twenty two

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Felix stand am frühen Morgen in der Küche und lauschte wie jeden Tagen dem Radio, welches seine Eltern immer zum Frühstück einschalteten, um ein Geräusch im Hintergrund zu haben, wodurch der Raum nicht also tot und leer wirkte. Morgens war es immer besonders schlimm, denn keiner sprach ein Wort und die Stimmung war oftmals auch nicht die Beste, weil alle noch verschlafen waren.

"Nach über einem Jahr hat die Polizei die Akte des verschwundenen Bang Chan für geschlossen erklärt. Grund warum der junge Mann nun als offiziell verstorben erklärt wurde, war eine Wasserleiche, die vor einer Wochen am Hangang gefunden wurde. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um den Mann handelt, was jedoch noch nicht offiziell bestätigt wurde.
Bang Chan war als Nachfolger für eins der schwersten Unternehmen Südkoreas gedacht.
Die Familie hatte nie direkt etwas über das Verschwinden ihres Sohnes preisgeben. Was ihn dazu-"

Felixs Vater hatte das Radio ausgeschalten, während es in seinem eigenen Kopf immer wieder diese Worte hallten, die er gar nicht realisieren konnte. Immerhin hatte er Chan vor einer knappen Woche zuletzt gesehen. Er konnte also nicht tot sein. Das konnte er nicht wahrhaben.

"Dann kam dein komischer Chan auch noch aus reichem Haus. Was hat er dir denn noch so verheimlicht? Wir haben dir von Anfang an gesagt, dass er kein guter Umgang für dich ist. Aber jetzt kannst du dich endlich mal auf deine Schule konzentrieren und nicht vor dich hinträumen!" Sein Vater klang ziemlich streng, als würde er ihm Vorwürfe machen wollen, was den Jungen am Morgentisch ziemlich klein wirken ließ. Am liebsten wollte er sofort verschwinden und nie wieder auftauen. Mit dem Gedanken, dass Chan angeblich tot sei, konnte er sich nicht anfreunden. Schließlich hatte er von ihm Briefe bekommen. Er hatte am eigenen Leibe mitbekommen, dass er vor ihm stand und dieser wollte wieder mit Felix zusammenkommen. Doch alles was er tat, war ihn wegzuekeln. Vielleicht war er auch selbst daran schuld, dass Chan sich das Leben nahm. Der Brünette hatte den Älteren vor genau neun Tagen gesehen und ab da an war er erneut aus seinem Leben verschwunden. Und jetzt musste er wohl für immer mit diesem Gewissen leben, dass er ihn nie wiedersehen würde.

Ihm schossen die Tränen in die Augen, sein Atem wurde schwer, während seine Brust schwerer und schwerer wurde. Tatsächlich hatte er es geschafft, ihn nun entgültig von sich zu stoßen. Das konnte er gar nicht richtig wahrhaben. Sein Herz begann zu schmerzen und dann stand er auf, lief mit gesenkten Haupt in sein Zimmer. Seinem Vater hatte er schon lang nicht mehr zugehört, während dieser mit seiner Mutter diskutierte, die für ihren Sohn einstand. Das half ihm aber im Moment auch nicht mehr. Er war gebrochen. Ein Teil von ihm würde nie wieder zu ihm gehören können.

Felix weinte bitterlichst, so sehr, wie er noch nie zuvor in seinem Leben geweint hatte. Dieser ganze Schmerz, den er verspürte, war noch viel schlimmer als der, an dem er hörte, dass Chan verschwunden war. Vielleicht war es auch der Schlimmste, den er jemals in seinem Leben verspürt hatte. Dass er auch noch von seinem besten Freund angerufen wurde, gab ihm den Rest. Er schmiss das Handy mit voller Wucht einfach gegen die Wand, wodurch es einen Totalschaden erlitt und es sofort still wurde im Raum. Allein die Schluchzer von Felix waren zuhören, erfüllten den Raum.
Sein Vater klopfte an der Tür und wollte mit seinem Sohn kurz sprechen, sich dafür entschuldigen, was er ihn an den Kopf geknallt hatte. Es war der Frust, der aus dem älteren Mann sprach. Dabei hatte er nicht an die Gefühle seines eigenen Sohnes gedacht, für den der plötzliche Verlust unerträglich war.

"Felix, ich wollte mich-"
"NEIN VERPISS DICH! ICH HASSE DICH!" Der Brünette stand auf, schlug die Tür zu, welche sein Vater mit einem kleinen Spalt geöffnet hatte und ließ sich sofort vor ihr mit seinem Rücken heruntergleiten. Er konnte nicht nachvollziehen, wie empathielos ein Mensch sein konnte. Wie wenig ein Mensch für sein eigenes Kind übrig haben konnte. Und er wusste, dass er seinem Vater diese Nummer nicht so einfach verzeihen konnte.

Aber was Felix nicht wusste, war, dass Chan am Leben war. 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now