27

185 13 0
                                    

Im Gegensatz zu den letzten Tagen waren mehr dieser Wesen auf den Straßen unterwegs, sodass Kilian Stella irgendwann auf die Arme nahm, da sie vor lauter Angst nicht mehr weiter wollte.
„Wir haben sie aufgescheucht", befürchtete Leo. „Meint ihr, sie ... naja, „suchen" nach uns?"
Sie hatten ja immer noch keine Ahnung, wie das Gehirn der Wesen funktionierte oder was sie überhaupt antrieb. Das war es, was Leo am meisten Angst machte.
„Weit werden wir nicht kommen, fürchte ich", sagte Balu leise, als sie eine kurze Pause machten. „Ich habe das Gefühl, dass diese Dinger uns einkreisen wollen."
„Dann durchbrechen wir den Kreis eben", erwiderte Leo. „Und teilen uns auf. Das hat schon mal geklappt. Und ich glaube, getrennt wären wir auch schneller."
Kilian überlegte. Ihm behagte es nicht, sich zu trennen, obwohl Leo durchaus Recht haben könnte. Es stellte sich nur die Frage, wo sie sich wieder treffen würden und wo sie den nächsten Unterschlupf fanden.
„Wir hätten uns Funkgeräte organisieren sollen", knurrte er. „Ohne sind wir jetzt völlig aufgeschmissen!"
„Funkgeräte könnten uns aber auch verraten", wandte Leo ein. „Wir können es jetzt nicht ändern. Ich wünschte auch, dass ich eine bessere Idee hätte – habe ich aber nicht. Also bleiben wir entweder zusammen und riskieren, in eine Falle zu geraten, oder wir teilen uns auf und hoffen, dass wir uns irgendwie wieder über den Weg laufen. Eine andere Option sehe ich nicht."
Keiner ihrer Gefährten sah wirklich begeistert aus, doch Stella war diejenige, die die Entscheidung traf.
„Ich will nicht, dass ihr weggeht", sagte sie. „Ich will, dass wir zusammen bleiben. Ich hab doch sonst niemanden mehr ... habt ihr mich nicht lieb?"
Dagegen konnte keiner von ihnen etwas sagen.
„Schon gut", seufzte Leo und schloss das Mädchen in die Arme. „Wir bleiben zusammen. Keiner geht weg. Okay?"
Keiner der anderen wollte es zugeben, aber sie waren alle erleichtert. Irgendeinen Weg würden sie schon finden – aber dafür mussten sie erst mal weiter.
„Also los", sagte Balu. „Wir sollten nicht noch mehr trödeln, sonst kommen wir wirklich nicht mehr hier weg."
Leo nickte und stand auf. Stella schien allerdings sichergehen zu wollen, dass sie bei der Gruppe blieb und hielt ihre Hand fest.
Leo ließ sie machen, obwohl sie nun in ihrer Verteidigung eingeschränkt war, doch die drei Männer bildeten ein Dreieck um sie, sodass sie im Falle eines Angriffs so gut wie möglich geschützt waren.
„Wir sollten versuchen, Schleichwege zu finden", meinte Leo irgendwann. „Vielleicht kennen die Dinger die nicht und decken nur die Hauptstraßen ab."
„Glaubst du nicht, dass du ihnen etwas zu viel Intelligenz unterstellst?", fragte Fabian. „Ich meine ... intelligent, klar, aber dass sie einen kompletten Straßenplan im Kopf haben?"
„Wir sollten immer vom schlimmsten ausgehen", sagte Kilian nur. „Ich stimme zu, dass wir die kleinen Straßen nehmen sollten. Vor allem, weil wir uns da besser verstecken können, wenn es notwendig wird."
„Na gut", seufzte Fabian. „Nehmen wir die Seitenstraßen. Aber beschwert euch nicht bei mir, wenn wir uns verlaufen."
Niemand widersprach ihm, sie hielten alle Ausschau nach den Wesen, doch keines ließ sich blicken, Nur ihre Rufe waren in den leeren Straßen zu hören, doch das reichte aus, um die Gruppe unter ständiger Anspannung stehen zu lassen.
Wir sollten uns nach dem nächsten Unterschlupf umsehen", sagte Kilian. „Oder erst mal nach dem nächsten Lebensmittelladen, wir haben nämlich kaum noch zu essen."
„Gute Idee", sagte Balu. „Hoffen wir, dass die Dinger das nicht von uns erwarten und uns dort auflauern."
Wie sich herausstellte, taten sie das nicht. Allerdings bevölkerten die Wesen die Straßen und schienen auf etwas zu warten.
Der Gruppe war das nicht geheuer, sodass sie sich nur rasch mit Nahrungsmitteln eindeckten und dann weiterzogen. Sie wollten lieber im Freien schlafen als noch länger in dieser unheimlichen Stadt zu bleiben.
„Müssen wir wirklich hier draußen schlafen?", fragte Stella ängstlich, nachdem sie ein karges und kaltes Abendessen zu sich genommen hatten. Ein Feuer war hier draußen zu unsicher, ohnehin mussten sie höllisch aufpassen, nicht entdeckt zu werden.
„Ja, Spätzchen", sagte Leo. „Leider. Meinst du, du kannst versuchen, es als Abenteuer zu sehen? Was ist deine Lieblingsgeschichte?"

Wecke nicht die Toten: Band 1Where stories live. Discover now