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Als die nächsten Tage vergangen waren und er in der Woche immer wieder Nachrichten bekommen hatte, wusste er, dass Chan auf nummersicher ging und am Wochenende gar nichts von sich hören ließ. Das Muster hatte Felix erkannt und ihm war es von vornherein klar gewesen, dass es so kommen würde. Wenn der Ältere gefunden werden wollte, würde er so schnell kein Risiko eingehen, dass er entdeckt und sein Plan zunichte gemacht wurde. Frustrierend war es für Felix dennoch, weil ihn dieses beklemmende Gefühl nicht verließ, sondern lästig auf seiner Schulter hockte und nicht los wurde.

Mittlerweile hatte er auch die Theorie, dass Chan jemand hatte, durch den er seine Briefe bekam. Doch das würde gleichzeitig keinen Sinn ergeben. Schließlich hätte er auch am Wochenende welche bekommen können, hätte er recht mit seiner Idee. Also musste er sie persönlich einwerfen.

Seufzend lehnte er sich gegen die Wand und las sich vor allem die neuen Karten noch einmal durch, die am meisten sein Interesse weckten und die ihm zugleich ein Kribbeln in seinem Bauch auslösten. Mit jeder weiteren Karte fühlte er sich ein Stück verbundener. Gleichzeitig konnte er den Tag nicht abwarten, wenn er ihn wieder in seine Arme schließen konnte.

"Ich hatte Angst, vor dem was ich tat. Doch es war lediglich die Ungewohntheit, dich nicht mehr bei mir zu haben."

Es sagte ihm deutlich, dass Chan es von vornherein geplant hatte, aus seinem Leben zu verschwinden, ein Teil von ihn mitzunehmen. Doch was trieb ihn dazu, an dem selben Tag aus seinem Leben zu gehen, an dem sie auch zusammenkam? Er verstand es nicht und teilweise wollte er es auch nicht verstehen. Es macht ihn sogar wütend, trieb ihm die Tränen in seine müden Augen. Chans Verhalten war egoistisch gewesen und verletzte Felix' Gefühle. Denn er wollte ihn glücklich sehen und genauso wusste er, dass sie eine andere Lösung gefunden hätten, hätte er mit ihm gesprochen. Während Chan alles über sich ergehen ließ, was er auch immer in diesem einen Jahr tat, musste sich Felix teilweise sogar mit dem Gedanken anfreunden ihn nie wiederzusehen. Und diese Tatsache ließ sein Herz schmerzen. Nächteweise hatte er sich in den Schlaf geweint, weil er sich nicht damit anfreunden konnte. Seine Hoffnung war größer gewesen, als die Vernunft, die ihm sagte, dass es besser wäre von ihm langsam Abschied zu nehmen.

"Wenn ich nach oben sehe, weiß ich, dass wir unter den selben Himmel leben und du die Hoffnung bis heute nicht aufgegeben hast."

Felix war tatsächlich oft kurz davor gewesen alles hinzuschmeißen und Chan einfach zu vergessen. Jedesmal fühlte er sich schlecht dabei, wenn er es tun wollte. Immerhin war Felix nie jemand gewesen, der andere aus seinen Leben strich und da der Australier einen wichtigen Teil seines Lebens einnahm, konnte er nicht einfach aufhören an ihn zu denken. Das wäre falsch gewesen und mit diesem Gewissen hätte er niemals leben können. Auch wenn ihm Hyunjin oft sagte, dass es ihm mehr schadete, als half, warf er ihn nie wie ein Stück wertloses Papier weg.

Doch Felix fragte sich, woher Chan wusste, dass er nie die Hoffnung verlor. Nahm er das einfach an oder wusste er es?

"Der Schmerz zeigt uns, dass wir am Leben sind und die Liebe, wie schön es sein kann am Leben zu sein."

Welchen Art von Schmerz hatte wohl Chan durchmachen müssen, um dies zu schreiben? Konnte man diesen überhaupt beschreiben?

Seufzend warf er die Karten wieder in den Karton, den er extra dafür herausgesucht hatte. Er hatte sich dazu entschieden, dass er alle sammeln würde, bis er etwas aus ihnen herauslesen konnte, um zu wissen, wo er Chan finden würde. Schließlich würde er irgendwelche Parallelen finden müssen oder Felix würde seinen Verstand zu erst verlieren, ehe er dann alle Papierstücke in der Luft zerfetzte. Beides war möglich und befand sich auf einem schmalen Grad.

Der schmale Grad zwischen Festhalten und Aufgeben. 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now