Kapitel 2: Streicher

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Der Elb brach früh am Morgen auf, die Sonne war gerade erst aufgegangen und erhob sich über den Dächern der Häuser, um den Beginn des Tages zu erhellen. Auf den Straßen liefen schon viele Hobbits, im Gegensatz zur Nacht wirkte die Stadt jetzt belebt und munter, statt der Stille lag das sanfte Zwitschern von Vögeln in der Luft und an den Pflanzen perlte der Tau des Regens in glitzernden Tropfen ab.

Legolas verließ die Stadt durch das Osttor, bog aber an der folgenden Abzweigung in Richtung Nordwesten auf, wo er hingegen am vorherigen Tag vom südlicheren Pfad nach Bree gelangt war.

Der Weg führte ihn an gut gepflegten Getreidefeldern und smaragdgrünen Wiesen vorbei, bis er in einen kleinen Wald kam, der kaum mit dem Düsterwald vergleichbar war. Die Bäume schienen jung und ließen viel Licht durch ihre Baumkronen auf den Boden fallen, sodass statt dunklem Moos hier viele Blumen und Kräuter wuchsen. Farne bedeckten den Rand des Pfades und die Atmosphäre war überhaupt nicht bedrückend, im Gegenteil, hier wirkte es, als gäbe es keine Gefahren, keine riesigen Spinnen wie im Düsterwald, sondern Frieden und Ruhe.

Es dauerte nicht lang, bis die Bäume immer weniger wurden und er wieder auf weite Wiesen gelang und über diese weitläufigen Länder ritt er bis zum Abend. Legolas verlangsamte sein schwarzes Pferd, mit der Absicht ihm etwas Ruhe zu geben. Er selbst wollte sich gerade daran machen, Feuerholz zu sammeln, als er aus der Ferne das unverkennbare Geräusch von Schwertern wahrnahm.

Schnell begab er sich in die Nähe des Abhanges und sah in der Ferne eine Traube aus dunklen Gestalten, zweifellos Orks, gegen einen einzigen Mann kämpfen. Zwei lagen bereits regungslos auf dem Boden, aber die anderen drängten den Mann weiter in die Enge und der Elb zögerte nicht zu Hilfe zu eilen.

Er stieg auf sein Pferd, schnappte sich seinen Bogen und zielte bereits aus der Ferne auf die Orks und die Schüsse landeten mit beinahe perfekter Präzision im Hals eines Orks, der tot zur Seite kippte.

Der kämpfende Mann sah sich verwirrt um, da der Pfeil für ihn aus dem Nichts gekommen zu sein schien, doch ein mit Bogen bewaffneter Reiter galoppierte auf ihn zu und schoss weiter auf die Orks.

Er wandte sich wieder dem Kampf zu und parierte mit seinem Schwert die Angriffe und wich gekonnt den Klingen seiner Gegner aus, bis er einem weiteren Ork die Kehle durchschnitt und dem Nächsten direkt ins Herz stach.

Zwei Kreaturen waren noch übrig, Legolas sprang vom Pferd und zog seine Jagdmesser und setzte dem Leben des Orks mit einem gezielten Schnitt ein Ende, während der Mann den letzten enthauptete.

„Sie werden immer mehr, ohne Hilfe hätte ich sie vielleicht nicht besiegen können, deshalb habe ich zu danken", sagte der Mann mit ehrfürchtigem Nicken und wischte das Orkblut mit seinem Umhang vom Schwert.

„Ihr seid ein außerordentlich guter Krieger, sich einem Dutzend Orks allein zu stellen zeugt von großem Mut. Wie ist dein Name, Krieger?", fragte Legolas, der seine Pfeile wieder aus den Leichen zog und sie zurück in seinen Köcher steckte.

„Mein Name ist Estel", kam die Antwort und der Elb zog verwundert seine Augenbrauen nach oben.

„Estel ist Sindarin, es bedeutet Hoffnung, nur hatte ich nicht erwartet, dass du meinem Volk angehörst", gab er höflich zurück. Der Mann sah absolut nicht wie ein Elb aus. Sein Haar war kastanienbraun und ging bis zu seiner Schulter, sein Körper muskulös gebaut, aber das Merkmal, was ihn von Legolas' Rasse unterschied, war der dunkle Bart. Am meisten stachen jedoch die grauen Augen heraus, wie zwei Vollmonde, die Tag und Nacht hell leuchteten. Die Kleidung schien einfach, aber praktisch. Ein dunkler Umhang lag über einer ledernen Tunika, die von einem breiten Gürtel an der Taille umhüllt wurde, der mit Schwertscheide und zwei kleinen Messern bestückt war.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now