thirty eight

406 42 6
                                    

Morgens klingelte es an der Tür, wodurch die beiden Junge direkt putzmunter wurden, doch einige Sekunden brauchten, um zu realisieren, dass es dir Türklingel war, die für den unerwarteten Lärm sorgte. Nichts ahnend öffnete Chan die Tür und sofort bereute er es, dass er nicht wenigstens in den Spoin gesehen hatte, umzusehen wer dort war. Dann hätte er nun nicht seine komplette Familie in seiner Wohnung stehen, die ohne ein Worte diese betreten hatte. Während seine Geschwister leicht verängstigt hinter seinen Eltern her liefen, stieg in ihm die Angst, was nun als nächstes auf ihn lauern würde. Eigentlich dachte Chan, dass ihm ein wenig mehr Zeit blieb, so wie es aussah, war wohl das Gegenteil der Fall.

"Rede, du bist uns einiges schuldig, Christopher." Die Stimme seiner Mutter war kühl gewesen, sodass ihm ein kalter Schauer über den Rücken fuhr und ihm jegliches Wort fehlte, um sich auch nur ansatzweise erklären zu können. Nach wie vor hatte er Angst vor seiner Mutter gehabt und insgeheim hatte er sich gewünscht, dass er sie nie wieder in seinem Leben zu Gesicht bekommen musste. Er hasste sie nicht, keinesfalls. Ein Leben ohne sie, wäre nur um einiges leichter gewesen. Hass war ein zu starkes Gefühl, welches Chan keinem Menschen geben würde. Genauso, wie es Liebe war, was im Gegenzug ein positives Gefühl war.

"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Dachtest du wirklich, dass deine unsinnige Idee nicht auffliegen würde? Wieso bist du wieder nach Korea gekommen? Wenn du wenigstens ein bisschen Verstand gehabt hättest, wärst du in Sydney geblieben! Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht, sondern uns alle, du verdammter Nichtsnutz!" Felix wurde hellhörig und obwohl er wusste, dass er besser nicht lauschen sollte, tat er es dennoch, was nicht sonderlich schwierig war, da die ältere Frau laut und deutlich mit ihrem Sohn redete. Er selbst hatte sogar ein bisschen Angst, dass einer von Chans Familienmitgliedern in das Schlafzimmer stürmte und ihn dabei erwischte.

"Mama, du-"
"Nein Hannah, ich rede jetzt." Mit einem mahnenden Blick brachte die Frau ihr Kind zum Schweigen. Die Stimmung war erdrückend und Chan fühlte sich unglaublich schlecht bei der ganzen Sache. Viel schlechter, als er gedacht hatte. Zu gern hätte er nun einfach geweint, so wie immer, wenn seine Mutter ihn mit ihren Worten verletzte, denn sie hatte nicht ganz unrecht, mit dem was sie sagte. Somit fielen ihm auch keine Gegenargumente ein, die er einbringen könnte, blieb weiter mundtot.

"Wieso bist du so undankbar? Du hättest ein perfektes Leben führen können, hättest keine Probleme mit Geld gehabt, sodass du bis an dein Lebensende ausgesorgt hast. Selbst eine Frau hättest du gehabt! Aber nein, du musst der Überzeugung sein, dass du auf Männer stehst und zerstörst all deine Möglichkeiten. Und wo ist er jetzt? Der hat es wohl nicht so ernst mit dir gemeint, wie du mit ihm. Du bist einfach nur eine totale Enttäuschung." Der Blick des Schwarzhaarigen war zu Boden gerichtet. Seine Mutter hatte es wieder einmal geschafft, dass sie ihn erniedrigt hatte und er ganz kurz davor war in Tränen auszubrechen. Das Gefühl schluckte er immer und immer wieder herunter, redete sich innerlich ein, dass es nicht so schlimm war, wie er dachte. Doch es war schlimm. Zwar wurde er nie von seinen Eltern geschlagen oder hatte anderweitige Blessuren von ihnen davon getragen, doch der psychische Schmerz, den er durch ihre Worte erlitt, würde wohl noch um einiges andauern. Vielleicht würden sie auch nie verschwinden.

"Er ist im Schlafzimmer.", flüsterte er schon fast. Eigentlich traute er sich nicht, Felix zu zeigen, weil es seine Mutter und auch seinen Vater es nicht sonderlich interessierte. Sie versuchten ihn lediglich zu kränken, damit ihr Sohn endlich zur Besinnung kam. Doch eine sexuelle Orientierung war keine Phase, die von einem auf den anderen Tag endete. Die Tatsache, dass Chan nie ein eigenes Enkelkind seinen Eltern schenken würde, konnten die Beiden nie wirklich akzeptieren und somit drängten sie den Jungen dazu, versuchten ihn auf den für sie richtigen Weg zu lenken. Immerhin wäre es ein Skandal, wenn herauskommen würde, das Chan homosexuell war und vielleicht wäre er auch dafür zerfleischt worden. Letztlich wollten sie nur das Beste. Doch was tatsächlich das Beste für ihn war, konnte nur Chan selbst entscheiden. Momentan war es Felix, der ihn absolut glücklich machte und er sich nichts anderes mehr wünschte.

In Felix stieg die Panik auf. Er wusste nicht so ganz, ob er sich nun zeigen sollte oder dort verweilte, wo er jetzt war. Gerade hatte sein Herzschlag eine abnormale Geschwindigkeit, wodurch er fast dachte, dass er jeden Moment umkippte. Als Hannah um die Ecke sah, den Brünetten am Handgelenk griff, erschrak dieser und wollte am liebsten laut los quieken. Seine Lippen hatte er allerdings zusammengepresst, wodurch kaum ein Ton über seine Lippen kam.

"Hab keine Angst. Alles wird gut werden."

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now