IX

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Der Unterricht zog sich Ellen lang, doch sobald wir uns alle zur Bewertung unserer Leistung zum Ende hin zusammentrafen, stöhnte ich leise erleichtert auf. Gespannt hörte ich zu, obwohl schon anzunehmen war, dass ich meine Leistungen verbessern sollte, um noch eine gute Note dieses Halbjahr zu bekommen. Und tatsächlich wurde genau das gesagt, was mich enttäuscht den Kopf senken ließ, als es auch schon zum Nächsten ging. Meine Noten waren nicht überall die besten, aber ich versuchte es immerhin.
Ein Stupsen an meiner rechten Seite riss mich aus den Gedanken. Beim Aufsehen blickte ich in die Augen von Jennifer, die mit verschränkten Armen deutlich was auf der Seele hatte. „Eric meinte, ihr wart gestern unterwegs." murmelte sie tief, sodass es niemand hören konnte außer mir. Oh junge, was kam denn jetzt?
Seufzend blickte ich zum Lehrer, um mir ihren Blick nicht anzutun. „Nicht wirklich unterwegs. Eher nebeneinander sitzen und rauchen, bevor ich abgehauen bin."
„Aber du warst mit ihm." drängt sie, „Wieso?"

Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. „Keine Ahnung. Einfach so. Frag ihn selbst. Ich bereue es selbst, also keine Sorge. Das wird nicht nochmal passieren." Naja, fast... Ich wollte mich immer noch wegen dieser verdammten ID boxen. Oder eher ihn.
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie mich einen Moment musterte. „Er ist nur nicht der Typ, um mit jemand Fremdes einfach so abzuhängen. Wolltest du was von ihm?"
„Was? Nein!" meinte ich flüsternd im empörten Ton.
„Was dann? Verliebt?"
Schnaubend schüttelte ich den Kopf. „Als ob. Jetzt lass mich damit in Ruhe." brummte ich angebissen.
„Ich lasse dich erst in Ruhe, wenn ich es will." knurrte sie, was mich sie mit verengten Augen ansehen ließ.
„Interessiert mich einen scheiß Dreck."
„Wer denkst du, wer du bist, Außenseiter?" zischte sie leise zurück und nun konnte man ein Flackern in ihren Augen erkennen.
„Hey, was ist dein Problem?" herrschte ich sie an.
„Dass ein Niemand, wie du, plötzlich in Kontakt kommt mit einem Typen, wie Eric. Du kennst ihn nicht und es ist ein Wunder, dass er alleine mit dir war, ohne dich gleich auszurauben." presste sie hervor. „Also musstest du was damit zu tun haben. Bist du eine falsche Schlange, Anerston?"
Empört von ihrer Anschuldigung verzog ich die Brauen, bevor ich den Kopf schüttelte und einfach wegging. Jetzt ist mir definitiv alles egal geworden. Ich hatte keinen Bock mehr. Keinen Bock auf irgendwas!

Angepisst ging ich mit groben Schritten von der Wiese und hörte nicht einmal auf den Lehrer, der mir nachrief. Ich ging doch nicht zurück zu denen. Am Ende waren doch alle gleich.
Unerwartet traf ich mit etwas hartem zusammen, was mir sofort den Wind aus den Segeln nahm und ich blinzelnd hoch sah, nur, um in ein Paar grün-gräulicher Augen zu starren, die genauso überrascht wirkten, wie meine. Sie gehörten keinem anderen als Brad Hetht, was mir nun auch die Luft aus den Lungen nahm und ich ihn schockiert ansah. Ich wusste nicht, das Oberkörper so hart sein konnten und es ließ mir die Röte in die Wangen steigen. Mit erhobenen Händen stand er vor mir. „Sorry,-.." Er hielt inne. Wow, er kannte nicht einmal meinen Namen. Nicht, dass wir in einem Kurs saßen oder so, aber was erwartete ich. Dennoch konnte ich es mir nicht verkneifen die Augenlider emotionslos sinken zu lassen und ihn monoton anzustarren, während er mich musterte. Wahrscheinlich sollte ich mich glücklich schätzen, überhaupt eine Entschuldigung von ihm bekommen zu haben. Nein, überhaupt von dem Brad Hetht bemerkt zu werden. Doch meine Freude hielt sich in Grenzen, auch wenn ich zugeben musste etwas zu spüren, dass meinen Bauch kribbeln ließ.
Es verging ein zu langer Moment, wo er mich einfach mit bewegenden Lippen ansah. Wahrscheinlich, weil er sich versuchte an meinen Namen zu erinnern, aber irgendwann reichte es mir und ich wendete mich wortlos ab. Geh einfach in die Umkleiden und nach hause, Heather. Der Tag war gelaufen..

Cold WinterOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz