48. Jagd [Teil 1]

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Schon seit einigen Stunden saß das Ehepaar Cho in dem kleine, aber dennoch edlen Restaurant in der Nähe des Flusses ihrer Stadt. Ihnen Gegenüber saßen drei Geschäftspartner und diskutierten über ihre neusten gemeinsamen Investitionen. Es war schon Tradition seit Jahren, dass die Fünf ihre Erfahrungen und Erlebnisse miteinander teilten, um einander auch in kniffligen Situationen zu helfen und zu beraten. Gerade hatte Mrs. Cho ihre Erzählung über ihren letzten großen, aber sehr zweifelhaften Vertrag beendet, den sie im Geheimen mit einem der Minister geschlossen hatten. Das sorgte für nun dafür, dass sich ihre drei Freunde angeregt über die Entscheidung des Ehepaars unterhielten. Ob diese Entscheidung nun gut, oder schlecht war, vermochte jedoch niemand zu sagen.

"Also... Was denkt ihr?", fragte sie nun doch und sah ihre Freunde an, während sie nach der Hand ihres Mannes griff. Der einzige Ältere am Tisch kratzte sich am Kopf.

"Ich weiß nicht so Recht... Aber irgendwie... Der Vertrag an sich klingt ja schon mal gut, aber er ist zu gut, um wahr zu sein. Seid ihr euch ganz sicher, dass ihr nichts überlesen habt?" Mr. Cho seufzte und nickte.

"Ich habe diesen Vertrag gefühlt 20 000 Mal durchgelesen und das Kleingedruckte ebenfalls. Ich konnte keinen Haken entdecken." Sein Bruder, der ihm gegenüber saß, musterte ihn nachdenklich.

"Hat der Minister dann eigentlich selbst einen Plan, auf was er sich da eingelassen hat? So wie es aussieht, weiß er nicht einmal selbst, was das für Ware ist. Habt ihr das Zeug überhaupt schon gesehen und wisst was ihr da handeln sollt?" Stellte er die Frage. Das Ehepaar sah sich an.

"Das ist ja der Punkt. Wir wissen es nicht.", gab der Mann zu und sah seine Freunde an.

"Das ist ja auch der Punkt, der das so zweifelhaft macht. Deshalb sind wir ja auch hier. Wir wollten euren Rat, ob wir den Vertrag nicht doch rückgängig machen sollten." Ihre drei Freunde sahen sich an.

"Ich glaube das wäre vielleicht gar nicht so verkehrt...", murmelte die zweite Frau in der Runde und lehnte sich zurück.

"Yuji hat Recht. Was wenn die Ware gefährlich ist? Er kann doch nicht so plötzlich so eine große Menge von irgendetwas haben und dann so einen großzügigen Vertrag erstellen... Wer weiß, ob diese Ware nicht jemanden gehört? Wenn dieser die Ware zurück haben will?" Sorge stand dem jüngeren Bruder von Mr. Cho ins Gesicht geschrieben. Der Älteste nickte zustimmend.

"Wenn er sich auch nur mit einem Falschen angelegt hat... Was wenn..."

Der Älteste konnte seinen Satz nicht beenden, als plötzlich das Licht in dem gesamten Gebäude erlosch. Erschrocken schrien die zwei Frauen spitz auf und auch die Männer ließ das Ganze nicht ganz kalt.

"Verzeihen sie bitte die Unannehmlichkeiten. Wir haben einen kleinen unerwarteten Stromausfall. Wir kümmern uns sofort darum. Unser Techniker ist schon auf dem Weg zum Sicherungskasten.", erklärte eine der jungen Kellnerinnen freundlich den Herrschaften und lächelte im schwachen Licht der Kerzen, die auf den Tischen standen. Zögerlich nickten die Fünf und warteten, dass das Licht wieder an ging, um ihr Gespräch fort zu führen.

Doch Minuten verstrichen und es blieb immer noch Dunkel. Langsam wurden auch die Kellner etwas nervös, da sich einige andere Kunden zu beschweren begannen.

"Verzeihen Sie bitte, unsere Techniker müssten jeden Moment herunter kommen und aufklären, was das Problem ist." Hoffnungsvoll sah die junge Kellnerin in Richtung Tür mit der Aufschrift: Privat, als schwere Schritte hinter dieser Tür erklangen. Jemand stieg offenbar eine Holztreppe herunter, die sich hinter der Tür verbergen musste. Die Augen aller Anwesenden lagen abwartend auf der Tür. Und endlich schwang sie auch auf. Doch niemand war hinter der Tür zu sehen, nur der Ansatz einer Treppe.

"Das Problem konnte leider nicht behoben werden...", ertönte plötzlich eine Stimme. Sie klang in keinster Weise menschlich. Sie war schrill, kreischte als würde Metall an Metall kratzen und war einfach nur grässlich.

Plötzlich polterte etwas die Treppe herunter. Ein schwerer Gegenstand fiel die Treppe herunter und blieb in dem Essensraum des Restaurants liegen. Als wüsste jemand dass niemand etwas sehen konnte, entflammte ein Lichtstrahl aus dem Treppenhaus und fiel auf den Gegenstand auf den Boden.

Für einen Moment war es totenstill. Dann brach Panik aus.

Auf dem Boden inmitten des Speisesaals lag die Gestalt eines Mannes. Blutüberströmt und mit verdrehten Gliedmaßen. Er war definitiv tot.

Sämtliche Bodyguards reagierten automatisch und nahmen sich ihrer Arbeitgeber an, um sie schützend hinter sich Richtung Ausgang zu schieben. Während die Reichen am Durchdrehen waren, blieben die lebenden Schränke, wie es ihr Job verlangte, ruhig und sorgten dafür, dass kein komplettes Chaos ausbrach. Draußen sorgten die Bodyguards dafür, dass ihre Klienten schnell in die bereitgestellten Autos verschwanden.

Nur die fünf Freunde wurden von ihren Beschützern in die nächste Straße geführt wo ihre Wagen standen. Wortlos wurden die drei Freunde des Ehepaars in einen der Wagen gedrückt und fuhren nur wenige Sekunden später davon. Mr. und Mrs. Cho hingegen wurden jeweils in die Mitte zweier ihrer Begleiter genommen und im Laufschritt durch die Straßen gescheucht.

"Ich hoffe Sie merken jetzt selber, dass es keine optimale Idee ist, ohne Wagen abends wegzugehen.", merkte der Mann an, der Mrs. Cho rechts führte. Sie seufzte nur.

"Ich werde es mir für das nächste Mal merken." Mr. Cho sah dem Wagen ihrer Freunde nach.

"Wenigstens sie sind aus dem Schneider... Aber wer war das bitte da drin?",  fragte er verstört.

"Keine Ahnung, Mister. Ich werde jedenfalls jetzt die Polizei rufen, wenn es ihnen nichts ausmacht.", erwiderte einer seiner Wächter und ergriff sein Handy, um den Notruf zu wählen.

Was jedoch niemand von ihnen ahnte, während sie sich in die Gassen geflüchtet hatten, hatte es nicht einmal eine Minute gedauert und sämtliche Kellner des Restaurants lagen leblos zu einem Haufen geschichtet in dem Essenssaal, in dem sie eben noch gesessen hatten. Ihre Freunde im Auto hatten ebenfalls keine Ahnung, dass seit sie in ihr Auto gestiegen und davon gerast waren, sie von einem schwarzen Schatten verfolgt wurden.

"Keine Sorge, wir schicken die Wagen sofort los und kümmern uns um diesen Irren." Erleichtert, als er das hörte, verabschiedete sich der Bodyguard freundlich von dem Polizisten und legte auf, bevor er mit seinen Klienten weiter durch die Gassen eilten.

Über ihren Köpfen klappte jedoch eine zweite schwarze Gestalt ein Einweghandy zusammen und schmiss es achtlos zur Seite. Keine Sekunde später war die dunkle Gestalt verschwunden. Lediglich ein silbernes Etwas schlich sich über die Dächer, stets das Ehepaar mit den Wächtern im Auge.

'Keine Sorge... Ich kümmere mich um Ihr Problem.'

Bunny ~ JiKookWhere stories live. Discover now