fourty seven

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Mit jedem weiteren Tag der verging, schätzte Felix die letzten Wochen umso mehr. Es hatte lang gedauert, dass er sich endgültig dazu entschieden hatte diesen Schritt zu wagen und fing sogar stückweit an, sich darüber zu freuen. Und je weiter die Zeit herangeschritten war, desto mehr war er sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nicht nur diese, sondern auch, dass er Chan nicht von sich gestoßen hatte, während es jeder andere schon längst getan hatte. Immer wieder wurde ihm aufs Neue gezeigt, wie sehr es sich gelohnt hatte, auf ihn zu warten und wie sehr er ihn geliebt hatte. Wie stark ihre Liebe zueinander war, wo viele der Meinung waren, dass sie viel eher zum Scheitern verurteilt war. Mit jedem Kuss, jeder Berührung, selbst wenn er den Älteren ansah, verliebte er sich ein Stück mehr in ihn und ließ in ihm das Gefühl der Geborgenheit umso mehr wachsen. Chan war sein Ruhepol, den er in seinem Leben brauchte, den nicht einmal Hyunjin ausgleichen konnte. Und so gern er auch bei seinem besten Freund bleiben wollte, würde er ihn dennoch nicht aus den Augen verlieren. Freundschaft war mehr, als sich täglich zu sehen, weil man in eine Schule ging, vielleicht auch in dieselbe Klasse ging. Sie verband mehr und auch die Erinnerungen, die sie zusammen hatten, würde so schnell nicht in Vergessenheit geraten. Sie würden in Kontakt bleiben, da war sich Felix sicher und irgendwann würden sie sich auch wiedersehen.

Mit tränenden Augen fiel er Hyunjin in die Arme und konnte gar nicht glauben, dass die letzten Wochen wie ihm Flug vergangen waren. Noch vor wenigen Wochen hatte er mit sich gehadert, ob er diesen Schritt wirklich gehen sollte und nun lag er in seinen Armen, weinte sich die Seele aus dem Leib, weil er ihn jetzt schon vermissen würde. Seinen großen, manchmal viel zu tollpatschigen, überfürsorglichen und zugleich nervigen, besten Freund, auf den er immer zählen konnte. Es tat ihm weh, ihn nun zurückzulassen und auch wenn sie die letzten Tage nur aufeinanderhockten, war es nie genug Zeit, die sie verbracht hatten, um sich jetzt voneinander zu trennen. Es würde lang dauern, bis sie sich wiedersahen.

"Ich werde dich so vermissen.", schluchzte Hyunjin in die Halsbeuge des Brünetten, drückte ihn noch einmal fester an sich. Der Ältere konnte sich noch ziemlich gut an die ersten Tage erinnern, als Felix auf die Schule gekommen war und absolut kein Koreanisch konnte, sodass er nicht einmal in der Lage war sich mit seinen Mitschülern zu verständigen und wenn er jemanden verstand, fehlten ihm oft die Worte, um mit ihnen reden zu können. Nicht desto trotz hatten sie sich irgendwie angefreundet und waren nun unzertrennlich.

"Es tut mir so leid."
"Entschuldige dich nicht, für etwas, was dich glücklich macht. Es ist okay, ich werde dich trotzdem weiter nerven, auch wenn es nur übers Handy ist." Dann lösten sie sich voneinander und sahen sich beide, in ihre verheulten Gesicht, worüber sich sich beide auslachen mussten. Normalerweise war es ihnen immer peinlich gewesen, wenn sie weinten. Doch es war ein Abschied und da gehörten Tränen nun einmal dazu.

"Pass gut auf Jinnie auf, okay?" Mit einem Grinsen umarmte Seungmin den Australier.
"Mach ich, pass du gut auf dich auf. Iss gut und verlier' dein wunderschönes Lachen nicht." Felix nickte stumm. Seine Stimme hatte ihn schon längst verlassen. Und er war froh, dass er alle verabschiedet hatte. Seine Eltern kamen zuerst dran und irgendwie fiel es ihm nicht ganz so schwer sich von ihnen zu verabschieden, als er es bei seinen Freunden tat. Er hatte sie über achtzehn Jahre seines Lebens an der Backe gehabt und insgeheim war er froh, dass diese Zeit nun vorbei war. Er würde nun auf eigenen Beinen stehen und seine Eltern würden nicht mehr alles mitbekommen, was ihm zu wider war. Das befreite ihn und doch engte es ihn ein, dass er seine Freunde nicht mitnehmen konnte, sondern nur Chan hatte, mit dem er schon bald im Flieger sitzen würde.

Während Chan still schweigend das ganze Geschehen beobachtete und sich quasi nur richtig von Jeongin verabschiedet hatte, hatte er sich auch zwischenzeitlich eine kleine Standpauke von Felixs Vater anhören müssen, die er sich zu Herzen nahm. Denn er hatte recht mit seinen Worten, dass der Brünette zu vieles auf sich nahm und er nun die Pflicht hatte ihn nun auf Händen zu tragen. Dass Felix empfindlich war und die erste Zeit starkes Heimweh haben würde, wusste er zwar, doch das würde er nicht aus den Augen verlieren wollen. Das konnte er auch nicht. Immerhin konnte er seinen kleinen Stern nicht leiden sehen und so bald er auch nur einmal traurig schaute, schrillten in ihm alle Alarmglocken.

"Soll ich euch auf den laufenden halten, wie es Hyunjin wegsteckt?", flüsterte Jeongin dem Älteren zu, der nur seinen Kopf schüttelte.
"Felix würde es zerstören, wenn er weiß, wie schwer es ihm fällt, dass er nicht mehr hier ist. Es ist zwar nett gemeint, aber dieses mal sollten wir es sein lassen, weil ich weiß, wie einen das zerstören kann, wenn man weiß, wie sehr jemand wegen einem leidet."

Mit einem Seufzen wandte sich Felix nun an Chan, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte, wartend darauf, dass er nun sagte, was sie machen würden. Zumindestens sollte er sagen, dass sie nun gehen würden, denn selbst konnte er es nicht. Viel zu schwer fiel es ihm auch nur auf Wiedersehen zu sagen. Immerhin war er sich nicht sicher, wann das nächste Wiedersehen sein würde und ob es jemals eins geben würde. Doch er wollte positiv in seine Zukunft blicken, solche Gedanken gar nicht an sich ran lassen.

"Bist du bereit?" Zögernd griff Felix nach der Hand seines Freundes, verschränkte ihre Finger ineinander, ehe er nickte. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, denn ihm wurde erst jetzt wirklich bewusst, dass er alle ein letztes Mal für eine lange Zeit sehen würde. Ein letztes Mal drehten sie sich zu allen um und wanken ihnen zu.

Und dann gingen sie in ihr neues Leben.

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt