LXIII

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"Ich mache auf!" meinte meine Mutter aufgeregt, sobald es klingelte, und verschwand sofort, weshalb ich nur genervt ausstöhnen konnte und den Kopf zurückwurf.
Ich konnte ja verstehen, dass es für sie aufregend war, dass ausgerechnet ich einmal in meinem Leben einen richtigen Abend unter Jugendlichen verbachte, aber zu viel war zu viel.
"Nehme ihr das nicht übel, Heather." kam es plötzlich von Dad, der neben mir saß und Tonic trank.
Verzweifelt sah ich zu ihm.
"Es ist einfach neu für sie. Im Stillen hatte sie immer gehofft, dass du mal aus deiner Hülle kommst und ist deshalb total stolz auf dich." Er rückte seine Brille zurecht, während er immer noch auf den Fernseher starrte. "Sei vorsichtig, Kleine."
Alleine seine Worte fühlten sich wie ein Faustschlag in die Magengrube an, aber durch die Nervosität Brad gleich zu sehen, ignorierte ich das Gefühl. Also stand ich ächzend auf, um zu meiner Mutter zu gehen, bevor sie mich vollends blamierte. Doch auf halben Weg kam sie mir überstürzt entgegen und wirkte schon fast panisch.
"Es ist ein anderer Junge!" keuchte sie leise und griff dabei nach meinem Arm. "Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du mit einem Footballspieler ausgehst?! Er ist total charmant!"
Mit gekrümmten Brauen versuchte ich gelassen zu wirken. "Woher weißt du, dass er Footballspieler ist?"
Sie bedachte mich mit einem bösen und doch lieblichen Blick. "Verdammt, Heather!" flüsterte sie angeregt, "Ich erkenne doch wohl einen von denen, wenn ich ihn sehe. Immerhin hatte ich genug davon in der Schulzeit angefasst."

Mit großen Augen musterte ich sie, während Dad beleidigt murmelte. Wenigstens das brachte sie zurück zur Besinnung und sie entschuldigte sich bei ihm. Tief durchatmend versuchte sie sich zu beruhigen. "Okay, egal. Ich hatte nur erwartet, es wäre dieser Eric..."
Erstarrend wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Es war plausibel, dass sie ihn erwartete, weil er nun mal die erste und letzte Person bisher war, die Mom durch mich kennengelernt hatte. Aber dennoch ließ es mich komisch fühlen..
Sie spürte mein Unbehagen, weshalb sie sich schnell räusperte. "Naja. Auch unwichtig. Ich hoffe du hast Spaß." lächelte sie ermutigend mit ihren grauen Augen, "Und vergiss nicht uns hin und wieder zu schreiben."
Die Augen verdrehend nickte ich und rückte meine kleine Tasche zurecht, in der ich das Handy und Schlüssel trug. "Ja, Mom..."

Mit einem letzten aufmunternden Tätscheln an meinem Arm, das sich komischwerweise gut anfühlte, entließ sie mich und ich ging in den Eingangsbereich unter dessen Tür Brad dastand.
Sofort wurden seine Augen größer als das charmante Lächeln und ich stockte etwas. "Hey.." brummte ich leise, als ich mich näherte.
Er musterte mich noch einen Moment ungläubig, bis das Lächeln wieder intensiver wurde. "Hey." entgegnete er weich und streckte mir seine Armbeuge entgegen, "Bereit?"
Er trug ein weißes Leinenhemd, welches seine von der Sonne geküssten Haut anzuhimmeln schien, und die zwei geöffneten Knöpfe am Kragen verstärkten diesen Effekt nur, indem man das entblößte Bruststück selbst anzuhimmeln versuchte.
Brad war wie eine weiche undurchdringliche Wucht und ich konnte nicht glauben, dass sich diese Wucht versuchte direkt an mich zu richten.

Ich lächelte irgendwie zurück, in der Hoffnung, nicht, wie ein idiotischer Crackhead auszusehen und hackte mich bei ihm unter. Sofort spürte ich seine Wärme unter den Fingerkuppen und konnte nicht anders, als mich ein wenig in den Stoff zu krallen.
"Schönen Abend noch, Mrs Anerston. Ich werde Heather heil zurückbringen, versprochen." lächelte er nochmal ins Haus, worauf ich mich zu meiner Mutter umdrehte, die ihren Kopf die ganze Zeit über die Ecke geschoben hatte, um uns zu beobachten.
"Das will ich hoffen. Habt Spaß!" winkte sie ein wenig ertappt.
Ich griff nach meiner gefütterten Jeansjacke und zog die Tür so schnell wie möglich hinter uns zu. Dieser ganze Tag war so peinlich, dass ich einen Moment brauchte, indem ich erstarrt dastand, obwohl die Kälte sich in meine Haut biss. Aber es war Brads Wärme an meiner Hand, die sich rasant in meinem ganzen Körper ausbreitete, und komischerweise ausreichte, um mich vorerst nicht zittern zu lassen.

"Nette Mom." brachte er es als erster heraus und ich sah angespannt zu ihm hinauf. Das grau-grün seiner Augen ließ mich entspannen und ich hörte auf so verkrampft an die Sache zu gehen. Brad wollte mir nichts tun. Er war hier, um mit mir Spaß zu haben und das wars. Also kein Grund zur Sorge.
Ich atmete leise aus, doch konnte den genervten Unterton dabei nicht unterdrücken, während ich mich vom Haus wegdrehte und ihn somit von der Veranda führte. "Wohl eher anhänglich." brummte ich. "Ich sage dir, wir brauchen nicht einmal 5 Schritte zu gehen und werden sie schon am Fenster beobachten sehen. Wetten?"
Sein Mundwinkel zuckte amüsiert auf und er bedachte mich mit einem interessierten Seitenblick, während er mich weiter zu seinem weißen Jeep führte, der gleich vor dem Haus am Straßenrand stand.
Ich fing an unsere Schritte mitzuzählen - ziemlich überzeugt von meiner Aussage - doch drehte den Kopf schon bei vier, wo ich tatsächlich das Gesicht meiner Mutter zwischen den Spitzengardinen erblicken konnte.
Auch Brad hatte mit mir zurückgeblickt und sie geradeso sehen können, weshalb er innerlich und leise in sich lachte und wieder vorausblickte.

"Sie macht sich nun mal Sorgen. Das ist vollkommen normal für eine Mutter."
Dennoch sendete ich grifitge Blicke in die Richtung, wo meine Mutter sich bei unseren Blicken schnell verflüchtigt hatte, und hoffte, sie würde es durch die Gardinen sehen.

Ich ließ mich von Brad in den Wagen setzen und kam erst jetzt dazu mir die Jacke überzuziehen.
"So. Hast du Lieblingssänger oder Bands?" fragte er mich, sobald wir saßen und tippte auf seinem IPhone herum.
Unsicher knetete ich die Hände und wusste nicht, wie ich antworten sollte. Ich konnte schwer mit Heavy Methal ähnlichem Scheiß ankommen. Denn ich bezweifelte sehr, dass Brad soetwas hörte.
"Also ACDC gehört wohl schon mal dazu, oder?" grinste er mich an.
Erstaunt hörte ich mit dem Kneten auf. "Woher weißt du das?"
"Du hattest deren Shirt beim Airsoft an."
"Dass du dir das gemerkt hast.." murmelte ich, als auch schon die ersten Klänge der Band aus der Anlage kamen und Brad somit abfahren konnte.
"Natürlich. Ich behalte immer alles im Auge, was um mich passiert. Ist auch irgendwie eine Voraussetzung beim Football."
"Ich bin eher davon gerührt, dass du mich nicht als einer der Personen eingeschätzt hast, die Bandshirts nur tragen, weil es cool ist. Also danke."
"Immer wieder gerne." grinste er zufrieden.

Cold WinterWhere stories live. Discover now