thirty six

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"Wie, deine Schwester hat dir geschrieben?" So ganz verstand Felix die Situation nicht. Erst wusste er nicht, ob er sich freuen sollte oder ob es Grund zum Anlass gab, dass Chan erneut verschwand, den Brünetten wieder allein in Seoul ließ. Zwar war ihm bewusst, dass so etwas früher oder später eintreffen würde, denn nicht jeder Plan würde hundertprozentig in Erfüllung gehen. Und so wurde Felix nun ein wenig unruhiger, wusste nicht so ganz, was nun auf sie zukommen würde.

"Ja, sie hat meine neue Nummer und ich kann mir nicht erklären, wie das sein kann. Ich hab ein neues Handy, eine neue Nummer. Als ich verschwunden bin, hab ich mein Handy in den Hangang geschmissen und bin dann zum Flughafen." Frustriert fasste sich der Ältere an die Stirn und ging erneut noch einmal seinen ganzen Plan durch, ob er nicht ein kleines, doch so wichtiges Detail vergessen hatte. So sehr er sich die ganze Sache überlegte, kam er zu keinem Entschluss. Ihm fiel nichts ein, was sie übersahen und das machte ihm wirklich zu schaffen. Der Brünette konnte es sich nicht mit ansehen, wie sein Freund litt. Zwar hatte er sich das Alles selbst zu zuschreiben. Doch ihm das auf die Nase zu binden, war auch kein sonderlich kluger Plan.

"Hast du mit Jeongin darüber geredet, oder-"
"Ich hab meinen Namen gehört?" Grinsend legte Jeongin seinen Kopf auf Felixs Schulter und beobachtete das Geschehen gespannt und bemerkte recht schnell, dass die Stimmung angespannt war. Aus dem Grund stellte er sich normal hin und sah Chan verwirrt, zugleich besorgt an.
"Hannah hat mit geschrieben."
"Oh shit"

Es legte sich eine erdrückende Stille um die drei Jungen. Keiner von ihnen wusste so recht, was sie nun sagen sollten. Was sie überhaupt machen sollten. Jeongin wusste, dass Chan alle Nummern, bevor er gegangen war, aufgeschrieben hatte und sich somit sehr sicher war, dass es nicht irgendein Dahergelaufener war, der ihn angeschrieben hatte. Zwar hätten sich alle Nummern über die Zeit ändern können, aber selbst am Profilbild wusste Chan, dass es seine Schwester war und ließ seine Angst umso mehr steigen, dass er aufgeflogen war. Schneller, als er dachte.

"Was hat sie überhaupt geschrieben?", fragte Felix vorsichtig und griff nach der Hand seines Freundes. Gerade liefen sie wahllos durch die Straßen, obwohl die Schüler eigentlich nach Hause gehen wollten. Chan allein lassen, wollten sie dann beide nicht. Immerhin ging es dem Ältesten nicht gut bei der Sache und wer wusste, ob er vielleicht durchdrehen würde, wenn er niemanden um sich herum hatte. Die Wahrscheinlichkeit schien sogar ziemlich hoch zu stehen, dass er paranoid werden würde.

"Sie wünscht mir vom Herzen alles Gute und hofft, dass ich mit meiner Entscheidung glücklich bin, die ich getroffen habe."
"Immerhin wünscht sie dir nicht den Tod oder macht dir irgendwelche Vorwürfe." Zwar halfen Felixs Worte nicht wirklich dabei, dass sie ihm seine Angst abnahmen. Doch es war wirklich ein gutes Zeichen nett gemeinte Worte zuhören, als eine Nachricht, die Chan nur noch mehr zusetzen würde und vielleicht würde auch alles in die richtige Richtung gehen. So, wie es sich alle von ihnen wünschten.
"Was ist, wenn meine Eltern davon wissen und nicht nur meine Schwester? Wie lang darf ich noch so leben und mit euch reden? Was passiert, wenn sie auf ihr Recht bestehen und mich hinter Gitter setzen lassen?"
"Stopp mal, sie sind immer noch deine Eltern! Auch wenn du aus deiner Familie geflüchtet bist, heißt das noch lange nicht, dass sie dir nun die Pest an den Hals wünschen und nur weil du deinen Tod vorgetäuscht hast, hast du noch lang keine Straftat begangen. Du hast niemanden geschadet." In dem Punkt hatte Jeongin recht. Nur gab niemand Chan die Sicherheit, dass es auch wirklich so sein würde. So wie er seine Eltern kannte und einschätzte, wollten sie, dass er seine gerechte Strafe bekam. Und dadurch malte er sich das Schlimmste aus, was passieren konnte und genau davor hatte er Angst. Er hatte Angst, dass er Felix erneut verlassen musste und dieses Mal für immer. Dass ihre Zukunft doch nicht so farbenfroh aussah, wie es sich das vorgestellt hatte.

Vielleicht sah Chan gerade alles zu pessimistisch und konnte das Licht am Ende des Tunnel noch nicht erkennen. Dadurch würde seine Vergangenheit noch viel länger zum Tragen kommen, als ihm das eigentlich lieb war. 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt