𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX

twelve

Felix fühlte sich leer, als wäre sein Körper nur eine Hülle, die seinen Geist trug. Die beiden Komponenten waren jedoch nicht eins gewesen. Als würden sie im Moment nicht wirklich zusammenpassen und stießen sich wie zwei Magnete, die die gleichen Polen hatten, ab. Das war das erste Mal, dass er sich so fühlte und er verstand nicht, warum er es verdient hatte, so behandelt zu werden.

Als hätte es das Wetter mit der Gefühlslage des Australiers gut gemeint, begann es zu regnen und seine Kleidungen war nach wenigen Minuten klitschnass gewesen, klebte unangenehm an seiner Haut und sog sich so sehr mit Wasser voll, dass ihm das Laufen sogar schwer fiel. Allein seine leisen Schluchzer füllten die Straßen und er wollte ungern nach Hause. Eigentlich wollte Felix nirgends hin. Am liebsten wollte er einfach nur für immer verschwinden, so wie es Chan getan hatte. Nur, dass er stattdessen nie wieder auftauchte. Durch den Regen fiel es wenigstens nicht auf, wie verheult das Gesicht von ihm war.

"Woah, bleib stehen.", rief Hyunjin, der etwas außer Atem seinen besten Freund an der Schulter gepackt hatte und umdrehte. Die emotionslosen, leeren Augen ließen den Größeren erschaudern und brachten ihn kurzzeitig zum Schweigen. Felix begann mit Zittern, weil die Luft unerträglich kalt wurde und die Nässe verstärkte den Effekt um einiges.

"Was willst du?" Die Stimme des Brünetten war nach wie vor abweisend gewesen und es war ihm ebenso wenig recht, dass sein Freund ihm gegenüberstand. Allgemein war ihm die Anwesenheit jedes Menschen zuwider gewesen und er wollte für sich allein bleiben. Die Ruhe genießen, auch wenn sie ihn eher umbrachte.

"Jeongin hat gemeint, dass du bei Chan ausgerastet bist und-"
"Unglaublich.", seufzte Felix und grinste abwertend. Selbst Jeongin hatte mit dem Jungen Kontakt und bestimmt wusste er noch mehr, als er selbst und genau das machte ihn erneut wütend. Anscheinend musste der Ältere ihm so wenig vertrauen schenken, dass er sich noch um einiges Schlimmer fühlte, obwohl er fast dachte, dass dies unmöglich war.

"Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten? Hat er dich verletzt? Ich schwöre, ich breche ihm alle Knochen."
"Hyunjin. Bitte halt einfach nur deine Fresse. Damit tust du mir einen Gefallen."

Schmollend tat der Koreaner das, was von ihm verlangt wurde. Felix nahm dann wieder Fahrt auf, damit ihm wieder wärmer wurde. Er brauchte Bewegung, sonst würde er erfrieren, wenn er das nicht schon längst tat. Normalerweise war er immer ziemlich schmerzempfindlich gewesen, aber gerade spürte er nicht einmal die unerträglichen Nadelstiche der Kälte, sondern nur das Gefühl der Kälte, welches ihn immer und immer durch seinen Körper fuhr, ihn erschaudern ließ.

"Willst du meine Jacke?"

Hyunjin wurde ignoriert und es nervte ihn, dass er einfach nur wie Luft behandelt wurde. Er tat immer sein Bestes, um Felix zu helfen und das war der Dank dafür. Mit einem Seufzen wurde er das schlechte Gefühl los und striff sich seine Jacke vom Körper, legte sie dem Kleineren um die Schulter. Ihm war es egal, ob er es nicht wollte und ob er sich weigerte die Jacke anzunehmen. Der Jüngere brauchte sie im Moment wesentlich mehr, als er und er würde ein Nein nicht zu lassen. Dafür sorgte er und wenn er ihn erst zusammenfahren musste, damit er sie annahm, war ihm es auch recht. Schließlich wollte er nicht, dass er sich noch eine Erkältung zuzog.

"Bang Chan ist für mich gestorben. Du hattest ab Sekunde eins recht, dass ich mit ihm abschließen sollte.", grummelte Felix und zog sich die Jacke ein wenig näher an sich, spürte wie die Kälte nicht mehr ganz so unerträglich war. Gerade war er doch ziemlich froh gewesen, dass Hyunjin da war, der sich so um ihn sorgte. Auch wenn er seine aufdringliche Art ab und an ziemlich störte, war ihm es in diesem Moment das Liebste, was ihm passierte.
Er war immer da, wie es sich für einen besten Freund gehörte und das schätzte er an ihm. Wenigstens ließ er ihn nicht im Stich, im Gegensatz zu Chan.

Chan hatte ihn ab der ersten Minute fallen gelassen, nachdem er sein Herz eroberte.