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Vorsichtig und langsam setzte Jimin sich in Bewegung, wurde aber schneller, als er merkte, dass ich mich gut auf ihm halten konnte. Ich staunte nicht schlecht. Er hatte einen sehr angenehmen Laufstil und er war tatsächlich bequemer als mein Hyung.

Irgendwann ließ ich sein Fell los und breitete die Arme aus. Die angenehme Abendluft strömte um mich und ließ mich das Gefühl von Freiheit verspüren. Es war einfach traumhaft.

Doch ich konnte dieses Gefühl nicht allzu lange verspüren, da er wieder langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Verwundert sah ich ihn an. Hier waren nichts als Felsen zu sehen. Was wollte er hier?

Er sah mich kurz an und legte sich dann auf den Bauch. Offenbar sollte ich absteigen, was ich dann auch tat. Ich beobachtete ihn, wie er sich zurückverwandelte und sich durch die Haare fuhr, bevor er aufstand. Lächelnd sah er zu mir herunter und bot mir seine Hand an.

"Wir sind gleich da.", versprach er mir.

Zögernd ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm weiterführen. Wir liefen durch ein paar Felsen hindurch und fanden uns auf einem kleinen Felsenplateau wieder.

"Da wären wir."

Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich aufsah.

Wir standen offenbar auf einem Berg, der etwas abseits der großen Stadt lag. Vor uns lag uns eben diese zu Füßen und erstrahlte in der Abenddämmerung als ein einziges Lichtermeer.

"Wow…"

Das war bisher die schönste Sicht, die ich jemals auf diese Stadt hatte. Ich hatte nicht geahnt, dass man von irgendeinem Punkt der umliegenden Berge so eine Sicht auf die Stadt hatte.

"Es ist schön nicht wahr?"

Mit großen Augen sah ich zu Jimin, der mich sanft anlächelte. Ich konnte nur nicken und wandte mich wieder der gigantischen Aussicht zu.

"Das ist der einzige Punkt, wo ich kenne, dass man so eine Aussicht auf die Stadt hat.", begann Jimin zu erzählen und führte mich an den Rand des Plateaus, wo wir uns niederließen.

"Meine Mum hatte diesen Ort irgendwann einmal mit meinem Vater gefunden und das war auch der Ort, wo sie sich einander ihre Liebe gestanden hatten. Seitdem ist das ein ganz besonderer Ort für sie und jetzt auch für mich. Meine Mum hatte mich oft hierher gebracht, wenn ich abends nicht schlafen konnte. Sie hat gesagt, die Lichter der Stadt, die Sterne und der Mond hätten mich jedes Mal beruhigt, sodass ich schnell eingeschlafen bin.", leise lachte er, als er das erzählte.

"Heute schlaf ich nicht mehr ein, wenn ich hier her komme, aber der Ort beruhigt mich immer noch." Er ließ sich zurück auf den Boden fallen.

"Schau mal nach oben!", forderte er mich auf und deutete in den Himmel.

Ich folgte seinem ausgestreckten Finger und staunte nicht schlecht. Man konnte gefühlt alle Sterne, die am Himmel existierten, sehen.

"Na komm, leg dich zu mir."

Ich folgte seinen Worten und legte mich neben ihn. Vorsichtig hob er meinen Kopf hoch und legte seinen Arm unter mich, sodass ich bequemer dalag.

"Mittlerweile komme ich hier her, wenn mir irgendetwas auf der Seele liegt, oder ich nachdenken muss. Hier habe ich alle Ruhe der Welt und eine schöne Aussicht.", erzählte er weiter. Ich hörte wie er lächelte.

"Manchmal komme ich aber auch nur her, um die Sterne zu beobachten. Meine Mutter hat mir so viel über die Sterne und Sternbilder erzählt, das glaubst du nicht. Die meisten Sternbilder stellen die Gestalten aus der griechischen und römischen Mythologie dar. Da gibt es zum Beispiel Orion…", und er begann mir sämtliche Geschichten über die Sternbilder erzählen.

Gespannt hörte ich ihm zu. Er offenbarte mir dadurch einen Blick in seine Kindheit und ich konnte nicht anders, als dieses Privileg zu genießen. Außerdem liebte ich es seiner Stimme zuzuhören.

Ich wusste nicht wie lange wir so dalagen, aber irgendwann wurde ich doch etwas müde.

Unbewusst kuschelte ich mich an ihn und versuchte die Augen dennoch offen zu halten, um weiter zuzuhören. Ein leises Lachen seinerseits unterbrach seine Erzählung über Castor und Pollux.

"Ist da jemand müde?", lachte er leise und wuschelte sanft durch mein Haar.

Ich brummte leise und versteckte beschämt mein Gesicht hinter meinen Händen.

"Du brauchst dich doch nicht dafür zu schämen.", beruhigte er mich.

"Es ist schon spät. Ich glaube, ich bringe dich wieder zurück."

Erschrocken setzte ich mich auf und sah ihn an. "Aber…"

Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, hatte Jimin sich ebenfalls aufgesetzt und legte sich seinen Finger an die Lippe.

"Shht… Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los. Ich habe meinen Vater gefragt und ich darf als Wolf mit in deinem Zimmer schlafen. Natürlich nur, wenn das für dich okay ist."

Hastig nickte ich. "Natürlich!"

Wenn das ging, dann auf jeden Fall! Jimin schmunzelte bei meiner Motivation.

"Dann ist ja gut. Dann spring wieder auf. Es wird langsam frisch."

Keine Minute später saß ich wieder auf dem silbernen Wolf und wir verließen wieder das Felsenplateau. Seufzend fuhr ich durch das silberne Fell und legte mich schließlich mit meinen Oberkörper auf seinen Rücken und umschlang seinen Brustkorb mit meinen Armen.

Unsere Zeit ging langsam zu Ende, aber ich wollte ihn nicht verlassen. Ich fing an ihn wirklich zu mögen, auch wenn es ihm vermutlich nicht in der gleichen Art und Weise erging wie mir.

Ich würde diesen Jimin vermissen, den ich jetzt kennenlernen durfte. Und erst recht sein wunderbares weiches und duftendes silberne Fell.

Bunny ~ JiKookWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu