13. Anschlag

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Nach zehn Minuten dieser Versammlung fiel mir wieder ein, warum ich solche eigentlich aufs Tiefste verabscheute.

Es war langweilig wie sonst was und nervig. Du musstest dir anhören, was für Gedanken oder Lösungsvorschläge andere zu dem Problem hatten. Das an sich war ja noch halbwegs interessant, aber daraus entstanden Diskussionen, die sich die ganze Zeit nur im Kreis drehten. Mit anderen Worten, ich langweilte mich zu Tode. Meine Hyungs und Freunde waren aber voll mit dabei und hörten gespannt zu.

Ich seufzte. Mir war verdammt langweilig. Ich sah mich um und begann zu grinsen. Ein Securitymann stand nur wenige Meter von unserem Tisch und hatte unachtsam, das Tablett für die Überwachung des Gebiets in seiner Tasche stecken. Das war deutlich interessanter, als das Gespräch zu hören.

Ich flüsterte Ryeowook schnell ein: "Bin gleich wieder da.", ins Ohr und tauchte dann unter den Tisch ab.

Unbemerkt huschte ich von Tisch zu Tisch und stand schon bald hinter der Security. Schneller als dass er es mitbekommen hätte, hatte das Tablett den Besitzer gewechselt und ich saß wieder auf meinem Platz. Mein Hyung verdrehte nur wortlos die Augen und folgte ohne einen weiteren Kommentar die Diskussion.

Ich dagegen nahm das Tablett und schaltete es an. Es dauerte nicht lange und ich hatte das ach so heilige Passwort geknackt. Ich durchsuchte die gerade geöffneten Programme und sah mir deren Aufbau an. Ich liebte es in solchen Sicherheitssystemen herumzuschnüffeln, man sah so viele neue Konzepte und auch Lücken, es machte einfach Spaß!

Irgendwann blieb ich an den Überwachungskameras hängen, die die nähere Gegend abscannten. Ich tippte kurz herum und sah dann immer vier Kameras auf einmal, die dann alle fünf Sekunden zu anderen vier Kameras wechselten. Ich betrachtete nachdenklich die sich abwechselnden flimmernden Bilder. Es war heute außerordentlich viel los auf den Straßen. Aber es ging ja auch Richtung Wochendende, da passierte das auch mal.

Ich verfolgte die Personen auf den Bildern, bis ich auf einmal stutzte. Ich tippte auf eine Kamera und betrachtete das Pärchen darauf. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte ich sie über sämtliche Kameras. Sie bewegten sich nicht wie die anderen es taten. Sie liefen nicht in dem Muster, das die anderen Menschen hatten und das machte sie verdächtig.

Mit einem Mal blieb das Mädchen stehen und bückte sich, um sich die Schuhe zu binden. Der Junge blieb wartend neben ihr stehen. Als sie sich aufrichtete, schulterte sie ihre Tasche und lief weiter, als sei nichts gewesen.
Warte was?!

Hektisch tippte ich auf dem Tablett herum. Die Tasche hatte sie eben nich nicht gehabt! Und ausgerechnet jetzt liefen sie in einen toten Winkel. Fluchend tippte ich auf dem Ding herum, um die Kameras umzuprogrammieren.

"Was ist denn los?", fragte Ryeowook verwirrt. Fluchend klappte ich das Technische Gerät zusammen.

"Wir müssen sofort raus!"

Ohne auf seine Antwort zu warten, packte ich ihn und zog ihn aus dem Saal heraus.

"Was ist denn los? Gerade war es aber spannend…", jammerte er und wollte sich wieder losmachen. Ich drehte mich etwas wütend zu ihm um.

"Du kannst gerne zurück gehen und diesem Scheiß zuhören, oder du tust das weshalb du hier bist und hilfst mir nachzusehen, dass niemand uns eventuell angreift!"

Verwirrt sah er mich an. "Wie kommst du da drauf?" Ich knallte ihm das Tablett vor die Brust.

"Ich hab gerade ein Pärchen über die Kameras gesehen, die sich nicht in dem Muster der restlichen Passanten bewegt hatten. Zudem hatte sie sich kurz gebückt und hatte dann eine Tasche, die sie vorher definitiv noch nicht hatte!" Etwas überrascht von meinem Ausbruch, starrte er mich an.

"Sie sind bei Kamera 9 in den toten Winkel gelaufen. Wer auch immer die Kameras eingestellt hat, sie nähern sich gerade unbemerkt von hinten dem Saloon. Wenn sie das richtige Zeug benutzen und wirklich etwas böses wollen, könnten sie die Arena zum Einsturz bringen." Geschockt riss Ryeowook seine Augen auf.

"Sag ich doch! Und nun komm!" Ich rannte los und keine Sekunde später folgte mir der ältere Wolf.

Wir hasteten aus der Arena einen der versteckten Durchgänge nach oben in den Saloon, der die Arena deckte. Ohne viel Aufmerksamkeit zu erlangen, liefen wir nach draußen, um das Haus herum.

"Jetzt müssen wir sie nur finden…", murmelte ich mehr zu mir selbst. Doch das war einfacher gesagt, als getan.

Nach geschlagenen 10 Minuten, hatten wir noch immer keine Spur von den Zweien.

"Und du bist sicher, du hast dir das nicht eingebildet?", hakte mein Hyung misstrauisch nach.

"Wenn ich es dir doch sage!", antwortete ich schon fast verzweifelt. Ich lief zu der Ecke, wo die letzte Kamera befestigt war.

"Ich habe sie hier entlang laufen gesehen! Wenn sie irgendwo anders entlang gelaufen wären, wären sie wieder auf den anderen Kameras aufgetaucht!", beteuerte ich.

Ryeowook seufzte. "Vielleicht sind sie auch nur Gäste des Saloons…"

Ich schlug mir vor die Stirn. Warum haben wir da noch nicht nachgesehen?! Ohne mein Verhalten zu erklären rannte ich zurück in den Saloon und sah mich um. Doch ich sah das Pärchen auch dort nicht. Langsam zweifelte ich doch an meiner Wahrnehmung. Doch als mein Hyung dazu kam und mich zum runtergehen wieder bewegen wollte, roch ich es.

Ich riss meine Augen auf und auch Ryeowook schien es gerochen zu haben, denn er sah verwirrt aus. Wir folgten dem rauchigen Geruch bis zu den Toiletten, die Hyung mit einem Schwung aufriss. Uns beiden fiel die Kinnlade herunter.

Vor uns stand das Paar, das ich gesehen hatte, als wollte es eigentlich davon laufen. Auf den zweiten Blick, war das auch kein Wunder. Denn hinter den Zwei lag auf dem Boden eine Bombe mit einem Timer auf zwei Minuten, und einem Sprengsatz, mit dem ein ganzes Haus dem Erdboden gleich gemacht werden konnte.

"Fuck!", keuchte ich und schlüpfte unter den Armen und Beinen der zwei Übeltäter hindurch. Ich kniete mich zu der Bombe und sah sie mir an. Ich biss mir auf die Lippe.

Warum war dieses Teil ausnahmsweise gut versiegelt? Man hatte keine Chance sie unwissend auseinander zu nehmen, da die Wahrscheinlichkeit dabei in die Luft zu gehen, zu hoch war. Vor allem nicht in der Zeit. Verdammt! Ich hatte keine Wahl.

"Kümmer du dich um die Zwei!", schrie ich meinem Hyung zu, bevor ich die Bombe packte, das Fenster öffnete und heraussprang.

Kaum hatte ich Boden unter den Füßen, jagte ich los. Einmal in meinem Leben war ich froh ein halber Hase zu sein. Ich jagte durch das Stadtviertel, sprang dem aus dem Weg, was mir auch nur ansatzweise in die Bahn geriet und konnte trotzdem dabei die tickende Bombe in den Händen halten. Mein Ziel war der nächste Fluss. Das würde die Explosion nicht stoppen, aber den Schaden um einiges dezimieren.

Mir war schon unwohl, weil ich nicht wusste, wie viel Zeit mir noch blieb und ob ich den Weg überhaupt schaffte. Mir wurde richtig schlecht, als ich ein Piepsen von dem Haufen Metall in meinen Armen vernahm.

Doch entgegen meinen Erwartungen explodierte es nicht sofort, sondern das Piepsen widerholte sich und wurde immer schneller. Bitte nicht…

Ich legte noch einen Zahn zu. Es waren doch nur noch ein paar Ecken, bis der Fluss in Sichtweite kam. Das Piepsen wurde immer schneller und schneller.

Meine Lunge brannte schon längst und ich bekam kaum noch Luft. Das Piepsen glich mittlerweile einer schrillen Sirene.

Ich rannte gerade um die letzte Ecke zu dem Fluss, als ich strauchelte. Ich knallte auf den Boden und die Bombe glitt mir aus der Hand. Ein lauter Knall! Und dann Schwärze.

Bunny ~ JiKookWhere stories live. Discover now