nur weil sie sich aufspielten und ihm drohten, dass er mit seinen krummen Geschäften aufhören würde. Falsch gedacht.
Da er sich in Sicherheit wiegte, da er auf Knien vor ihnen rumgeheult hatte und sie Mitleid gezeigt hatten, hatte er seine Betrügereien längst nicht aufgegeben. Im Gegenteil, er zog die Herrschenden nich viel mehr über den Tisch, verlangte für die Informationen die er hatte viel zu viel Geld und verkaufte Informationen aus der Gruppe, hinter deren Rücken, an ihre Feinde. Und ihn war noch niemand auf die Schliche gekommen. Stolz klopfte er sich auf die Schulter. Sein Plan zu einem Doppel- Spion zu werden, hatte sich mehr als bezahlt gemacht. Und wer schien schon intelligent genug zu sein, hinter sein System zu kommen?
Während er so mit sich und der Welt zufrieden durch die neonbeleuchteten Straßen lief, bemerkte er nicht, wie sich jemand an seine Fersen geheftet hatte und ihn verfolgte. Erst als sein Verfolger an einer Folie, die im Dreck auf der Straße lag, hängen blieb, hörte der Wolf wie es hinter ihm raschelte. Sofort fuhr herum und sah sich mit zusammen gekniffenen Augen um. Doch konnte er nicht den Verursacher des Geräusches ausmachen. Hätte er gewusst, dass nicht unweit etwa zwei Meter über dem Boden sein Verfolger sich hinter einer Neonreklame versteckt hielt, hätte er bestimmt anders gehandelt.
So drehte er sich nur misstrauisch um und ging weiter, lauschend, dass er jedes nich so kleine Geräusch wahrnehmen konnte. Sein Verfolger unterdessen wählte statt den Weg nach unten, den nach oben und lief dort.dem Kahlköpfigen hinterher. Dieser glaubte sich nach fünf Minuten in Sicherheit. Die Folie hatte bestimmt eine Katze bewegt, davon streunten ja viele in dieser Gegend herum. Nun war es still in den Gassen. Nur die schweren Schritte des Wolfes hallten an den Wänden wieder. Doch dabei sollte es nicht bleiben.
"Wolltest du nicht mehr die Wölfe betrügen, Taeyong?" Erschrocken fuhr der Angesprochene herum.
"Und dann auch noch zum Doppelagenten werden und denken, dass es niemand herausfindet. Denkst du wirklich, dass es so einfach ist das Ganze unbemerkt geschehen zu lassen?" Der Kahlköpfige fröstelte. Er konnte nicht zuordnen woher die Stimme kam, noch wer das sein könnte. Sie schien von überall gleichzeitig herzukommen und klang einfach schrecklich. Sie war hoch und gleichzeitig tief, aber so verzerrt, als würde jemand über eine Tafel kratzen.
"Wer bist du? Zeig dich! Glaubst du wirklich, ich hätte Angst vor dir?", fragte der Wolf dennoch tollkühn. Ein raues tiefes Lachen mit Ausrutschern nach oben war die Antwort.
"Nein. Ich glaube es nicht, ich weiß es!" Mit einem Mal flammte einige Meter im Schatten ein Licht auf. Der Wolf fuhr vor Schrecken zusammen und sah auf das was sich ihm dort offenbarte. Eine schwarzgekleidete Person stand dort, in ihrem Gesicht eine weiße Maske mit goldenen Verzierungen trug. Dem Wolf gefror das Blut in den Adern. Er wusste wer da vor ihm stand.
Bislang dachte er, dass dieser Schatten vor ihm, nur ein Märchen sei, das die Herrschenden nutzten, um sich durch Angst ihre Herrschaft zu sichern. Nie im Leben hätte er gedacht, dass die Legende des Schatten- Killers wahr wäre und er ihn persönlich sehen würde. Zitternd wich er vor dem Schatten zurück. Wenn dieser sich ihm so offenbarte, konnte das nur eines heißen…
"Lauf!", zischte der Schatten mit der selben verzerrten Stimme. Das ließ sich der Wolf nicht zweimal sagen und hetzte los. Unter der Maske des Schatten bildete sich ein irres Grinsen. Die Jagd hatte begonnen!

...........


6:03am im örtlichen Nachrichtendienst:

"Eilmeldung: Heute Nacht wurde ein weiterer Mann ein Opfer des namenlosens Serienmörder, der seit einigen Jahren sein Unwesen in der Stadt trägt. Bislang tappte die Polizei im Dunkeln, wer dieser brutale Mann sein könnte, der unregelmäßig seine Opfer anscheinend bis zur Erschöpfung jagt und anschließend sie wie ein Beutetier zerfleischt. Doch seit dem Mord in dieser Nacht verfolgen sie nun eine weitere Spur. Laut dem verantwortlichen Officer war das Opfer in Bandenkreisen unterwegs. Die letzten Monate war dieser ebenfalls als Geheimagent für die Polizei im Dienst. Vermutlich hatten seine früheren Kollegen Verdacht geschöpft und den Serientäter auf ihn angesetzt, um ihn so aus dem Weg zu räumen. Solange aber nicht bestätigt wurde, dass der Serientäter sich hauptsächlich in Bandenkreisen und -geschäften umtreibt, gilt nach wie vor die Warnung vor dem unbekannten Mörder. Die Polizei empfielt nach wie vor das Haus, wenn es dunkel wird, nicht mehr zu verlassen, oder mindestens zu zweit unterwegs zu sein."

Bunny ~ JiKookWhere stories live. Discover now