53. Flucht

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Geschockt stolperte Jimin ein paar Schritte zurück, als ich in meiner Hybridenform vor ihm stand.

"Bunny?!" Entsetzt sah er mich an.

"Bitte... Ich kann alles erklären, aber bitte... Wir müssen erst hier weg.", flehte ich und deutete auf den Schacht.

Für einen Moment war es still und ich dachte, er würde weglaufen.

"A... also gut..." Mit wackligen Beinen lief er an mir vorbei und quetschte sich in den Schacht.

Ich sprang hinter her und schloss mittels eines Schalters die Geheimtür und setzte das Gitter wieder gekonnt ein.

"Und jetzt?", Jimins Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

"Jetzt gehen wir zum Quartier.", erklärte ich ihm und quetschte mich kurzerhand an ihm vorbei, um uns beide durch das Schachtlabyrinth zu lotsen.

Nach einigen Minuten waren wir auch da und ich öffnete das Gitter zu dem Hauptbüro des Ringes. Aber anders als zu dieser Uhrzeit erwartet, war das Büro nicht leer.

Sämtliche Wölfe, die ich zu meiner Familie zählte, standen in dem kleinen Büro und sahen nicht sonderlich begeistert aus, als ich gefolgt von Jimin aus dem Schacht gekrabbelt kam.

"Was machst du da mit ihm?", knurrte Ryeowook. Doch dieses Mal wollte ich nicht kleingeben.

"Ich habe ihn gerade davor bewahrt im Gefängnis zu versauern. Genauso wie meine anderen Freunde. Falls ihr die Nachrichten nicht gehört habt: Es sind 'Beweise' aufgetaucht, dass Jimin der Jäger ist. Und es ist mehr kontraproduktiv als alles andere, wenn ein halbes Duzend aus dem Ring bei dem vermeintlichen Jäger sitzt und mit ihm zu Mittag isst!"

Wutschnaubend sah ich sie an. "Tut mir leid, wenn das Wohl meiner Freunde mir wichtig ist und ich sie aus dem Grund vor drei Gesetzeshütern rette!"

Jetzt sahen die anderen mich überrascht an. "Was?"

Ich gab ihnen die Zusammenfassung zu dem, was gerade passiert war. Nun sahen sie mich etwas perplex an.

"Okay...", seufzte Jiyong, immer noch etwas angespannt. "Dann ist das soweit geklärt. Dann weiter im Protokoll..."

"Warum steht ihr eigentlich alle hier?", wollte ich dann doch wissen.

Der Drache seufzte. "Wir wissen jetzt, wie die NoNames rekrutieren. Eines unserer Rudel hat soeben eine anonyme Nachricht bekommen, in der sie quasi erpresst werden. Die Mitglieder sind den Köpfen der NoNames offensichtlich bekannt und sie drohen jetzt damit die ganzen Kleinkriminellen Aktionen der jeweiligen Mitgliedern an die Polizei weiterzugeben. Im Anhang der Nachricht eine seitenlange Aufführung der entsprechenden Taten. Eigentlich vollkommen irrelvant, da es nicht die schlimmsten Taten sind. Also Diebstahl, eine Schlägerei mal... So ein Kleinkram halt. Der Alpha fand das auch relativ amüsant, aber sie haben es sicherheitshalber mal weitergegeben. Nur leider können wir die Nachricht nicht zurückverfolgen. Sie ist analog und schien mit Samthandschuhen verfasst worden zu sein."

Er wedelte mit einem Stück Papier herum. Kurzerhand schnappte ich mir dieses aus seiner Hand und sah es mit genauer an. Es wurde am Computer verfasst und sagte bis auf dummes Gelaber nichts aus. Der Verfasser hatte also keinen Plan von nichts. Immerhin etwas.

Ich roch an dem Papier, vielleicht war das ja eine Spur. Aber das Papier war geruchslos. Auch keine Spur. Allerdings kam es mir vor, als würde ein längst verflogener Geruch an dem Papier haften, der mir entfernt bekannt vor kam.

"Das haben wir auch schon gemacht, aber ja... Du merkst ja selber, dass da nichts ist...", seufzte TOP frustriert.

Ich nickte und legte das Papier zurück. "Okay. Ich wollte euch nicht unterbrechen. Macht ruhig weiter. Das war hier nur der kürzeste Weg in Sicherheit. Bis später."

Damit schnappte ich Jimin an der Hand und zog ihn mit aus dem Raum. Jedenfalls hatte ich das vor.

"Wir reden nachher noch darüber!", sagte Dad gefährlich ruhig zu mir, mit einem finsteren Blick Jimin zugewandt.

Ich zuckte erschrocken zusammen und flüchtete jetzt erst recht mit dem Silberhaarigen aus dem Büro. Hektisch zog ich ihn durch den Gang zu einer der vielen Türen und schloss diese schnell auf. Ich zog uns beide durch die Tür und verschloss diese schnell hinter uns.

Mein Herz klopfte wieder viel zu schnell und mir schossen Tränen in die Augen. Was war ich nur für ein erbärmliches Etwas? Ich hatte nur durch einen dämlichen Zwischenfall panische Angst vor einer der Personen, die nun seit über zehn Jahren meine Bezugsperson war.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich eine Hand auf meinen Rücken legte.

"Ssht... Ich bin es doch nur...", flüsterte Jimin unsicher.

Vorsichtig zog er mich in seine Arme und umarmte mich. Und auch wenn mir eigentlich nicht nach Körperkontakt war, ließ ich es zu. Sein Geruch beruhigte mich und so vergrub ich einfach meine Nase in seiner Halsbeuge.

Aber als ich mich beruhigt hatte, kamen die Schuldgefühle zurück.

"Es tut mir leid...", hauchte ich gebrochen und wollte mich aus seinen Armen lösen. Doch er ließ mich nicht aus seinen Armen entkommen.

"Ich...", er zögerte kurz.

"Ich bin dir nicht böse... Ich...", er seufzte.

"Das kommt einfach so plötzlich. Auch dass ich gesucht werde, oder so...", murmelte er leise.

"Du... du hasst mich nicht?", fragte ich zitternd.

Er zog mich noch näher an sich heran und presste mich gegen seine Brust. Sein Herz schlug deutlich schneller als normal.

"Nein!", erwiderte er schnell und bestimmt.

"Ich... ich komm nur nicht darauf klar, dass die zwei Personen, die ich... Jedenfalls, dass du gleichzeitig Bunny u... und der Kellner bist. Vor allem... du wusstest ja alles... Ich versteh nicht...", seine Stimme begann zu zittern. Schnell schlang ich meine Arme um ihn.

"Es tut mir leid...", flüsterte ich erneut mit zittriger Stimme.

"Warum entschuldigst du dich? Ich muss mich doch entschuldigen. Ich habe dich bei unserer ersten Begegnung angeschrien. Und du hast es dennoch zugelassen, dass wir uns sogar zweimal kennenlernen. Du musst dich nicht entschuldigen. Viel mehr muss ich das tun. U... und ich muss mich auch bei dir bedanken...", schluchzte er dann auch schon.

Überfordert sah ich zu ihm hoch und verstärkte meinen Griff um ihn. Es tat weh ihn so zu sehen. Aber ich wusste nicht, was ich tun konnte. Ich musste bisher nur selten jemand außerhalb meiner Familie trösten.

Und so saßen wir eng umschlungen auf dem Boden meines Zimmers im Quartier, beide vollkommen aufgelöst und taten nichts weiter, als uns gegenseitig festzuhalten.

Bunny ~ JiKookDonde viven las historias. Descúbrelo ahora