XVII

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In drei Tagen fingen die Klausuren an. Dabei hatten wir noch nicht mal Halloween erlebt. Und das erst, was ich über mich ergehen lassen konnte, war Jennifers vernichtender Blick auf mich, sobald ich in den Hauptbereicht trat.
Am liebsten würde ich sie anmotzen und ihr sagen, sie soll sich endlich einkriegen, doch das würde nichts bringen. Eher mehr Stress - so, wie ich sie kannte - und das wollte ich wie immer nur umgehen.


"Mrs. Anerston, kommen sie doch vor und erklären uns die Karte." kam es von meinem Geographilehrer, der mich sonst nie wählte.
In Schockstarre saß ich auch noch zu lange da und konnte den Fakt nicht verarbeiten, innerhalb kürzester Zeit wieder von einem Leherer angesprochen zu werden. Was war dieses Jahr nur mit denen los?! Gab es Aliens, die nur zum Herbst ankamen um anderen den Kopf zu waschen, damit sie Personen mit dem Namen Heather Anerston terrrosisierten?
"Ich glaube der Creep ist taub, Mr. Hutchers." raunte Kelly mit dem Kinn in der Hand und löste ein Kichern in dem Kurs aus.
"Mrs. Jordens, dass war-"
"Ich zeig dir gleich eine Methode, die dich taub macht." zischte ich unkontrolliert auf und sammelte die nötigen Notizen zusammen, die ich beim erklären brauchte, bevor ich angepisst aufstand.
Das erstaunte murmeln der anderen ließ sie sich natürlich nicht gefallen, weshalb wir in ein hitziges Argument kamen, dass der Lehrer schwer unterbinden konnte. Erst, als er uns mit dem Direktor drohte hielten wir den Mund und ich musste wenigstens nicht mehr vortragen.


Es war erst die erste Stunde vorbei und ich war an meiner Grenze. Alles und jeder nervte mich mehr denn je und ich spürte eine Aggression in mir aufwachsen, die ich schwer kontrollieren konnte.
Ich brauchte eine Zigarrette. Das stand fest. Andersnfalls würde ich überschnappen.
Mürrisch stapfte ich durch die Gänge bis zum hintersten Part des Gebäudes und ging durch eine selten verwendete Tür nach draußen, wo mich die kühle Luft begrüßte.

Nur diese Stelle war sowas wie ein toter Winkel für die Blicke von anderen. Das hieß, so konnten keine Petzen weder Lehrer mitbekommen, was hier geschah. Und niemand kam hierher, weil es hier sonst nichts gab.
Aber genau deshalb stand eine kleine Gruppe da und schien das Raucherverlangen schon vor mir gehabt zu haben. Und zu allem Überfluss erkannte ich Lucas mit einem Mädel dastehen, als auch die zwei anderen Typen, die am Tag, wo ich Eric beim Fahrradklauen erwischt hatte, dabei waren. Dieses Ergeignis kam mir vor, als wären seither Jahre vergangen.
Aber genau deshalb schaffte ich einen so großen Abstand zu ihnen und setzte mich an den Bordstein, der gerade noch so im toten Winkel lag.

Vollkommen kaputt blendete ich ihr oh-so-lustiges Gespräch aus und versuchte den Anblick von Lucas' schrecklich hochgestylten grell blonden Haaren zu vergessen, während ich mir ungeduldig die Kippe anzündete.
Sobald ich den Rauch in meinen Lungen spürte schien die Welt wieder halbwegs ertragbarer zu werden und ich pustete ihn mit einem befriedigten Seufzen aus. Normalerweise rauchte ich nicht in der Schule. Einfach, weil es riskant war. Aber in diesem Moment konnte ich nicht verzichten.

Jetzt musste ich nur noch dem Drang wiederstehen, die Minuten bis zum Schulschluss zu zählen und ich wäre gut dran. Und natürlich dem Drang mir nicht die verdammte Birne wegzuschießen. Ich konnte kotzen.

Und obwohl ich absichtlich Abstand von den anderen hielt, stand jemand plötzlich neben mir und ich verfluchte die Person in meinem inneren, die es wagte, meine Nerven zu beanspruchen.
"Du bist doch Heather, oder?"
Angepisst sah ich hoch zu zwei grau-blauen Augen, die mich unschuldig musterten. Verdammte Scheiße, Lucas, was war in dich gefahren? "Und?" entgegnete ich mürrisch, was ihn die Brauen verziehen ließ.
"Nichts. Jennifer hatte sich nur letztens über dich aufgeregt, obwohl ihr eigentlich nie etwas zusammen unternommen habt, soweit ich weiß. Sie hat Eric sogar kleingemacht, was...selbst sie sich meistens nicht traut. Aber er wollte nichts verraten." Wow. So sehr störte es sie also.. "Was war passiert?"
Den Blick abwendend zog ich erneut an meiner Zigarrette. Wenn Eric nichts verriet, wäre es kein Problem auch nichts zu erklären. "Absolut nichts." brummte ich also.

Cold WinterWhere stories live. Discover now