55. Rasenmäher

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Ängstlich starrte ich Appa an. Doch langsam rückte meine Angst in den Hintergrund und machte Wut und tatsächlich Hass breit. Dieser Mann, der nun über unseren Köpfen stand, hatte große Teile meines Lebens zerstört und schien auf dem besten Weg einen weiteren einfach kaputt zu machen.

Knurrend richtete ich mich auf und lief zu dem großen Schrank in dem kleinen Zimmer. Ich öffnete ihn und offenbarte meine gesamte Technik, die sich in diesem Raum befand. Innerhalb weniger Sekunden startete ich das Computersystem und zog sämtliche Kameras aus der verlassenen Lagerhalle, über unserem Quartier auf die Bildschirme.

Tatsächlich. Leider waren es wirklich der Officier und seine Schmeißfliegen an Polizisten, die mit Sturmgewehren und Schutzausrüstung durch die alten staubigen Lagerräume schlichen.

An für sich war es nicht weiter schlimm, dass sie nun da oben waren. Unser Quartier lag unterirdisch, hatte seinen Zugang von anderen Orten und nicht durch die verlassene Lagerhalle. Der einzige Zugang von der Halle zum Quartier war ein schmaler Luftschacht, durch den niemand anders als ein Kind hindurch passte. Sie konnten also theoretisch nichts finden.

Nur wenn sie nichts fanden, dann würden sie wieder kommen und intensiver umherschüffeln, als sie es jetzt taten. Wir mussten irgendetwas tun! Wobei... eigentlich war ich die einzige Person, die etwas tun konnte.

Grummelnd verließ ich meinen Platz vor dem Computer und ging zu der Kommode, die dem Schrank gegenüber stand und zog neue Kleidung, die ich als Schatten trug heraus. Ohne ein Wort zu verlieren, zog ich mich um.

"Was... was passiert hier?", stotterte Jimin verwirrt.

Es tat weh ihn ausgerechnet jetzt zurücklassen zu müssen, aber ich musste hoch. Sonst wäre auch sein Leben wieder in Gefahr.

Doch bevor ich ihm antworten konnte, kam der Drache ebenfalls in mein Zimmer. In der Hand meine Waffen und meine Maske an der traurigerweise immer noch Blut klebte. Da hatte ich wohl was vergessen.

"Hier. Ich denke du wirst sie brauchen."

Dankbar nickend nahm ich die Sachen an und versteckte sie in meiner Kleidung.

"Bunny?", ängstlich sah Jimin mich an. "Was machst du da?"

Ich schluckte schwer und ging auf den Silberhaarigen Wolf zu, der mich durchdringend musterte. Vorsichtig strich ich ihm mit zittriger Hand seine Haare aus der Stirn.

"Ich muss einem gewaltigen Arschloch das seinige umkrempeln. Ansonsten zerstört er hier alles. Mehr als er es eh schon getan hat. Ich komme danach zurück, versprochen. Ich...", Ich stockte kurz.

Ich war da oben alleine auf mich gestellt. Ich war zwar gut, aber kein Superheld. Und Polizisten mit Sturmgewehren, waren immer noch Menschen mit Sturmgewehren. Und meistens drückte man so etwas keinem Idioten in der Hand. Es bestand die Möglichkeit...

Ich schluckte kurz und überwand meine innere Blockade. Langsam stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte dem mehr als überraschten Jimin einen Kuss auf seine wundervollen Lippen.

Mein Inneres war am ausrasten, aber dennoch hatte der Kuss einen bittersüßen Beigeschmack. Ich verharrte einige Sekunden, bevor ich den Kuss wieder löste.

Es kam keine Reaktion von ihm. Es schien, als hätte sein Geist den Körper verlassen. Bittersüß lächelte ich ihn an.

"Ich liebe dich, Park Jimin und du... Ich... Du bist ebenfalls mein Gefährte... Ich... Tut mir leid, dass ich... Es tut mir leid."

Ich küsste mit Tränen in den Augen ihn sanft auf seine Wange und trat dann zurück.

Er starrte mich ohne eine Regung im Gesicht an. Schweren Herzens lächelte ich ihm noch einmal schwach zu und wandte mich dann ab.

Ich lief an Appa und dem Drachen vorbei aus dem Zimmer in Richtung des Schachtes, der mich in die Halle führen würde. Ich hatte schon das Gitter des Schachtes abgenommen und wollte schon hereinsteigen, als mich eine Stimme noch einmal abhielt.

"Kookie!"

Fragend sah ich zu Appa, der atemlos auf mich zugerannt kam. Er drückte mir eine weitere Waffe in die Hand.

"Nimm die mit und nutze sie ruhig! Und versprech' verdammt nochmal, dass du wieder kommst! Nicht nur wegen mir. Es wird jemand noch schlimmer treffen, wenn du das nicht tust. Sei deshalb nur ein Mal etwas egoistisch, wenn du entscheiden kannst, ob du überlebst, oder ob das Quartier sicher bleibt!"

Überrascht sah ich von der Halbautomatik in meiner Hand zu dem kleinen Finger meines Appas. Diese Waffe war sein Allerheiligstes und niemand durfte in die Nähe davon. Außerdem war sie die beste Waffe, die wir im gesamten Ring zur Verfügung hatten.

Langsam verhakte ich meinen kleinen Finger mit seinem.

"Verstanden.", erwiderte ich, bewusst was er mir eben gesagt hatte. "Und danke, Appa!"

Appa erwiderte meine Antwort mit einem sanften Lächeln.

"Dann geh jetzt da hoch und zeig diesem Arsch, wo der Hammer hängt."

Bei seinem Enthusiasmus konnte ich nicht anders als ebenfalls zu grinsen.

"Geht klar!", grinste ich, umarmte ihn kurz und stieg dann in den Schacht.

"Dann bis später."

Ich begann den Aufstieg und war nur wenige Sekunden in der Dunkelheit verschwunden. Jetzt wurde es Zeit sich wirklich zu konzentrieren.

Schnell war ich in der Halle angelangt und kletterte aus dem Schacht hinaus. Ich stand unterm Dach und sah durch den kaputten Boden der Tribüne auf die dahin schleichenden Polizisten herab. Ich lief über die Stahlträger und verfolgte ihre Wege durch die Räume.

Gestreut liefen sie durch die einzelnen Bereiche, die mehr oder weniger gut beleuchtet waren, und sicherten diese ab. Auch wenn die sämtliche Fenster in der baufälligen Halle alle kaputt waren, fiel doch nur spärlich Licht in die ehemalige Schuhfabrik und erschwerte ein wenig ihr Vorhaben. Nachdem die untere Ebene komplett abgesichert war, rotteten sich die Polizisten wieder zusammen.

"Wo ist die Treppe zu der Tribüne?", zischte einer der Polizisten leise.

Die existiert schon seit Jahren nicht mehr, dachte ich und stellte mich über ihre Köpfe.

Dass die Polzisten bisher noch nicht auf die Idee gekommen waren nach oben zu schauen, war doch etwas traurig.

Stabil stellte ich mich an eine Stelle des Stahlträgers und holte Appas 'Jandikkaggi Gigye' hervor. Ich lud die Waffe und zog mir dann meine Maske über mein Gesicht und setzte meine Kapuze auf.

Ich hatte schon längst meinen 'Erzeuger' unter den Polizisten erkannt. Er würde als Letztes am Boden liegen. Und dann würde er das zurückbekommen, was er mir in meinem Leben angetan hatte. Bei diesem Gedanken ihn leiden zu lassen, musste ich unwillkürlich grinsen und richtete nun meine Waffe auf die Polizisten.

Als ich allerdings daran dachte, dass dieses Ganze Blut später wieder aufgeputzt werden muss, seufzte ich. Ich plante kurz meinen Weg aus der Halle in die umgebenden Gebäude, dass ich sie von diesem Ort hier wegführte.

Als mein Plan stand, atmete ich noch einmal tief durch, dann drückte ich den Abzug.

Bunny ~ JiKookWhere stories live. Discover now