XIX

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Die Tage gingen ereignislos, aber nervig weiter und ich konnte nicht erwarten, bis das Wochenende eintreten würde.
Nur Eric versuchte mir meine Zeit zu erschweren, indem er mir innerhalb der Zeit zwei weitere Nachrichten gesendet hatte, in denen er mich auf diese bekloppte Party bringen wollte. Natürlich überlegte ich darüber, wenn alles ruhig war, und ich nichts zu tun fand. Es wäre sicherlich mal gut Abwechslung zu bekommen, aber zum anderen hatte ich keine Lust auf die ganzen Leute meiner Schule. Deshalb ließ ich seine Nachrichten unbeantwortet.

Der seelige Freitag war da und sobald ich Zuhause war und die Haustür hinter mir zufallen ließ, atmete ich tief durch. Endlich Ruhe. "Du siehst aber beschissen aus." Oder auch nicht.
Mit funkelndem Blick sah ich meinen Bruder im Flur an, der gelassen Chips knabberte.
"Aber neu ist das auch nicht."
Mit zuckender Braue ignorierte ich seine Kommentare. "Wieso bist du schon Zuhause?"
"Ich bin schnell nach hause gerannt, weil ich gleich zu einem Kumpel gehe, um bei ihm zu übernachten." meinte er und ging in das nebenanliegende Wohnzimmer.
"Wissen Mom und Dad davon?" Ächzend folgte ich ihm und massierte mir die Arme. Unsere tolle Couch. Dich hatte ich herbeigesehnt. Schwer ließ ich mich fallen und Derek machte es mir nach.
"Klar." antwortete er gelassen, "Mom sollte auch bald nach hause kommen, um mich hinzufahren. Du bleibst wieder Zuhause?"
"Was denn sonst?" brummte ich und legte den Kopf auf die Lehne, während ich den Unterarm über die Augen legte.
"Loser." murmelte mein Bruder, was mich ihn wieder böse ansehen ließ.
"Schwachmat."
"Du gehst nie raus. Du verhälst dich, wie eine alte Frau, die ihr Leben schon zuende gelebt hat."
"Hey." murmelte ich beleidigt.
"Das sind die Worte von Mom und Dad. Nicht meine." hob er unschuldig die Hände.
Aber natürlich.
Mir sind die Meinungen meiner Familie schon bewusst, aber genauso wenig interessierten sie mich. Auch wenn ich selbst merkte, wie mich die Langeweile manchmal zu ersticken drohte.


Nicht lange und Mom kam an, um meinen Bruder sofort wegzubringen. Ich suchte mir währenddessen emotionslos etwas aus dem Kühlschrank und stellte mich darauf ein, heute nichts, außer essen und Serien suchten zu tun.
"Bye, Loser!" rief mir Derek aus dem Flur noch hinterher, was ihm eine Abfuhr meiner Mom einbrockte.
Grimmig ließ ich es über mich ergehen. Der Knirps wurde langsam echt nervig. Sicherlich wird seine Pubertät nicht weniger schlimm.

Das Klingeln meines Handys ließ mich von dem Schmieren kalorienreicher Brote ablegen und deinteressiert auf den Display schauen. Doch es waren nicht meine Eltern, die da anriefen, sondern Eric.
Erstarrend brauchte ich einen Moment, bevor ich gedankenlos abnahm. "Wieso rufst du an?" brummte ich.
"Auch Hallo." brummte er zurück. "Was machst du?"
Stutzig verzog ich die Brauen. "Essen?"
"Du machst dich nicht fertig?"
"Wofür?"
"Die Party startet um sechs."
Vollkommen aus der Fassung wedelte ich mit der freien Hand umher, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Ich sagte doch, ich komme nicht mit!"
"Und ich sage du kommst." gab er so ruhig von sich, als würde das alles festschreiben.
"N-E-I-N. Ich habe keine Lust auf die von unserer Schule."
"Die meisten dort kommen nicht von unserer Schule. Und was hat es dich überhaupt zu jucken? Du kannst die auch dort ignorieren."
Stumm blickte ich auf mein unfertiges Brot, das mein erstes Essen an dem Tag wäre. Dass ich die Menschen nicht kannte machte es nicht unbedingt besser, aber ertragbarer. Ich müsste keine der Fressen auf der Schule begegnen oder Stoff für Gerüchte freigeben. Und niemand würde auf die Idee kommen, mich in der Schule anzusprechen. Außer Eric.
"Also?" fragte er nach meiner Stille.
Doch komischerweise verlieh mir seine Stimme schlechte Laune, weshalb ich einfach auflegte und das alte Dreckshandy einfach auf die Arbeitsfläche schmiss.
Rein aus Prinzip würde ich nicht hingehen, auch wenn ein kleiner Teil in mir dafür wütend auf mich war.


"So verbingst du jetzt deinen Abend?" fragte Mom mit den Händen in den Hüften, nachdem sie Derek abgesetzt hatte.
An einer Apfeltasche mampfend sah ich sie an, während der Fernseher lief. Sicherlich sah ich gerade wie ein Penner auf der Couch aus, was mich jedoch nicht interessierte. "Das ganze Wochenende." nuschelte ich und biss provokant ab.
Sie seufzte enttäuscht, was ihren so schon vom langen Tag verrückten Dutt noch mehr löste. Sie strich sich über das enge Kleid, dass sich vom Bewegen ein wenig geraffelt hatte. Ich wusste, dass ich einer der größten Niederlagen an Tochter war, die je existiert hatten. Meine Mutter wünschte sich eine, die sich wie sie stylte und sich für Mädchenkram interessierte. Keine in schwarz gekleidete, magere, die dauernd Rock hörte und nichts mit sich anfing.

Plötzlich klingelte es an der Haustür und wir sahen uns verwirrt an. Ohne etwas zu äußern ging sie wieder in den Flur, aus dem sie gerade kam, doch ich konzentrierte mich wieder auf die Folge von Friends und überlegte mir schon die nächste Apfeltasche zu erwärmen, bevor ich die erste aufgegessen hatte. Mein Magen war definitiv zu leer und meine Langeweile zu groß.
Doch bevor ich die Idee sorgfältiger durchdenken konnte, rief mich meine Mutter zur Tür.
Stöhnend rollte ich von der Couch und trottete müde zu ihr, doch blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als ich einen charmant lächelnden Eric an der Türschwelle stehen sah.
"Was machst du hier?" fragte ich geschockt und er grinste auf. Woher kannte er meine Adresse?
"Dieser junge Mann meint, er ist hier, um dich abzuholen." meinte Mom und sah mich mit erhobenen Brauen an.
Mit zusammengezogenen Brauen sah ich wieder zu ihm und konnte nur mit Mühe den Zorn unterdrücken. "Ich habe nicht vor irgendwohin zu gehen." knurrte ich zum x-ten Mal heute.
"Komm schon, Heather." kam es von Eric, als wären wir dick. "Du wirst Spaß haben. Wir alle sind nette Leute und würden uns freuen, dich näher kennenzulernen." Irritiert, wie er sprach, starrte ich ihn ungehobelt an. Etwas stimmte hier nicht. Aber gewaltig.
"Wieso willst du nicht hingehen?" meldete sich meine Mutter wieder zu Wort und ich starrte ihr genauso unberührt in die hellgrünen-blauen Augen.

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich zischte die Luft scharf ein, während ich Eric wieder in das unschuldige Gesicht sah und den Finger gegen ihn hob. "Nein." Er versuchte meine Mutter für sich einzunehmen, weil dieser Bastard eins und eins zusammengezählt hat und weiß, dass nur sie mich zur Party zwingen kann.
Dann sagte ich dasselbe in das Gesicht meiner Mutter.
"Warum schlägst du ein solches Angebot ab? Du kannst nicht jeden Tag in der Bude verbingen!"
"Mom, ich habe keine Lust und aus ist's."
"Das akzeptiere ich nicht. Los. Zieh dich an und sei einmal in deinem Leben gesellig."
"Mom!" protestierte ich geschockt und ignorierte absichtlich Erics selbstzufrieden grinsendes Gesicht, dass sich in meinen Augenwinkel brannte.
"Keine Widerworte. Sonst darfst du über das Wochenend all meine Hausarbeiten übernehmen, bei denen du mir sonst nicht hilfst. Also entscheide du, was dir lieber wäre." gab sie es in ihrem 'Momton' ab und ließ sich von meinem empörten Audruck nicht unterkriegen.

Fast hätte ich gesagt, dass ich lieber die Hausarbeiten machen würde, als mit Eric Falcon den Abend zu verbringen, aber das wäre gelogen.
Einen Moment blieb ich aus Sturheit stumm, doch zischte darauf genervt und griff nach meinen Vans. "Na schön!" meinte ich angekotzt.
"Du willst so raus?" kam es von Eric und wenn Blicke töten könnten, wäre er durch meinen auf der Stelle krepiert.
"Halt die Klappe." zischte ich leise mit dem Wissen, das Mom solche Ausdrücke wie die Pest hasste.
"Er hat vollkommen Recht. So kannst du nicht auf eine Party gehen. Komm ich stelle dir was zusammen, bevor du dich vor allen noch blamierst."

Cold WinterWhere stories live. Discover now