twenty eight

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Irgendwie musste der Ältere schmunzeln, als er noch mal durch den Kopf ging, was er dem Brünetten sagen würde. Vielleicht war es ein bisschen kitischig, was er ihm manchmal sagte. Aber er wollte endlich diese Chance nutzen, um ihm alles zu erzählen und ihn zurückzugewinnen. Er musste viel zu lang darauf warten.

"Ich war in Australien. Wie du, habe ich zwei Staatsbürgerschaften, eine Koreanische und eine Australische. Bis zu dem dreiundzwanzigsten*¹ Lebensjahr muss man sich für eine entscheiden und bevor ich dich kennengelernt habe, wollte ich die Koreanische annehmen. Doch dann hast du mein Leben auf den Kopf gestellt und mir gezeigt, dass ich dieses Leben, was mir auferzwungen wurde, nicht leben will. Deswegen musste ich nach Australien, bin arbeiten gegangen, hab versucht mein Leben zu überbrücken, bis ich in Korea für tot erklärt werden würde*². Und ich habe meine australische Staatsbürgerschaft angenommen und mir wurde sofort der koreanische Pass abgenommen und vernichtet, sodass meine koreanische Identität zum Teil schon abgenommen wurde. Und gleichzeitig hatte ich dann nicht mehr die gleichen Rechte in Korea, wie zuvor. Dem war ich mir aber schon davor bewusst."

"Wieso wusste Jeongin von all dem, aber ich nicht?" In Felix Stimme klang ein wenig die Eifersucht, obwohl er diese nicht rauslassen wollte. Es verletzte ihn nach wie vor, dass er bis jetzt von nichts eine Ahnung hatte, obwohl er derjenige war, den Chan am meisten vertrauen sollte.

"Meine Eltern hatten alle Kontakte überwachen lassen, mit denen ich in dem letzten halben Jahr zutun hatte. Darunter hattest du gezählt, Hyunjin und Changbin. Aber Jeongin kam nicht in Frage. Ihn hatte ich eine Woche vor meinem Verschwinden kennengelernt und er hatte mich von Anfang an bei meinem Vorhaben unterstützt. Es war Schicksal, dass er es war. Immerhin seid ihr in einer Klasse und durch ihn wusste ich, wie es dir ging, was du machst und was in deinem Kopf herumgeistert. Zwar war er immer der Gefahr ausgesetzt, dass er doch überwacht wurde und dass ihm etwas passierte, aber sie war noch lange nicht so groß, als hätte ich euch eingeweiht. Bestimmt hatten wir einen kleinen Schutzengel... Wir hatten echt lang recherchiert, damit wir uns sicher waren, dass auch alles nach Plan laufen würde."

Die ganze Erzählung hörte sich so spannend an und klangen doch so unrealistisch, dass sie nach Plan liefen konnten. Als würde es noch einen Haken geben, den keiner Bedacht hatte. Als würde das Schicksal noch einmal um die Ecke kommen wollen und allen eines Besseren belehren wollen. Das hoffte Felix jedoch nicht. Noch irgendetwas in dieser Richtung, würde er nicht aushalten können. Diese ganze Sache hatte ihn schon genug Nerven gekostet. Und er wollte endlich seinen wohlverdienten Frieden haben.

"Meine Eltern haben ziemlich schnell davon Wind bekommen, dass ich nicht auf Frauen stehe und wollten mich zu einer Konversionstherapie zwingen... Also sie wollten mich therapieren lassen, weil ihnen meine Sexualität nicht gepasst hatte. Sie fanden es unnatürlich und wollten nicht, dass ihr Sohn auf Männer steht. Und ich war drauf und dran dieser Therapie zuzustimmen, obwohl es echt hart war." Chan hielt inne und versuchte seine Tränen zu unterdrücken, welche ihm erneut in die Augen stießen. Es war die Zeit, kurz bevor sich die Beiden kennengelernt und er war zu diesem Zeitpunkt wirklich durch die Hölle gegangen. Täglich musste er sich anhören, dass seine Eltern nicht verstehen konnten, davon überzeugt zu sein, dass man auf das gleiche Geschlecht stehen konnte. So etwas durfte nicht in die Öffentlichkeit gelangen. Vor allem nicht in einem konservativen Land, wie es Korea war. Anstatt, dass seine Eltern Verständnis dafür hatte und ihren Sohn unterstützten, waren sie auf ihr eigenes Image bedacht, welches dadurch bekleckert werden konnte. Je länger der Ältere über diese Zeit nachdachte, umso dankbarer war er dafür, dass alles eine Wendung genommen hatte.

"Und dann kamst du und hast mir gezeigt, dass es nicht verwerflich ist, für jemanden Gefühle zu haben, nur weil er dasselbe Geschlecht als man selbst. Es ist Liebe und sie kann nicht falsch sein, wenn man sie fühlt, richtig?"

Zustimmend nickte Felix einmal. Seine Augen waren groß gewesen, denn er konnte nicht so recht glauben, wie unmenschlich seine Eltern waren. Er wusste nicht, ob es daran lag, weil sie in einer höheren Schicht waren, als er oder ob es einfach nur Tyrannen waren, die keine Gnade kannten und Realität nicht als Normalität ansahen. Auch wenn Korea ein Land war, wo so etwas wie Homosexualität noch lang nicht an Applaus fand, konnte er nicht verstehen, wie man sein Kind so sehr abstoßen konnte und dazu zwang in Therapie zu gehen. Es war das eigene Fleisch und Blut, welches man lieben sollte. So, wie es war. Selbst wenn es einige Macken hatte, machte eine Sexualität den Menschen aus. Und nur weil man nicht der Norm entsprach, war man noch lang nicht weniger wert.

Jeder Mensch war gut so, wie er war. Jeder hat das Recht, den zu lieben, den er lieben wollte. Und wenn Chan Felix liebte, war daran genauso wenig verwerflich, als wenn Chan sich in irgendein Mädchen verliebte. Das würde ihn als Menschen nicht wertloser machen.

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Hellow! Ich wollte nur etwas Ergänzendes einfügen, damit nicht im nachhinein Fragen aufkommen, weil sie im Gespräch nicht ausführlich beantwortet wurden. Ich hab 2 Sterne gesetzt und die würde ich gerne näher erläutern.

*¹ Staatsbürgerschaft
Ich habe das deutsche Gesetz angewendet. Hier ist es nämlich so, dass man, wenn man zwei Staatsbürgerschaften hat, sich bis zu seinem vollendeten 23. Lebensjahr sich für eine entscheiden muss. Ich weiß nicht, wie das in Australien und Korea gehandhabt wird. Deswegen möchte ich mich für meine Faulheit entschuldigen bzw. ich möchte keine falschen Tatsachen in den Raum werfen, die absolut nicht stimmen.
Da ich das selbst auch machen musste, kenn ich mich da ein bisschen aus, hat aber auch gedauert, bis ich wusste, wie ich in diese Story verpacke.

*² Toderklärung
Das ist rein ausgedacht. Das geb ich zu. Hope you don't mind. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Länder gibt, in denen es wirklich so ist. Und auch wenn ich dafür recherchiert habe, wurde ich nicht sonderlich schlauer. Es gibt einige Länder, da werden solche Verfahren nach einige Monaten eingestellt, weil es keine Spuren gibt. Und es gibt auch Länder, da wird man nicht bestraft, wenn man seinen Tod vertäuscht, z.B. auch Deutschland. Aber ich möchte niemanden zu falschen Taten animieren. :D
Täuscht euren Tod nicht vor, das ist alles außer cool, Kids.

Anyways, ich hoffe, die Story gefällt euch bis hierhin. :3 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon