Kapitel 48: Das ewige Geschenk

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Nachdem der Adler in Minas Tirith landete, rutschten Aragorn und Legolas von seinem Rücken, strichen dem Tier noch einmal über das weiche Federkleid, ehe er mit kräftigen Flügelschlägen wieder in die Lüfte flog.

Durch die hellstrahlende Sonne hatte die weiße Stadt bereits etwas von ihrem Glanz zurückerlangt, Trümmer waren weggeräumt worden und nun waren die Gassen frei von Bruchstücken der Gebäude oder gefallenen Soldaten.

Um den weißen Baum standen wie üblich vier Wachen, sie beschützen das Gewächs zu jeder Tageszeit, in den vergangenen Jahrhunderten vergeblich, da zierte keine einzige Blüte den Baum, jetzt erschienen schon mehrere weiße Blumen mit zarten Blütenblättern, die aussahen, als würden sie brechen, sobald man sie berührte. Bald würden die Äste so zahlreich mit Blüten bestückt sein, dass es aussieht wie ein Kirschbaum im Frühjahr, beinahe von selbst leuchtend wegen seiner hellen Farbe.

Aragorn und Legolas gingen währenddessen zur Mauer am Rande des Königsplatzes und nur wenige Augenblicke später sah man am Himmel in der Ferne zwei Adler heranfliegen, der eine trug einen Reiter und beide hielten etwas in ihren Klauen.

Der König Gondors glitt mit seinen Fingern über den rauen Stein, auf dem sie lehnten und drehte sich leicht zu dem Elben. „Das ist Gandalf mit Frodo und Sam, beten wir, dass es ihnen gutgeht", sagte er und richtete seinen Blick wieder auf die beiden herannahenden Gestalten, bis die Adler schließlich über ihnen flogen und ebenfalls auf dem Platz landeten.

Die beiden Hobbits wurden sanft abgelegt, sofort rannten die beiden Liebenden auf sie zu, um sich ihres Zustandes zu vergewissern. Es war aber schlimmer, als sie es sich erhofften: Schon allein die Kleidung war zerfetzt und völlig dreckig, ganz zu schweigen von ihren Gesichtern, wo Blut aus mehreren kleinen Wunden austrat, ihre Lippen rissig, als hätten sie wochenlang keinen Tropfen Wasser gesehen. Genauso der Körperbau: Von der Fülle, die Hobbits normalerweise hatten, war nichts mehr erkennbar, stattdessen wirkten die beiden ausgelaugt und schwach.

Gandalf sprang nun ebenfalls von dem Adler und eilte zu Aragorn und Legolas. „Sie sehen nicht gut aus... In wenigen Stunden wird Elrond eintreffen, aber ich fürchte weder er noch du werden an Frodos Zustand viel verändern können, der Ring hat seinen Geist befallen, Wunden, die kein Heiler je heilen könnte", sprach er mit betrübter Stimme.

„Wir sollten sie in die Häuser der Heilung bringen, wenigstens die körperlichen Verletzungen werden wir so gut es geht behandeln", antwortete Aragorn und hob Frodo hoch, der Elb lief folgte ihm, den anderen Hobbit im Arm tragend, zu den Häusern der Heilung in eines der abgegrenzten Krankenzimmer, wo sie die beiden auf ein Bett legten.

Als der König Gondors Frodo niederlegte, sah er blutige Narben am Hals des ehemaligen Ringträgers. „Sieh nur, was der Ring hinterlassen hat, er musste eine so schwere Bürde tragen, während die meisten nicht einmal in ihn glaubten, doch es ist getan", sagte er seufzte.

„Ich fürchte, dass er nicht mehr lange in dieser Welt leben kann, wenn es ihm gewährt wird, dann bin ich mir sicher, dass er nach Valinor geht, wo die Sorgen und Verletzungen, die er erleiden musste, von seiner Seele genommen werden und er den Rest seiner Jahre froh verbringen kann", gab der Elb zurück, kaum einen Moment später hörten sie von draußen kommend, den Klang eines Horns.

Sie verließen das Gebäude und dort stand die Elbendelegation aus Bruchtal, Elrond, Arwen, die Zwillinge sowie einige andere Elben waren angekommen, der Herr von Imladris zögerte nicht lange und sprang nach einer flüchtigen Begrüßung vom Pferd.

„Der Ring ist zerstört, ich könnte kaum froher sein, dass ihr beiden wohlauf seid, nur fürchte ich, dass es die Hobbits nicht sind, richtig?", erkundigte er sich vor Aragorn und Legolas, die niedergeschlagen nickten.

Emel nîn | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt