thirty five

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Mit einem stummen Lächeln stand Chan wieder einmal vor der Schule, die er von außen mittlerweile in und auswendig kennen musste, so oft, wie er schon hier gewartet hatte. Heute war ein besonderer Tag, wenn man es so nennen durfte. Seit einem Monat waren sie nun zusammengewesen und es waren schon sieben Wochen an denen er für offiziell als tot erklärt wurde. Auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass seine Lügen scheinbar geschluckt wurden, hatte er noch immer Bedenken, je länger er sich in Korea aufhielt. Und das hatte sich auch heute bestärkt, als der Australier eine Nachricht von seiner Schwester erhalten hatte, was allerdings nicht so ganz sein konnte. Kurz bevor Chan seinen Plan in die Tat umgesetzt hatte, hatte er sich eine neue Nummer und auch ein neues Handy zugelegt, damit er zu Jeongin Kontakt halten konnte. Anscheinend musste er etwas übersehen haben, wodurch seine Lügen so langsam aber sicher begannen einzustürzen. Mittlerweile wünschte er sich, dass er wieder in Australien war, wo es deutlich sicherer wäre, als hier in Korea. Doch er wollte Felix kein zweites Mal verletzen.

Als immer mehr Schüler aus dem Gebäude gingen, stieg in Chan die Nervosität. Er wusste, er musste seinem Freund diese Sache erzählen, doch er wusste nicht, was er dagegen unternehmen konnte. Was würde passieren, wenn seine Eltern davon Wind bekamen und plötzlich alles in eine völlig andere Fahrt aufnahm, was ihm so gar nicht lieb war? Bestimmt würden ihn seine Eltern Zwangsverheiraten oder er würde für sein Vergehen eine Strafe erhalten.

Der Schwarzhaarige schwelgte so lang in Gedanken, dass er sich beinahe erschrak, als ihn die tiefe Stimme Felixs aus seiner Gedankenwelt zurückgeholt hatte. Unschuldig wurde er zur Begrüßung angelächelt, was sein Herz zum Schmelzen brachte und ihm wurde wieder einmal bewusst, dass er den Brünetten so gar nicht verdient hatte.

"Alles Gute zum Einmonatigen!" Chan zauberte einen kleinen Blumenstrauß aus lilanem Enzian entgegen, den Felix zunächst nur verwirrt musste, letztlich aber an sich nahm. Dem Jüngeren war bewusst, dass sie nun einen ganzen Monat zusammen waren, aber dass sich Chan sogar bemühte und ihn einen kleinen Strauß schenkte, machte ihn wirklich glücklich. Mittlerweile war Felix sogar davon überzeugt, dass sich alles zum Guten geändert hatte, dass sich alles fügte, was passte. Und auch das Vertrauen hatte er zum Schwarzhaarigen wiedererlangt. Seit diesen einen Abend, an dem Chan ihm die restlichen Karten gegeben hatte, wurde ihm Stück für Stück bewusst, dass der Ältere niemals falsche Absichten gehabt hatte und dieser genauso an seiner Entscheidung litt, wie Felix selbst. Natürlich war es absolut keine Entschuldigung dafür, dass er ihn derartig verletzt hatte und dieses eine Jahr zum Schlimmsten seines bisherigen Lebens gemacht hatte. Aber jeder hatte eine zweite Chance verdient. So auch Chan.

"Das ist echt süß." Freudestrahlend gab Felix seinem Freund einen Kuss auf die Wange und betrachtete sich den Blumenstrauß noch ein wenig länger. Währenddessen musterte der Ältere Felix, dem wieder in den Kopf schoss, dass er über seine Bedenken reden wollte. Gleichzeitig wollte er diesen besonderen Tag nicht versauen. Wenn es jedoch danach ging, würde wohl Chan nie mit der Sprache herausrücken und damit konnte er erneut einen Vertrauensbruch begehen. Es frustrierte ihn einfach.

"Vielleicht gibt es da etwas, was ich dir sagen muss.", murmelte Chan und wusste nicht so recht, wie er das ganze Thema erklären sollte. Er verstand es selbst nicht mal, wie es überhaupt dazukommen konnte. In seinen Augen war es unmöglich gewesen, dass ihm Hannah hätte schreiben können. Dies jemanden anderen schmackhaft zu machen, war für ihn selbst viel zu kompliziert gewesen und ebenso hatte er Angst, welche Reaktion er von Felix bekommen würde. Sonderlich positiv würde sie wohl nicht sein.

"Wenn du schon so guckst, bekomme ich echt Angst. Will ich das wirklich wissen?", versuchte Felix die gedrückte Stimmung wieder zu heben. Chan reagierte darauf nicht wirklich und fiel mit der Tür ins Haus. "Meine Schwester hat mir geschrieben, obwohl ich dachte, dass ich all meine Spuren verwischt habe."

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now