Kapitel 36: Blut des Königs

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Sie ritten seit nunmehr sieben Tagen immer am Gebirgszug des Nebelgebirges entlang, mittlerweile waren sie etwa auf der Höhe Morias. Bisher führte der Weg über Hügellandschaft und durch kleine Wälder, Pfade, die höher gingen, mieden sie.

Dies wäre zu gefährlich, außerdem würde es Zeit und Ausdauer der Pferde kosten, die schließlich das ganze Gewicht zu tragen hatten.

„In diesem Berg sind die Minen Morias... Ich hoffe, dass wir diesen Berg nie wieder betreten müssen, sonst falle ich dort wirklich in die Dunkelheit", sagte Legolas und blickte mit mulmigem Ausdruck nach Osten, wo dieser unverkennbare Berg thronte. Er mochte es dort von der ersten Sekunde an nicht, die er durch die Türen trat, der Mann war sich dessen bewusst, deshalb hob er seinen Kopf und war froh, als die Augen des Elben seine trafen.

„Ich glaube nicht, dass irgendjemand dort je hineingehen will, auch wenn der Balrog von Gandalf besiegt wurde, dieser Ort birgt dennoch Gefahren, denen sich keiner freiwillig stellen würde. Die Minen werden wohl verlassen bleiben, und selbst wenn uns etwas dorthin zurückbringen sollte, ich würde dich niemals in die Dunkelheit fallen lassen", antwortete Aragorn und ließ ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielen.

„Am ersten Tag, an dem wir uns trafen, redeten wir von Seelenbindungen und dieser Form der Liebe, jetzt wissen wir, dass uns selbst so etwas verbindet... Was damals so fern und beinahe ungläubig schien, hat sich kurz darauf in Realität verwandelt", sprach der Elb und senkte bei den Erinnerungen wieder den Kopf.

Der Waldläufer nickte. „Wenn ich zurückdenke, frage ich mich, ob ich nicht schon in meinem Unterbewusstsein wusste, dass du anders bist... Ich fühlte keine Hemmungen offen vor dir zu sprechen und ich umarmte dich, wo ich anderen nicht einmal meinen wahren Namen offenbart hätte... Das Schicksal hat uns genau dorthin geführt, wo wir jetzt sind, zusammen auf einer Reise, um die Zukunft von Mittelerde zu bestimmen", gab der Mann zurück, während er in die Ferne blickte.

„Ich hoffe nur, dass es Frodo und Sam gutgeht, wenn sie es nicht schaffen sollten, wäre alles umsonst..."

„Es müssen nicht immer die stärksten Krieger sein, die die größten Helden sind, manchmal kann das kleinste und unscheinbarste Wesen Großes vollbringen. Wir dürfen nicht an ihnen zweifeln, selbst wenn wir es täten, es ändert nichts. Nur ist das eben genau das, was Sauron nicht erwartet, er würde niemals daran denken, dass der Ring von Hobbits nach Mordor getragen wird. Vielleicht ist das unser Glück, vielleicht schaffen sie es gerade wegen ihrer Unauffälligkeit."

Legolas nickte kurz. Als Aragorn gesprochen hatte, sah er die ganze Zeit den weisen, starken König vor sich, der König, der mit Gerechtigkeit und Herz regieren würde, der König, der dem Volk seine verlorene Hoffnung zurückgibt, obwohl die Situation beinahe aussichtslos scheint. Die Meisten mochten wohl wie Elladan und Elrohir denken, sie zweifeln an den Hobbits und sehen ihr Versagen schon vor sich, niemals hätten sie die mächtigste Waffe in die Hände eines Wesens gegeben, dass nicht einmal weiß, wie man ein Schwert führt.

Vielleicht zweifelte Aragorn innerlich selbst an Frodo und Sam, wenn er es täte, wüsste er es gut zu verstecken. Aber der Elb war sich sicher, dass Aragorn womöglich der war, der das größte Vertrauen in die Auenlandbewohner setzte, er glaubte von Anfang an daran, dass die beiden viel mehr sind, als andere von ihnen halten, vielleicht würden sie einmal unter den größten Helden der Geschichte Mittelerdes sein.

~~~

Einige Stunden später brach langsam die Dunkelheit herein, nach zwei Tagen entschieden sie sich wieder für eine längere Pause. Legolas fand einen guten Platz bei der Grenze eines kleinen Waldes, unter den Baumkronen würden sie geschützt sein.

Der Prinz erklärte sich bereit, die erste Wache zu übernehmen, an einen Baumstamm gelehnt blickte er über die weiten Felder, die nun vor ihnen lagen. Bisher führte ihr Weg öfter durch Wälder, über kleine Flüsse und Bäche, das Land war grün und fruchtbar.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now