twenty six

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Felix war den nächsten Tag wieder in die Schule gegangen und den halben Tag hatte er nur an Chan gedacht. Ob er heute wieder vor der Schule stehen würde, nachdem er sich die letzten Wochen nicht mehr blicken lassen hatte, wusste er nicht und das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Den ganzen Tag hatte Jeongin ein penetrantes Grinsen drauf gehabt, was Felix deuten sollte, dass er mit seiner Vermutung recht hatte, doch ein Wort gesprochen, hatten sie nicht. Dafür war der Brünette nach wie vor eingeschnappt gewesen und war den Gedanken noch immer nicht losgeworden, dass er etwas mit Chan am Laufen hatte. Es musste schließlich einen Grund geben, wieso er in alles eingeweiht worden war. Und er hasste dieses Gefühl.

Als einen Art Glücksbringer, hatte er die Karte mitgenommen, damit er seine Stimmung ein wenig erhellen konnte und damit sein Wunsch, dass Chan nach der Schule wieder vor der Schule stand, sich erfüllen würde. Jetzt musste dieser mit seiner Sprache herausrücken. Das war doch das, was er meinte mit, dass er bald über alles sprechen konnte? Wenn nicht dieses Bald gemeint war, wusste er nicht, wie lang er noch abwarten musste. Denn dieses Warten nervte ihn.

Die Schulglocke läutete und beendete den heutigen Schultag. Sofort raste Felixs Herz und ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Dieses Mal würde er Chan die Chance geben, damit er sich erklären konnte, denn er musste ihm die Wahrheit sagen. Er sollte ihn alles über sich erzählen, was er bisher verschwiegen hatte und es war ihm egal, ob er plötzlich ein anderes Bild von ihm bekommen würde. An seiner Liebe konnte er nichts ändern.

"Du scheinst dich ja wirklich sehr zu freuen.", merkte Jeongin an, als sie zusammen aus dem stickigen Klassenzimmer liefen. Hyunjin und Seungmin hatten auf die Beiden gewartet, ehe sie zusammen den langen Flur entlang liefen, der für den Australier gerade endlos erschien. Er wollte nur noch raus an die frische Luft.

"Jemand hat sich gestern über Chans Brief besonders gefreut." Hyunjin zwinkerte Jeongin zu, der sofort Bescheid wusste. Allen war klar, dass es endlich zu einem Happy End kam, von dem nur der Jüngste der kleinen Gruppe geglaubt hatte. Selbst Seungmin, der bis gestern keinen blassen Schimmer hatte, dachte nicht, dass Felix dem Älteren noch eine Chance geben würde. Schließlich hatte dieser ihn so oft verletzt gehabt, dass er an seiner Stelle ihn schon längst in den Wind geschossen hatte. Manchmal war Liebe doch stärker als der Verstand von Menschen und brachte sie einem Handeln, was unerklärlich war und vereinzelt auch keinen Sinn ergab. Nicht alles musste einen Sinn haben.

"Ich hoffe, Chan ist kein Idiot mehr.", murmelte Seungmin, der sich nach wie vor um seinen australischen Freund sorgte.
"Ach ja, können wir anfangen Chan nicht mehr Chan zu nennen, sondern Chris?"

Alle drei schauten den Jeongin verwirrt an, wussten nicht, wie er auf so einen Vorschlag kommen konnte. Niemand traute sich gegen seinen Einwand zu widersprechen. Er hatte seine Gründe, die sich bestimmt irgendwann klären würden. So lang würde über ihren Köpfen ein Fragezeichen sein.

Die Jungen traten aus dem großen Gebäude. Augenblicklich schweifte Felixs Blick über den Platz vor ihm, wo zig andere Schüler ihren Nachhauseweg antraten und wie ein Schwarm Ameisen aussahen. Ein seltsames Bild und doch war ihm jedoch egal. Er wollte nur Chan finden und irgendwie schien seine Hoffnung ganz winzig zu werden, als er ihn nach einigen Minuten noch immer nicht erblickt hatte. Wieder einmal hinterfragte er sich, ob er sich zu viel erhofft hatte. Ob seine Wünsche überhaupt in Erfüllung gehen würden oder ob sie einfach nur dafür da waren, dass sie ihn mit der Realität verletzen sollten.

Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, schellte sein Kopf sofort zu der Person, die sich als der Ältere erwies und sofort schlang er seine Arme um ihn. Auch wenn er ziemlich oft weinte, zwang sich Felix diesmal nicht in Tränen auszubrechen. Selbst wenn es Freudentränen waren, die ihn in seine Augen stießen. Nach wie vor konnte er es nicht fassen, dass der Schwarzhaarige unter den Lebenden war.

"Ich hab gehört, du konntest es nicht abwarten bis du mich heute siehst?"
"Vielleicht... wenn du mir alles erzählst.", grummelte Felix, traute sich seine Gedanken gar nicht laut auszusprechen.
"Das werde ich."

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now