eleven

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Chan begann mit Lachen. Er dachte sich, dass er diese Antwort vom Jüngeren hören würde. Im Gegensatz zu ihm, war Felix vorhersehbar und er kannte ihn in und auswendig, als wäre der Brünette sein Lieblingslied, dem er gern lauschte. Seine Lieblingsmelodie, die ihm durch schlechte Zeiten half, wenn ihm alles wieder zu viel wurde. Nur, dass er sie lange Zeit nicht mehr gehört hatte und fast vergessen hatte, wie sie sich anhörte.

"Ich wusste, dass du das sagen wirst."
"Wieso bist du einfach so verschwunden? Wieso hast du mir nie etwas gesagt? Wieso dachte jeder, dass du tot bist? Nicht mal die Polizei hat dich gefunden!"

Felix' Worte sprudelten nur so aus ihm. Sein Unterton war rauer geworden, ein bisschen aufgebrachter, obwohl er stark versuchte, seine ganzen Emotionen nicht überkochen zu lassen. Doch seine Wissenslust wurde umso größer, je länger er den Schwarzhaarigen vor sich hatte. Es ist lange Zeit her gewesen und selbst Chans blond, was Felix an ihm liebte, wurde pechschwarz und ließ sein Gesicht ein wenig kränklicher wirken, was auch daran geschuldet war, dass der Ältere ebenso an Gewicht verlor. Scheinbar hatte er eine schwere Zeit durchgemacht und das sah Felix gar nicht gern.

"Ich glaube, wir haben genug Zeit, dass ich dir alles nach und nach erzählen kann."
"Nein, du erzählst es mir jetzt sofort! Ich habe lang genug gewartet und du bist mir einiges an Erklärungen schuldig. Du musst mir alles erzählen!"
"Das kann ich leider noch nicht."

Felix konnte nicht so recht glauben, was er da aus seinem Mund hörte. Das konnte nur ein verdammt unlustiger Witz von Chan sein. Total unsensibel. Felix ging durch die Hölle und das Einzige, was er nun zuhören bekam, war, dass er ihm nichts erzählen konnte. Seine anfängliche Freude wandelte sich ihn binnen Sekunden in Wut um, während seine Hände sich zu Fäusten ballten.

"Das ist nicht dein Ernst, oder? Du verarschst mich jetzt. Du willst mich ärgern, hab ich recht?"

Der Brünette schuf zwischen ihnen Distanz, ging einige Schritte zurück und biss sich dabei auf die Lippe. Seine Wut wandelte sich in Traurigkeit. In seinen Augen sammelten sich Tränen, sein Brustkorb bebte. Er hasste dieses Gefühl, was ihm Chan gab. Er hasste es so sehr.

"Ich kann es noch nicht. Bitte, ich würde gern. Aber ich bin noch nicht bereit dazu." Verzweifelt griff er nach Felix' Händen. Doch dieser schlug sie weg. Und jeden Schritt, den Chan auf ihn zu machte, trat der Jüngere zurück. Er sollte ihn nicht mehr anfassen. Nicht solang er eine Erklärung bekam. Er würde ihm alles glauben, auch wenn es eine reine Lüge war. Stattdessen wurde Felix wieder einmal von Chan hingehalten und versetzte ihm einen Stich in die Brust, die ihm schon genug geschmerzt hatte.

"Ich bin wegen dir durch die Hölle gegangen! Hab ich nicht genug durchgemacht wegen dir? Ist das der Dank, dass ich trotzdem an dir festgehalten habe?"
"Es tut mir leid Felix."
"Nein, fick dich. Ich will das nicht hören. Du tust mir nur weh. Lass mich in Ruhe. Fass mich nicht an. Ich hätte dich wirklich vergessen sollen."

Das traf Chan mitten ins Gesicht. Nicht nur die Angst, dass er ständig den Gedanken hatte, dass Felix ihn von sich stoßen würde, verletzte ihn, sondern sowas aus seinem Mund zu hören, drückte ihn nochmal eins mehr rein. Ihm war bewusst, dass er sich erklären musste. Doch das er kein Verständnis hatte und er ebenso wenig Geduld geschenkt bekam, war für ihn unerklärlich.

"Es ist aus. Ich will diese beschissene Beziehung nicht mehr weiterführen, die sowieso nie eine war! Schreib mir nie wieder. Lass dich nie wieder blicken!"

Jedes einzelne Wort aus Felixs Mund war ernst gemeint. Denn er hatte es satt derartig behandelt zu werden. Er fühlte sich nicht gut genug. Als würde er Chan nicht reichen. Als war er nur ein Spielzeug für ihn gewesen. Gerade das machte ihn fertig. Und all seinen Schmerz konnte man in seiner Stimme hören. Alle Gefühle, die sich in ihm angesammelt hatten, strömten heraus. Er weinte, wie er noch zuvor in seinem Leben geweint hatte. Noch nicht einmal so, als Chan verschwand.

"Ich hasse dich."

Und dieser Schmerz konnte so schnell auch kein Zweiter lindern. 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt