45. Club

1.7K 114 11
                                    

"Und was machst du hier?", fragte ich Jimin und klopfte auf den leeren Stuhl neben mir. Das schien ihn endlich aus seiner Schockstarre zu holen und er setzte sich etwas zerstreut auf den Stuhl.

"Eigentlich wollte ich Yugyeom abholen. Der hat etwas zu viel getrunken und mich im Suff angeschrieben. Ich wollte ihn nach Hause bringen, bevor er irgendetwas anstellt."

Ich warf einen Blick quer durch den Raum zu einem Tisch, wo drei Typen draufstanden und mehr oder weniger elegant an der Stange darauf tanzten. Dann hatte ich mich wirklich nicht getäuscht.

"Dafür ist es wohl etwas zu spät.", gab ich Jimin zurück. Er folgte meinem Blick und schluckte schwer.

"Ist das wirklich...?"

"Jup, das da oben ist Yugs.", antwortete ich ihm und trank noch einen Schluck.

"Vielleicht sollte ich..." Jimin stand wieder auf und wollte schon sich einen Weg zu ihm bahnen, als ich ihn davon abhielt.

"Lass ihn doch noch einen Moment. Er scheint ziemlich viel Spaß zu haben und Bambam und Jackson werden ihn schon nicht auffressen."

In genau diesem Moment verwickelte Bambam den Blauschwarzhaarigen in einen etwas sehr feuchten Zungenkuss.

"Okay, lass mich korrigieren, sie werden ihn schon nicht umbringen."

"Du kennst die?!", schrie Jimin fast schon entsetzt.

"Ja? Jackson kennst du doch auch."

"Aber..."

Ich verdrehte die Augen.

"Jimin. Ich verbringe fast mein gesamtes Leben in so einer Umgebung. Ich kenne hier die Leute und es sind alle Freunde des Ringes. Ihm wird schon nichts passieren. Und die zwei werden auf deinen Freund aufpassen. Bleib doch noch ein bisschen hier. Wir haben uns in letzter Zeit so wenig gesehen.", schmollte ich.

Wir hatten zwar die ganze Woche jeden Tag als Kooks und Chimchim geschrieben, aber das wusste er zum einen nicht, zum anderen war es nicht dasselbe, wenn man sich nicht sah. Zumindest von meiner Seite aus.

Jimin seufzte tief, setzte sich aber wieder neben mich hin. "Also gut..."

Schweigend sahen wir den Dreien auf dem Tisch zu, wie sie aneinander heran gingen, als seien sie alleine.

"Wie ist das eigentlich bei Hybriden?", fragte mich Jimin plötzlich. Verwirrt sah ich ihn an.

"Was? Was meinste du bitte?"

Jimin sah nachdenklich zu mir herüber. "Diese ganze Beziehungs- und Partnergeschichte. Habt ihr wie Wölfe auch vorbestimmte Gefährten, oder wie ist das?"

Perplex starrte ich ihn an und mein Herz begann schneller zu schlagen.

"Wie kommst du bitte jetzt da rauf?"

Er zuckte die Schultern. "Das frage ich mich schon seit ich Suga kenne. Eigentlich dachte ich, dass es genau so wäre wie bei uns, aber in letzter Zeit, bin ich mir da doch nicht mehr ganz so sicher."

Ich seufzte und versuchte meine Trauer mir nicht allzu stark ansehen zu lassen.

"Es ist auch so, wie bei euch Wölfen. Es gibt diese vorbestimmten Partnerschaften.", antwortete ich kurz angebunden.

"Und du? Hast du schon deinen Partner für's Leben gefunden?"

Ich presste meine Lippen aufeinander. Warum musste ausgerechnet er das fragen?

"Alles gut?"

Ich sah zu Jimin und lächelte bitter.

"Ja, ich habe ihn schon gefunden. Aber er hat mich schon abgelehnt.", brachte ich mühsam hervor.

Irritation flackerte in seinem Blick auf. "Wie abgelehnt?"

Ich wandte meinen Blick ab und spürte wieder dieses Stechen in meiner Brust.

"Ich will nicht darüber reden.", blockte ich ab. Vor allem mit der Person, die für meine Misere verantwortlich war.

"Okay..." Jimin war leiser geworden.

Still saßen wir jeder für sich da und sahen dem Treiben im Saloon zu.

"Was denkst du eigentlich zu polygamischen Beziehungen?" Etwas irritiert sah ich zu Jimin herüber, der seinen Blick auf die Drei auf dem Tisch gerichtet hatte und nachzudenken schien.

"Wie meinst du das?", fragte ich unsicher.

"Naja... Ich meine... Wie stehst du zu Liebesbeziehungen in die mehrere Personen involviert sind?" Verblüfft sah ich ihn an.

"Ich... ehm..." Ich verstummte kurz und sammelte meine Gedanken.

"Es soll vorkommen, dass es sowas auch in den Gefährtenbeziehungen gibt. Es gibt sogar ein Trio, das ich kenne, das in so einer Beziehung steckt.", gab ich zu.

"Auch wenn ich nicht ganz verstehe wie das funktioniert, denke ich dennoch, dass es möglich ist so eine Beziehung zu führen. Vor allem, wenn es alles Wölfe sind, die sich aufeinander geprägt haben.", antwortete ich auf seine Frage. Jimin nickte und ließ seinen Blick nicht von den Dreien.

"Ich glaube... Nein ich weiß es... Ich hab mich auf zwei Personen geprägt.", murmelte er so leise und neben der Spur, dass ich es fast überhört hatte.

Auch wenn es mir einen weiteren Stich versetzte sah ich überrascht zu ihm herüber.

"Wirklich?", fragte ich leise nach.

Langsam nickte er und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten.

"Und beide werden nie im Leben diese Bindung so erwidern können, wie ich sie gegenüber ihnen empfinde...", murmelte er leise mit belegter Stimme.

"Das... tut mir leid.", erwiderte ich leise und wandte meinen Blick von ihm ab. Warum konnte er nicht wenigstens glücklich sein, was sein Liebesglück betraf?

"Kann... kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich vorsichtig. Bitter lachte er auf.

"Schön wäre es... Aber du kannst mir nicht helfen."

"Tut mir leid...", murmelte ich.

"Schon gut... Aber es ist mein Problem. Ich muss das selbst auf die Reihe bekommen und selber kämpfen.", seufzte er und fuhr sich aufgebracht durch seine Haare. Wenn er wüsste, wie attraktiv er aussah, wenn er seine Stirn etwas freilegte...

Frustriert seufzte ich und sah meinen Freunden zu, wie sie einen halben Porno auf dem Tanztisch darboten und von den umliegenden Tischen angefeuert wurden.

Bambam hatte seine Hand schon längst in Yugs Hose, dessen Hals von Jackson halb vergewaltigt wurde. Gerade als Bambam seine zweite Hand in die Hose von Jackson schieben wollte, änderte sich mit einem Mal etwas in Yugs Gesicht.

"Ich glaube jetzt ist der Punkt gekommen einzugreifen.", kommentierte ich das Geschehen.

"Was?" Jimins Kopf flog zu mir.

"Komme gleich wieder."

Ich schnappte mir eine Schüssel hinter der Theke und sprang durch den Raum und riss Yugs von den anderen Zwei und beförderte ihn vom Tisch in eine Ecke. Keine Sekunde zu spät hielt ich ihm die Schüssel vor die Nase, da er sogleich diese mit seinem Mageninhalt füllte.

"Ich glaube du hast genug, Yugs.", kommentierte ich es und strich ihm über den Rücken. Weinerlich nickte er und umklammerte die Schüssel.

Jackson und Bambam taten derweilen, als sei nichts gewesen und führten ihre Show einfach weiter. Nicht ohne mir fragende Blicke zu zu werfen, ob alles in Ordnung wäre. So sorgten sie wenigstens für Ablenkung, dass mein Kumpel vor mir nicht zu viel Aufmerksamkeit bekam.

Ich hob den Daumen und sammelte dann den etwas Jüngeren vom Boden auf und brachte ihn aus der nächsten Tür nach draußen. Dort setzte ich ihn anschließend an die nächstbeste Wand, in der Hand die Schüssel und verschwand noch einmal nach drinnen, um Jimin zu holen.

Im Gegensatz zu ihm, wusste ich nämlich nicht, wo der Blauschwarzhaarige Vogel wohnte.

Bunny ~ JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt