thirty four

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"Es ist schwierig damit umzugehen, was ihn alles so belastet.", seufzte Felix, warf dabei immer einen kleinen Ball gegen die Wand und sah diesem zu, wie er immer wieder zu ihm zurückkam. Somit versuchte er seine wirren Gedanken loszuwerden, denn mit seinem besten Freund darüber zu reden, half ihn nicht sonderlich viel, außer vielleicht seinen Frust von der Seele zu reden. Auch wenn Hyunjin in alles eingeweiht war, hatte er bisher nie viel mit Chan zutun gehabt. Zwar kannte er seine Vergangenheit und den daraus resultierenden Grund für sein Verschwinden, doch noch lange wusste er nicht, wie dieser Junge wirklich tickte. Nicht einmal durch die Erzählungen seines besten Freundes, konnte er sich ein wirkliches Bild von ihm machen. Die einzige Sache, die er sich bewusst war, dass er nicht lang vorhatte in Korea zu bleiben. Dass die Behörden ihn erkannten und vielleicht sogar seine Familie informierten, wodurch alles aufzufliegen drohte, war eine Sache, die er vor Felix noch geheim hielt. Denn so gern Chan in Seoul bleiben würde, musste er wieder verschwinden. Am liebsten würde es ihm Hyunjin sagen, aber das war eine Sache zwischen den Beiden gewesen und er hoffte, dass der Ältere sich dieses Mal klüger entscheiden und es ihm nicht auf den letzten Drücker sagen würde.

"Ich kann nachvollziehen, dass es ihm schwer fällt, aber er muss ein Grundvertrauen haben, nicht? Ich hab' ihm auch alles erzählt und ja... Vielleicht sollte ich mit ihm nach der Schule Korea verlassen, falls wir dann überhaupt noch zusammen sind."
"Wenn dir etwas von klein auf anerzogen wird, dann ist es für dich normal. Und so ganz falsch ist es auch nicht. Man sollte nicht jedem vertrauen. Jeder konnte dir ein Messer in den Rücken rammen, der dir noch so sympathisch ist." Es kränkte Hyunjin, dass Felix mit dem Gedanken bereits spielte mit Chan das Land zu verlassen. Zwar hatte er noch Seungmin und Jeongin, mit denen er befreundet war, aber der Australier würde trotzdem fehlen. Von seinem besten Freund so weit entfernt zu sein, zerbrach ihm insgeheim das Herz. Wenn es aber sein Wunsch war, damit er glücklich wurde, dann müsste er es akzeptieren.

"Das stimmt schon. Ich meine, ich vertraue Chan auch nicht mehr hundertprozentig nach der ganzen Sache, auch wenn er es nicht einmal böse gemeint hatte. Aber es ist trotzdem ein Vertrauensbruch, weißt du? Und Jeongin kann ich erst recht nicht mehr glauben. Die ganze Zeit hat er uns was vorgemacht und hat so getan, als würde er nichts wissen. Und dann erfahren wir auf einmal, dass er es von Anfang an wusste. Das ist tut echt weh." Felixs Stimmung drückte sich und am liebsten wollte er diese Tatsache aus seinen Erinnerungen verbannen. Immerhin mochte er Jeongin wirklich, weil er sich immer gut um ihn gekümmert hatte und mit ihm verstand er sich gut. Doch das Vertrauen zu ihm war hinüber und er konnte gar nicht so richtig glauben, dass dieser Junge wirklich so sein konnte und ein falsches Spiel mit ihnen gespielt hatte.

"Sieh es besser so, dass er Chan durch die ganze Sache geholfen hat. Das ist nicht selbst verständlich."
"Ich hätte ihm genauso helfen können!" Im Jüngeren kam die Eifersucht hoch. Und wünschte sich, dass er sofort eingeweiht worden wäre. Egal, wie risikoreich die ganze Sache gewesen wäre. Aber damit leben zu müssen, dass er außenvorgelassen wurde, nur um beschützt zu werden, kränkte ihn in seinem Ego. Und das passierte nicht sehr häufig.

"Stell dir vor, hättest du alles gewusst, was mit dir passiert wäre. Ich möchte mir nicht vorstellen, was mit dir widerfahren wäre. Vielleicht würdest jetzt nicht mehr leben und das wäre genauso wenig in Chans Interesse gewesen." Mit einem Seufzen ergab sich Felix, ließ den Ball nun zu Boden fallen und warf seinem besten Freund einen genervten Blick zu. Natürlich hatte Hyunjin recht, mit dem, was er sagte. Doch wie sollte er sich das Alles vorstellen, wenn Chan ihm alles vor seinem Verschwinden erzählt hätte? Wäre er verhaftet worden? Wäre er entführt worden? Nichts konnte sich der Australier ausmalen und vielleicht wäre es auch besser so. Vielleicht sollte er doch ein bisschen dankbarer sein, dass Chan ihn beschützt hatte, mit dem was er tat und dass es zu den Gunsten ihrer Beziehung war, die dadurch dennoch litt und Stück für Stück wieder aufgebaut werden musste.

"Niemand wollte dir etwas Böses. Chan liebt dich nach wie vor und Jeongin ist einfach nur ein guter Freund, der es ebenso wenig schlecht mit dir meinte. Ich kann mir zwar vorstellen, dass du erstmal nichts mehr mit ihm zutun haben möchtest, aber irgendwann wird es eine Zeit geben, da werdet ihr darüber lachen."

Nur wann würde diese Zeit eintreten und wie würde sie dann aussehen? Die Zukunft war etwas unberechenbares, was man nur schwer steuern konnte und genau das machte Felix in letzter Zeit ein wenig mehr Angst. Was war, wenn Chan sich am Ende doch gegen ihn entschied, weil er merkte, dass sie sich beide derartig verändert hatten? Würde Felix diesen Schmerz ein weiteres Mal aushalten, um über den Verlust hinwegzukommen oder würde ihn die Hoffnung endgültig bei lebendigen Leib vergraben? 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now