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Die drei Männer nickten und der Rest des Frühstücks wurde eine sehr schweigsame Angelegenheit.
Als sie aufbrachen, zogen dichte Wolken auf.
Leo sah besorgt in den Himmel.
„Vielleicht wäre es klüger, noch etwas hier zu bleiben", sagte sie. „Die Chance nutzen, etwas über diese Dinger rauszufinden. Ob sie bei Regen aktiver sind oder nicht. Oder wir testen, ob bei wir Regen unsere Spuren verwischen können. Was ist euch lieber?"
„Ich bin dafür, so schnell wie möglich am Ziel anzukommen", sagte Kilian.
„Allerdings hören wir bei Regen auch schlechter – und sehen weniger", gab Balu zu bedenken. „Ich finde Leos Vorschlag eigentlich ganz gut. Es kostet uns zwar einen Tag, aber lieber einen Tag verloren als den ganzen Rest, den wir sonst noch vor uns hätten."
Kilian warf ihm einen finsteren Blick zu, den Leo nicht nachvollziehen konnte. War zwischen den beiden irgendwas vorgefallen, von dem sie nichts mitbekommen hatte?
„Wir könnten die Zeit aber nutzen und schauen, ob wir in der Nähe noch etwas Brauchbares finden", schlug sie vor. „Mit diesem Haus haben wir immerhin eine recht sichere Zuflucht." Sie zögerte. „Lasst uns zu zweit gehen, einfach, damit wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können." Ihr Blick wanderte zwischen Balu, Kilian und Fabian hin und her.
Wenn sie mit Kilian ging, konnten Fabian und Balu einfach verschwinden, aber sie hatten ja keine Vorräte mehr von ihr, das wäre also zu verkraften.
„Kilian, gehen wir zwei zusammen?", fragte sie und hatte anscheinend das richtige gesagt, denn seine Miene hellte sich auf. Er nickte.
„Hat jeder von euch eine Uhr dabei?", fragte Fabian. „Dann würde ich sagen, treffen wir uns in fünf Stunden wieder hier und jeder nimmt so viel mit, wie er tragen kann?"
Leo sah Balu und Kilian an, die beide nickten.
„Alles klar", sagte sie. „Dann ... bis dann. Passt auf euch auf. Wenn es Probleme gibt ... wir sollten schauen, dass wir Funkgeräte oder sowas auftreiben, damit wir bei künftigen Aktionen in Kontakt bleiben können. Batterien wären dann auch wichtig." Sie seufzte. „Ich wünschte, ich hätte eine Apokalypsen-Checkliste gemacht, dann hätte ich jetzt nicht so einen Stress, mich an alles erinnern zu müssen ..."
„Für die nächste Katastrophe weißt du ja jetzt bescheid", schmunzelte Balu. „Also dann ... bis später. Passt auf euch auf, ich will euch heil wiedersehen, okay?"
Er drückte Leo kurz an sich und klopfte Kilian auf den Rücken.
„Bis später", sagte er.
Die beiden Gruppen liefen in unterschiedliche Richtungen, Kilian sagte nichts.
„Ist alles okay?", erkundigte Leo sich vorsichtig. „Haben Balu oder Fabi irgendwas getan?"
„Nein", knurrte er, seufzte dann jedoch und blieb stehen. „Doch", sagte er. „Es ist nur ... ihm hast du fast sofort vertraut, er darf dich einfach so in den Arm nehmen. Ich weiß, als du mich darum gebeten hast, war ich derjenige, der abgeblockt hat, aber ... ich weiß auch nicht. Wie ich gestern sagte, es ist eine Extremsituation und ich mag dich, Leo. Solange mein Bruder nicht bei mir ist, bist du mein Anker in dieser Welt. Und ich habe riesige Verlustängste. Ich weiß, ich reagiere bei Balu über und ich habe kein Recht dazu, dir zu sagen, wie du dich wem gegenüber verhalten sollst, aber ... na ja, es ist vermutlich besser, wenn du weißt, wieso ich mich so aufführe. Damit du mir sagen kannst, dass ich mich nicht so haben soll. Ich weiß es selbst, dass es furchtbar für die Gruppendynamik ist, aber ..."
„Du kannst es nicht ändern?", hakte sie nach.
Kilian nickte.
„Es ist scheiße", stellte er fest. „Und ich will nicht so sein, aber ..."
Leo unterbrach ihn, indem sie ihn in die Arme schloss.
„Hör bitte einen Moment auf zu reden", sagte sie. „Kilian. Du musst keine Angst haben, mich zu verlieren, okay? Balu und ich hatten sofort einen Draht zueinander, das stimmt. Aber er kann dich nicht ersetzen. Niemals. Fabian auch nicht. Nur, weil sich zwei Menschen sofort gut verstehen, bedeutet das nicht, dass man den einen lieber mag als den anderen. Balu hat nun mal was Bäriges an sich, das einen dazu bringt, mit ihm kuscheln zu wollen und sich sicher zu fühlen. Daran kannst du nichts ändern. Aber du bist ein Soldat und mein Kamerad auf dem Schlachtfeld. Wenn ich wählen müsste, würde ich an deiner Seite kämpfen. Immer."
Leo sah ihn an.
„Ich mag dich auch, Kilian. Bitte zweifle nicht an mir, okay?"
Er erwiderte die Umarmung dankbar.
„Ich werde es versuchen", sagte er leise. „Obwohl ich nicht an dir zweifle, Leo. Das nie. Nur an mir selbst."
Er ließ sie los.
„Lass uns weitergehen", sagte er. „Wir sollten nicht mehr Zeit als nötig verplempern. Wir haben einen Job zu erledigen."
Leo nickte. Schweigend machten sie sich wieder auf den Weg.
Nach etwa einer Stunde fanden sie einen Supermarkt, der nur halb geplündert aussah.
„Was meinst du, riskieren wir es?", fragte Leo, der ein wenig mulmig zumute war. Sie hatte das Gefühl, dass hinter jeder Ecke eine Falle lauerte und konnte nichts dagegen tun.
„Wir müssen", antwortete Kilian. „Viel weiter können wir nicht gehen, schließlich müssen wir auch noch zurück zu unserem Unterschlupf. Zumindest sollten wir den Laden im Hinterkopf behalten, denn ich habe keine Lust, den gesammelten Kram erst in die eine und dann wieder in die andere Richtung zu schleppen."

Wecke nicht die Toten: Band 1Where stories live. Discover now