Kapitel 19: Getrennte Wege

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Der nächste Morgen war herangebrochen. Noch stand die Sonne nicht am Horizont, aber es dämmerte schon. Thranduil stand an der Stadtmauer und schaute in die Ferne nach Norden, die Sicht war klar, so konnte er weit über die Lande blicken.

Er hatte beschlossen allein, mit nur einem Begleiter, zurück in den Düsterwald zu reiten, Legolas sollte später mit den restlichen Elben gehen. Während der Reise hätte er sowieso kein Bedürfnis nach Gesellschaft, einen Krieger wollte er aber doch an seiner Seite haben, als König eines Volkes völlig allein zu reiten, wäre keine gute Idee.

Nur wenig später stieg er auf seinen weißen Hengst auf und verließ zusammen mit dem Krieger seiner Armee die Stadttore, noch bevor die Sonne aufging.

Als schließlich die ersten Strahlen des Morgenlichtes in den Raum fielen, schlug Legolas seine Augen auf, blieb aber nah bei Aragorn. Noch wollte er nicht aufstehen, wenn er zumindest für einige Zeit von dem Waldläufer getrennt sein würde, versuchte er jetzt jeden Moment auszunutzen.

Dann spürte er eine sanfte Liebkosung auf seinem Rücken und blickte zu Aragorn auf, der ihn verschlafen anlächelte.

„Ich will nicht gehen", murmelte Legolas leise und strich über die Brust des Mannes. „Es ist irgendwie ironisch... Gerade erst haben wir zusammengefunden und jetzt müssen wir uns schon wieder trennen..."

Aragorn gab seinem Elben einen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Ja, das ist es tatsächlich. Aber bitte versprich mir zurückzukommen, ich brauche dich", flüsterte er und ließ seine Hand auf der blassen Wange nieder.

„Ich verspreche es. Ich werde sehen, was mein Vater wirklich von mir will und dann komme ich sofort wieder. Die Gemeinschaft lasse ich nicht im Stich, am wenigsten dich, meleth nîn (meine Liebe)", antwortete Legolas und fing die Lippen seines Geliebten in einem süßen Kuss ein.

„Legolas... Wurde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich noch ein paar Stunden auf der Reise zum Düsterwald begleite?", fragte der Waldläufer dann plötzlich und drückte den Elben fest an sich, bedacht darauf, dass es sozusagen ihr erster, gemeinsamer Morgen wahr, gleichzeitig aber für einige Zeit ihr letzter sein würde.

Der Prinz lächelte nur warm. „Es gibt nichts, was ich lieber wollen würde, Aragorn", gab er zurück und küsste den Mann erneut, diesmal mit mehr Leidenschaft, schlang seine Arme um seinen Hals, während die starken Arme des Waldläufers ihn an der Taille umschlossen.

Etwas später mussten sie jedoch widerwillig aufstehen. Sie zogen sich ihre Kleidung an und machten sich fertig für den Ritt. Als sie das Zimmer verließen, lief einer der Düsterwaldkrieger sofort zu Legolas und wollte mit ihm sprechen.

„Was gibt es?", fragte der Prinz.

„Ihr Vater ist schon vor Sonnenaufgang aufgebrochen, Ihr werdet dann mit uns reiten, wie er es gewünscht hat", antwortete der Elb.

„Er ist weg? Wieso ist er schon geritten?"

„Ich kann Ihnen keine Auskunft dazu geben, er sprach mit niemandem, aber einer der Elben ist mit ihm geritten."

Legolas nickte noch dankbar zu dem Elben und ging mit Aragorn in die Halle. Er fragte sich, warum sein Vater es für richtig hielt, allein zu reiten und nicht auf ihn zu warten, aber egal wie lang er ihn schon zu durchschauen versucht hatte, Thranduil war einfach unlesbar.

Die beiden aßen noch etwas an der Tafel der Halle und richteten schnelle Worte an die anderen. „Gandalf, ich werde Legolas ein Stück begleiten, nur bis zum Entwasser, an den Grenzen des Fangorn-Waldes, ich werde bald wieder zurücksein", sagte er zu dem Zauberer, der eine Augenbraue hob, aber nicht wie erwartet anfing etwas dagegen zu sagen.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now