seventeen

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Die nächsten Tage stand Chan immer und immer wieder vor der Schule, bat Jeongin ihm zusagen, wann seine Klasse Schluss hatte. Denn nur so konnte er sicher sein, dass er auch auf Felix treffen würde. Er wusste, dass Felix' Mutter es nicht zulassen würde, wenn er auch nur einen Tag krank machen würde und den Unterricht schwänzen, würde er sich kein zweites Mal trauen. Da war er sich ziemlich sicher. Felix' Angst war zu groß, dass er etwas verpassen würde und mit diesem Gefühl dann in den Unterricht gehen, den er ein paar Tage davor absichtlich blau machte, war für ihn unerträglich.

Mittlerweile trat der junge Australier unfreiwillig aus den Türen der Schule und dachte dabei, dass er so etwas nie annehmen würde. Keiner würde freiwillig auch nur eine Sekunde länger in der Schule verbleiben wollen, als er tatsächlich musste. Doch draußen wartete Chan und Felix konnte diesen schon aus dem Fenster aus seinem Klassenzimmer sehen. Auch wenn es nur die Statue war, die er wage erkennen konnte, reichte das aus, um sein Herz höher schlagen zu lassen und das war ihm definitiv zuwider. Er wollte dieses Gefühl nicht mehr spüren und zugleich wusste er, dass eines Tages sein Herz über seinen Kopf gewinnen und Chan nachgeben würde.

Es klingelte. Felix' Kehle war wie zu geschnürt und am liebsten wollte er nicht raus. Er fühlte sich sich belästigt, in eine Ecke gedrängt, wie die letzten Tage auch schon und verstand nicht, wieso er nicht einfach aufgegeben wurde. Warum er noch immer leiden musste und in derselben Wunde immer herum gestochen wurde, die am liebsten abheilen wollten, aber nicht konnte. Irgendwann kam Dreck hinein und es würde sich entzünden, noch viel mehr schmerzen, als es jetzt schon tat. Und diesen Schmerz wollte Felix nur zu gern vermeiden wollen, ausweichen, um ihn nicht spüren zu müssen. Jemanden loszulassen konnte wehtun, vor allem wenn er einem noch so viel bedeutete. Der Schmerz konnte wehtun, so sehr, dass es einen betäubte und man nichts anderes mehr fühlte, als diesen. Aber er musste Chan loslassen, damit er sein Leben nach über einem Jahr wieder normal fortführen konnte, nicht immer in dasselbe Loch geschubst wurde und seine kostbare Zeit an ihn verschwendete. Dafür war sein Leben zu kurz und doch konnte er es nicht, wie es sein Kopf am liebsten wollte.

Heute war der einzige Tag, an dem Hyunjin nicht zusammen mit ihm nach Hause ging, da seine Klasse früher Unterrichtsschluss hatte, als die des Australiers. Besorgt hatte er ihm allerdings angeboten, auf ihn zu warten, weil er wusste, wie hilflos sich Felix fühlte seitdem Chan tagtäglich auf dem Pausenhof stand und ihn versuchte abzufangen. Doch Felix wollte nicht als zu schwach herüberkommen und lehnte das Angebot von Hyunjin ab. Er tat schließlich schon genug für ihn und da sollte er nicht noch länger in der Schule bleiben, als er musste.

Hyunjin beschützte seinen besten Freund mit allem was er konnte und wenn der Lockenkopf ihm auch nur einen Schritt zu nahe kam, brachte er diesen dazu, dass er wieder an Abstand gewann. Allgemein versuchte er, dass Chan nicht mit Felix reden konnte und der Älteste war es Leid immer zurückgewiesen zu werden. Das hatte er sich aber selbst zuzuschreiben. Das war seine Trophäe, die er selbst zu schleppen hatte.

Tief atmete Felix noch einmal durch und lief aus der Tür heraus, mit der Hoffnung, er würde nicht erkannt und übersehen werden. Seine Augen lagen jedoch wie fixiert auf Chan. Als wäre es vorzusehen gewesen, kreuzten sich ihre Blicke. Aus Reflex wurden Felix Schritte schneller und er wünschte sich, dass er ihn von Anfang an nicht angesehen hatte. Seine Augen wurden jedoch von ihm angezogen, sodass er nicht anders konnte.

"Warte doch bitte." Chan wusste, dass es seine einzige Möglichkeit war, dass er mit ihm reden konnte. Schließlich war kein Hyunjin oder kein Seungmin da, die ihn abschirmten.

"Ich will mit dir normal reden."
"Wieso willst du mit mir reden, wenn ich dir egal bin?" Felix' Augen waren schon wieder voller Tränen und er spürte wieder diesen festen Griff um sein Handgelenk, den er nicht mochte. Er fühlte sich dadurch umso mehr eingeengt. Währenddessen lösten seine Worte in Chan etwas aus, was ihn wirklich verletzte. Er wollte dem Jüngeren nicht das Gefühl geben, dass er ihm unwichtig war. Denn das war er nicht. Viel eher das komplette Gegenteil und das wollte er ihm am liebsten klarmachen.

"Weil du mir immer noch alles bedeutest und ich dich vor allem beschützen will!"

Doch was war, wenn Chan derjenige war, vor dem Felix beschützt werden wollte? 

𝗦𝗸𝘆 ✧ CHANLIX Where stories live. Discover now