fourteen

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"Ich glaub nicht, dass er ein selbstsüchtiger Tyrann ist." Jeongin war wieder in den Raum gekommen und schien über die Worte des Australiers nicht wirklich erfreut zu sein. Denn das stimmte absolut nicht, was der Jüngste zuhören bekam. Es machte ihn sauer und am liebsten, wollte er Felix darüber aufklären, was Chans Verhalten zu bedeuten hatte. Doch er würde sein Versprechen brechen und Chans Vertrauen missbrauchen. Daher hielt er dem Drang stand und lief einfach zu seinem Platz, warf das Essen auf seinen Tisch. Ihm war der Appetit vergangen.

In Felix staute sich die Wut umso mehr, denn er fühlte sich derartig missverstanden, dass er es nicht einmal in Worte fassen konnte. Es kam ihm so vor, als wollte ihm Jeongin unter die Nase reiben, dass er mehr wusste und dieser Beigeschmack passte ihm so gar nicht. Zähneknirschend ballte er seine Hände zu Fäusten, war drauf und dran aufzuspringen und aus dem Raum zu flüchten. Er wollte einfach nur weg. Er wollte an einen ruhigen Ort, an dem er seinen Frust herauslassen konnte und an dem er einfach nur sein Herz ausweinen konnte.

"Vielleicht sollten wir woanders hingehen.", schlug Seungmin vor, dem Felixs Blick absolut nicht gefiel. Es machte ihm sogar Angst und er wusste nicht, wie er ihm helfen konnte. Genauso wenig konnte es Hyunjin tun, denn als besten Freund kannte er ihn gut genug und wusste, dass er auf Granit biss, wenn er ihn ins Gewissen reden wollte.
"Das ist eine sehr gute Idee.", stimmte Hyunjin seinem Freund zu, zog an der schwarzen Jacke des Australiers, um ihn zu deuten, dass er mitkommen sollte. Doch dieser schlug seine Hand weg und wandte sich zu Jeongin, der wiederum seelenruhig auf seinem Handy irgendetwas herumtippte.

"Glaubst du ansatzweise, was für ein Schmerz das ist jemanden, den du liebst über ein Jahr nie wiederzusehen? Wenn du nichts hörst, niemand hat ihn gesehen hat und am Ende wird dir nicht mal gesagt aus welchem Grund er verschwunden ist! Denkst du, ich würde Luftsprünge wegen sowas machen?" Seine Stimme war laut, doch er war darauf bedacht ihn nicht anzuschreien. Auch wenn er sauer war, wollte er keine Aufmerksamkeit von anderen, die die Schulflure entlang schlenderten, generieren. Das wäre eine Genugtuung für ihn und die wollte er sich weiß Gott nicht gönnen.

"Beruhig dich mal. Chan hätte dir alles gesagt, wenn du ihm Zeit gelassen hättest. Ich dachte echt, du würdest Verständnis haben." Jeongins kühle Aussage gab ihm den Rest. Er hatte genug. Und zum krönenden Abschluss drückte es ihm auch noch die Tränen in die Augen, sein Kopf schmerzte sofort. Aufgebracht verließ Felix die drei Jungen. Während Seungmin und Hyunjin sich einen gegenseitigen, verwirrten Blick schenkten, wandte sich Jeongin wieder an sein Handy. Was Felix nämlich nicht gefallen würde, war die Tatsache, dass der Jüngste mit Chan schrieb und ihn darüber informierte, was gerade geschehen war. So wie er es die ganzen Tage und Wochen auch getan hatte.

"So aufgebracht hab ich ihn schon lang nicht mehr gesehen.", grummelte Hyunjin und legte seinen Blick auf Jeongin, der erst viel zu spät mitbekam, dass er beobachtet wurde. Diese Aufmerksamkeit war ihm gerade zuwider gewesen.
"Was ist?", entfuhr es ihm viel zu scharf, was selbst die beiden Anderen schockierte und sie zusammenzuckten. So kannten sie ihn nicht. Er war immer der Junge gewesen, mit dem ständigen Lächeln, welches einen ansteckte und welcher vor Energie sprühte. Gerade war es das Gegenteil und das breitete ihnen Sorge. Er entzog ihnen viel eher die Energie.

"Was weißt du? Seit wie lang hast du wieder mit Chan Kontakt?"
"Die ganze Zeit."

Ungläubig sahen sie Jeongin an. Die Tatsache, dass er in alles eingeweiht war und allen vorspielte, dass Chan verschwunden war, ließen sie vermuten, ob er nicht immer ehrlich zu ihnen war. Ob er nicht in noch mehr Dinge involviert war, was sie nicht wussten.

"Du wusstest die ganze Zeit, dass Chan nicht tot ist und du hast uns allen was vorgemacht?"

Jeongin tat nur mit den Schultern zucken. Ihm war es egal, ob sie nun sauer auf ihn waren und eine Antwort darauf gab er ihnen auch nicht. Das würde die ganze Situation unnötig hochschaukeln. Nie war er auf Streit aus, doch für Chan müsste er wohl durch so etwas durchgehen, um sein Geheimnis noch für einige Wochen bewahren zu können. Und dann würde ihm die ganze Sache wie eine Last von seinen Schultern fallen.

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now