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„Danke", sagte Kilian erleichtert, als Leo ihm die Zahnbürste reichte. „Und ... Kaffee?", hakte er vorsichtig nach.
„Wenn du einen Gaskocher hast, habe ich Kaffee", antwortete sie. „Obwohl ich damit sehr, sehr sparsam umgehen wollte. Ich meine, wer weiß, wann wir wieder welchen bekommen. Das wird eine harte Zeit", seufzte sie.
„Das kannst du laut sagen", stimmte er ihr zu. „Wollen wir in der Küche schauen, ob es da Gas gibt? Falls nicht ... Pech gehabt, würde ich sagen. Leider."
Leo war einverstanden und die beiden machten sich auf den Weg in die Küche. Sobald sie ihr Zimmer verlassen hatten, überkam sie wieder dieses widerliche Gefühl, dass hinter jeder Ecke einer der anderen lauern konnte.
Die Nacht hatte ihre Angst vor den Wesen nicht verringern, sondern im Gegenteil noch verstärkt.
Doch trotz ihrer Bedenken erreichten sie die Küche ohne Zwischenfälle. Sogar einen Gasherd gab es, der noch funktionierte.
„Danke!", sagte Leo zu niemand bestimmtem, goss Wasser in einen Topf und suchte zwei Tassen, um den Kaffee zu machen. Eigentlich wollte sie es nicht zugeben, aber es fiel ihr schwer, auf einen gewissen Grad an Luxus zu verzichten. Eine warme Dusche, eine Tasse Kaffee, ein kuscheliger Bademantel, all das fehlte ihr.
„Denkst du an die Normalität?", fragte Kilian, nachdem sie einige Sekunden verträumt in die Luft gestarrt hatte.
Leo seufzte, nickte dann.
„Ich vermisse es", gab sie zu. „Ich hatte gehofft, ich sei etwas mehr einer dieser Survivaltypen, aber da habe ich mich wohl leider geirrt."
Kilian zögerte, doch dann legte er ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
„Keiner hat sich auf so etwas vorbereitet", sagte er. „Keiner. Und du hast bis jetzt überlebt, oder nicht? Du hast mich zur Wohnung meines Bruders gebracht. Du bist auf dem Weg zu deiner besten Freundin und ich will nicht mehr ich sein, wenn du mich gestern nicht überwältigt hättest, hättest du mich für eine Gefahr gehalten. Dein Manöver war ziemlich gut und ich bin froh, dass du es warst und nicht jemand, der böse Absichten hatte."
Leo lächelte.
„Danke", sagte sie. „Na los, sehen wir zu, dass wir hier fertig werden und weiter kommen. Ich habe Lilli schon viel zu lange warten lassen."
Schweigend beendeten sie ihr karges Frühstück und machten sich dann wieder auf den Weg Richtung Köln.
Es war beschwerlicher, als Leo angenommen hatte, die Autowracks auf der Straße gaben ihnen zwar gute Deckung, machten aber auch das Vorankommen erheblich komplizierter. Den Plan, sich einen Wagen oder ein Motorrad zu nehmen, verwarf sie schnell wieder, denn es gab kein Durchkommen auf der Straße.
„Da wünscht man sich doch fast in die USA, oder?", fragte Kilian. „Wo links und rechts neben den Straßen einfach nichts ist, sodass man bequem neben der Spur fahren kann."
„Ich wollte mir eigentlich ein Pferd suchen", gab Leo zu. „In der Hoffnung, dass die Biester nicht an Tieren interessiert sind, wie in dem neuen „Dawn of the Dead". Aber stattdessen bist du mir über den Weg gelaufen."

Wecke nicht die Toten: Band 1Where stories live. Discover now