XXXIV

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"Scheiße." fluchte Jennifer leise neben mir. "Mach dich jetzt auf was gefasst und bleibe ruhig." Doch ich konnte nicht sagen, ob sie das zu mir oder eher zu sich selbst sagte.

Als ich wieder zu Eric sah, kreuzten sich für einen Moment unsere Blicke, bevor er wieder Jennifer taxierte.
"Was ist jetzt schon wieder, großer Junge?" sprach sie es so leichtfertig aus und ich stellte ihre mentale Standfestigkeit in Frage, während sie sich auf die Hände zurück lehnte.
Er ließ sich Zeit, bis er vor uns stehen blieb. "Ich will meine Drogen zurück." knurrte er tief, was Jennifer ein verdutztes Geräusch entlockte.
"Seit wann das?"
"Seit heute." presste er kochend zurück.
"Ich habe den Großteil Gesternabend bei Freunden verprasselt und selbst kaum etwas angefasst. Das Geld bekommst du dafür doch immer irgenwann zurück."
"Ich will sie nicht irgendwann. Jetzt."
Verwirrt verzog sie die Brauen. Also entweder war Jennifer tougher, als ich sie eingeschätzt hatte oder sie war gut im verbergen. "Seit wann das? Du hast nie danach gedrängt. Und hättest du etwas früher gesagt, hätte ich mich darauf vorbereitet. Ich hab nichts."
"Und was machst du hier?" Unerwartet plötzlich in die Konversation einbezogen worden zu sein erstarrte ich und blickte direkt zu Eric, der Jennifer genauso schnell vergessen zu haben schien. Sein animalischer Blick bohrte sich in mich.

Ruhig bleiben, Heather, sprach ich auf mich ein und versuchte Jennifers Miene zu immitieren, auch wenn nicht so gelassen, wie sie es tat. "Ich..." fing ich an, doch meine Stimme brach heiser ab, wofür ich mich verfluchte. Wieso war ich auf einmal so?!
"Sie hängt mit mir und den anderen ab." mischte sich Jennifer ein und nickte zu den Typen auf dem Feld, wo die ersten Erics Anwesenheit bemerkt haben schienen. Doch er verschwendete keinen Muskel daran, auch nur in deren Richtung zu sehen.
"Und wer hat euch das erlaubt?" knurrte er leise.
Ein ungläubiges - meiner Meinung nach zu höhnisches - Schnauben kam aus Jennifers Kehle. "Wieso sollten wir eine Erlaubnis brauchen? Und von wem? Dir?"
"Oh, ja." ließ er sich nicht aus der Rolle bringen. Sein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde gefährlicher und ich erinnerte mich, als er mich an die Spinde geworfen hatte. Jedoch war er damals nicht so angepisst, wie in diesem Moment. Und für was? Für Drogen?
Wie armseelig konnte man sein..

"Hey." kam eine tiefe Stimme dazu und wir blickten zu Keith, der sich mit den anderen näherte. Außer Eric. Der erstach Jennifer mit seinen Augen. "Gibt es ein Problem?"
Plötzlich war Keith nicht mehr so locker und witzig drauf, wie das ganze Treffen über. Er war angespannt und hatte die Schultern so breit, als würde er sich auf etwas gefasst machen.

Jennifer seufzte neben mir. Als wäre sie kraftlos und verzweifelt. Etwas, dass ich nie aus ihr kommen gehört hatte. "Eric macht Stress, weil er die Drogen, die ich euch gestern gegeben habe aus irgendeinem Grund wieder zurück haben will."
"Und zwar sofort. Dass du dem Schwein was abgegeben hast besprechen wir später." zischte dieser und hatte immer noch nicht von Jennifer weggesehen.
"Ich habe. Keine." brummte Jennifer angepisst, bevor ihre Stimme wieder so verletzlich klang und sie große Rehaugen machte. "Keith. Kannst du ihm bitte sagen, dass wir kaum noch welche dagelassen haben und ich ihm das Geld Ende der Woche gebe?"
"Der Hurensohn soll sich schön raushalten, bevor ich ihm wieder die Fresse poliere, so, wie beim letzten Mal." knurrte Eric. Seine Hände zu Fäusten geformt, wo die Knöcheln sofort weiß hervortraten.

"Du traust dich aber ganz schön, du Hosenscheißer." trat Keith mit rotem Gesicht an ihn heran, "Vergiss nicht, wie ich dich-" doch er konnte nicht beenden, was er sagen wollte, da Eric, wie aus dem Nichts, seine Faust in Keiths Gesicht rammte, sodass dieser zurückstolperte und fast die Reihen hinunter gefallen wäre. Seine Freunde eilten zur Hilfe, doch er schlug ihre helfenden Hände fort.
"Du brauchst nur ein schönes Gesicht und bezaubernde Augen und schon kannst du die Männer die Arbeit machen lassen." murmelte Jennifer beschwörend neben meinem Ohr, sodass nur ich es hören konnte.
Es ließ mich die Luft geschockt anhalten. Doch ich konnte mir keine richtige Meinung dazu bilden, da Keith genauso blutrünstig auf Eric stürzte und einige Treffer landete, bevor die anderen versuchten, sie auseinander zu halten.
Selbst ich war gedankenlos aufgestanden, um mich zwischen die Beiden zu stellen. Auch wenn mir Erics rotangelaufenes Gesicht ernsthafte Angst machte. Ich konnte schwören seine Muskeln unter der Lederjacke zucken zu sehen.
"Lasst mich verdammte Scheiße los!" presste er zwischen seinen Zähnen hervor und schlug einen der Typen weg, der ihn festhielt. Direkt auf die Nase und das Knacken war deutlich zu hören.

Cold WinterWhere stories live. Discover now