fifteen

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Die qualvollen Unterrichtsstunden fanden für heute ihr Ende. Felix wollte schleunigst nach Hause und einfach nur in sein Zimmer verschwinden. Keinen Menschen für heute mehr unter die Augen treten und für die nächsten Tage am Besten genauso wenig. Am liebsten nie wieder, wenn es nach seiner momentanen Gefühlslage geht.

Aber Hyunjin würde ihm nicht von seiner Seite weichen, solang nicht, bis er sah, dass es seinem besten Freund Stück für Stück besser ging. Erst dann würde er ihm guten Gewissens eine Distanz geben wollen, ohne Angst haben zu müssen, dass er ihn allein ließ. Doch manche Menschen brauchten die Einsamkeit, um Schmerz verarbeiten zu können, den sie sonst immer nur mit sich herumschleppten, wenn jemand bei ihnen war. Und genau so ein Mensch war Felix. Er wollte allein sein. Er brauchte seine Ruhe und auch die Einsamkeit.

Als die Jungen nach draußen traten, liefen sie stillschweigend ihren üblichen Weg. Innerlich hoffte der Australier einfach, dass er in der ganzen Menge an Schülern unterging und Hyunjin ihn aus seinen Augen verlor. Das war ihm bereits nicht das erste Mal passiert. Doch irgendetwas war anders als sonst und Felix wusste nicht genau, was es war. Immerhin schien sich seine Umgebung nicht verändert zu haben und auch sonst schien alles beim Gleichen zu sein. Vielleicht war es auch das Gefühl, dass ihm Chan nun immer auf den Fersen sein konnte, was ihm so gar nicht lieb war. Und als hätte er es nicht besser gewusst, spürte er, wie sich um sein dünnes Handgelenk eine Hand umschlang und er zum Anhalten gebracht wurde.

Aus Reflex versuchte er seine Hand wegzuziehen, doch der Griff um dieses war zu stark gewesen, während er zu schwach war. Er konnte es nicht begreifen und gleichzeitig sah es glasklar; seine Befürchtung hatte sich bewahrheitet.

"Lass mich los.", wimmerte der Brünette, zog noch einige Male, damit er sich befreien konnte. Aber Chans Griff wurde stärker, ließ die Panik wiederum in ihm steigen und konnte nicht anders, als leise vor sich hinzuschluchzen.

"Du hast mir keine Chance mehr gegeben, mich zu erklären." Bittend sah Chan ihn an und wollte, dass er ihm zuhörte. Er lag die ganze Zeit wach und hatte sich überlegt, wie er Felix' Vertrauen zurückgewinnen konnte. Verlieren wollte er ihn schließlich nicht, doch die Wahrheit konnte er ihm noch lang nicht vor die Füße werfen.

Hyunjin erblickte seinen besten Freund wieder und hielt inne, als er den Älteren sah, wie er Felix am Handgelenk hielt und dieser mit tränenden Augen vor ihm stand. Es war der Moment, da hatte auch der Koreaner begriffen, dass Felix' Hoffnung nie unbegründet war und plötzlich fühlte er sich ganz klein, bekam ein schlechtes Gewissen, weil er immer und immer wieder darauf verharrt hatte, dass Felix endlich von ihm loslassen sollte.

"Ich will nicht. Geh zu Jeongin! Den hast du doch viel lieber als mich!" Der Jüngere konnte sich nun endlich losreißen, aber Chan griff ihn stattdessen nach seiner Schulter und zwang ihn sich erneut umzudrehen. Er wusste, wenn er ihn nicht dazu brachte bei ihm zu bleiben, würde er flüchten.

"Nein, du bist mir viel wichtiger, deswegen konnte ich dich nicht einweihen. Versteh mich doch bitte."
"Jeongin wusste von allem? Er wusste, wo du bist? Was du machst?"

Zurückhaltend nickte Chan, was Felix einen Stich ins Herz versetzte. Erneut wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen und langsam dachte der Brünette, dass der Ältere übergeschnappt war. Niemand hatte so mit seinen Gefühlen gespielt und hätte Chan auch nur ein bisschen Verstand gehabt, hätte er ihn besser angelogen. Dann hätte er die Situation ansatzweise retten können, aber stattdessen gab er ihm einen weiteren Grund sich von ihm zu distanzieren. Ihn vergessen zu wollen. Ihn aus seinem Leben zu streichen. Obwohl der Ältere einfach nur ehrlich sein wollte.

"Du bist echt unglaublich!" Somit schlug er die Hände von seinen Schultern und lief davon, ließ den Älteren stehen. Hyunjin hatte sich alles mit angesehen und er wollte seinem besten Freund nur zu gern hinterherrennen. Doch das würde in einem Streit enden, daher beließ er es dabei und lief kopfschüttelnd an Chan vorbei.

Für den Australier hieß es jedoch, dass er sich von Felix nicht einfach so wegstoßen ließ. Daher wollte er es immer und immer wieder versuchen, um ihn wieder zurückzugewinnen. Irgendwann würde der Jüngere nachlassen müssen, da war er sich sicher.

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt