fourty five

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Nervös stand Chan vor der Tür und hatte bereits an dieser geklingelt. Die Zeit wollte jedoch nicht verstreichen wollen. Auch wenn es nicht einmal eine Minute dauerte, ehe die Tür von Felix aufgemacht wurde, schien sie für Chan quälend langsam zu sein. Als er in das Gesicht seines festen Freundes sah, er ihn aufmunternd anlächelte, verflog seine Angst sofort. Einzig und allein blieb ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen zurück, als nach seiner Hand griff und ihnen einen kurzen, sanften Kuss gab.

"Hab keine Angst vor meinem Vater. Der ist ein bisschen eigen, aber ich glaub, er wird dich mögen. Er muss. Eine andere Wahl hat er nicht." Somit wurde Chan mitgezogen und stand nun ihm Wohnzimmer, wo zwei Augenpaare den Jungen förmlich mit den Blick umbrachten. Jedenfalls kam es ihm so vor. Felixs Mutter musterte ihn nur kurzzeitig, während sein Vater sich ausmalte ihn eigenhändig zu erwürgen. Auch wenn der ältere Mann es ungern zeigte und sich zugleich nicht gern eingestand, wollte er nur das Beste für seinen Sohn und Chan hatte ihn ziemlich oft verletzt, dass der Schwarzhaarige ewig brauchen würde, diese harte Schale zu knacken. Letztlich konnte er die Gefühle seines Sohnes nicht verhindern und er hoffte einfach, dass dieses Mal alles ein Stück weit besser werden würde. Denn Felix gab, in seinen Augen, ziemlich viel für Chan auf. Man konnte schon fast meinen, dass er blind vor Liebe war und er mit der Realität erst noch konfrontiert werden musste.

"Das ist Chan... oder Chris. Nennt ihn, wie ihr wollt.", durchbrach der Jüngste die Stille. Auch wenn er selbst ein wenig angespannt war, schien er dennoch stolz darüber, dass er ihn als Seins bezeichnen konnte und nur gern wollte er seinem Vater zeigen, dass er es ernst mit ihm meinte. Nicht nur er, sondern auch Chan. Und er wünschte sich, dass seine eigenen Eltern, Chans Zweite werden, die ihm mehr Liebe geben konnten, als er von seinen eigenen bisher bekommen hatte.

"Wie möchtest du genannt werden?", war das Erste, was die Frau fragte und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu. Chan wirkte ziemlich klein neben Felix, denn die ganze Sache schien ihm nicht ganz Geheuer zu sein und so gern er sich vor dem heutigen Tag gedrückt hätte, hoffte er einfach, dass alles reibungslos verlief. Dass es nicht in einem Streit endete, wie es bei ihm zu Hause früher gewesen war, als er einmal einen Freund mitgebracht hatte. Denn seine eigenen Eltern konnten aus einer kleinen Mücke einen riesigen Elefanten machen und das war auch ein weiterer Grund, warum der Ältere nur schwer Freundschaften schließen konnte. Ihm wurde immer einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass die Menschen sich gleich wieder von ihm abwandten. Nicht alle Menschen waren so, das hatte ihm Felix mehrfach gesagt und er hatte genauso beteuert, dass seine Eltern nicht so waren. Sie unterstützen ihn, auch wenn sein Vater manchmal ein kleiner Sturkopf war.

"Nennen Sie mich, wie Sie wollen."
"Du... Du kannst du zu uns sagen." Nicht sonderlich überzeugt davon, verdrehte Felix' Vater seine Augen, wollte aber auch nichts gegen seine Frau sagen, die ihn eh nur ignorieren würde.
"Du bist also reich und meinst es trotzdem mit Felix ernst? Oder siehst du ihn eher nur als eine Überbrückung an bis du etwas anderes gefunden hast?" Leicht schockiert zog Chan die Luft ein, hielt inne. So gern er darauf etwas geantwortet hätte, blieben ihm erst einmal die Worte aus und verfiel somit in eine Schockstarre. Er wollte nicht mit offenen Armen empfangen werden, weil er das nicht verdient hatte. Doch mit so einer Abneigung hatte er nicht gerechnet und er fühlte sich nur als das reduziert, was er war: Reich. Nur weil man reich an Geld war, hieß es nicht, dass man an allen anderen Sachen, die einen Menschen ausmachte, reich war. Genauso konnte man herzlos und selbst fokussiert sein, was einen charakterlich ziemlich arm machte. Aber Chan war nicht mehr reich. Er hatte sich bewusst gegen den Reichtum entschieden und erarbeitete sich sein ganzes Geld selbst. Er kannte das Gefühl, wenn einem nicht genügend Geld blieb, um richtig leben zu können. Das hatte er in diesem einem Jahr alles erfahren gelernt und daher verletzten ihn die Worte umso mehr.

"Ich liebe Felix vom ganzen Herzen und hab' aus gutem Grund nichts von meiner Familie erzählt, um nicht vorurteilt zu werden. Es tut mir leid, was ich Ihrem Sohn angetan habe. Aber von nun an werde ich umso mehr Acht auf ihn geben, damit Sie sich keine Sorgen um ihn machen müssen."

Mit dieser Antwort schien der Mann deutlich zufrieden zu sein, sodass sich ein kleines Lächel auf seinen Lippen abzeichnete. 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now