Kapitel 31: Sternennacht

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Während warme Sonnenstrahlen durch die Baumkronen auf den Waldboden herabfielen und ein verwunschenes Licht erzeugten, ritten Aragorn und Legolas in der seichten Brise des Abends immer näher auf die Grenzen des Düsterwaldes zu.

Gedämpftes Schlagen der Hufe war neben dem Rauschen des Windes zu hören, bald würde es dunkel werden, bis dahin wollten die beiden noch den Wald verlassen haben.

Der Weg bis Bruchtal war lang, vom Düsterwald aus ging es direkt nach Westen, man passiert die weiten Grasfelder, die zwischen den Waldgrenzen und dem Anduin liegen, um schließlich diesen Fluss zu überqueren.

Weiter führt die Reise auf die Gipfel des Nebelgebirges, wo man den engen Gebirgspfad besteigen muss, bis die höchsten Berge dort überwunden sind, dann schlängelt sich ein anderer Pfad auf der Westseite des Gebirges ins Tal, bis man schlussendlich Imladris erreicht, inmitten eines weiten Tales gelegen und umrundet von hohen Felswänden, bewachsen mit bunten Wäldern.

Selbst zu Pferd ist dieser Weg in einer Woche kaum zu schaffen, Aragorn und Legolas benötigten bereits zwei Tage, um die Westgrenze des Düsterwaldes zu erreichen.

Nun brach jedoch die Nacht herein, die Pferde waren erschöpft nach dem ununterbrochenen Ritt seit dem Palast des Elbenkönigs. Sie suchten sich Schutz unter einem alten Baum, bis zu den weiten Grasfeldern, die den Wald vom Anduin trennten, würden es keine zehn Minuten Weg mehr sein.

Aragorn machte ein kleines Feuer, während Legolas ein paar Vorräte von den Pferden nahm und sie grasen ließ. Es gab wieder nur zwei Äpfel und etwas Lembas-Brot, was von Elben auf Reisen aber gern genutzt wurde, weil es sehr gut sättigte.

„Ich habe das Gefühl, seit Monaten nichts als Lembas gegessen zu haben", scherzte Aragorn und legte das übrige Brot zurück in einen Beutel.

„Wir haben auch andere Dinge gegessen... zum Beispiel elbisches Wegbrot und...", er hielt inne und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, bei beidem handelte es sich um genau das Gleiche.

Der Waldläufer schüttelte lächelnd den Kopf. „Du hast die Äpfel vergessen", gab er zurück und deutete auf die angebissene Frucht, die er in seinen Händen hielt.

„Du hast recht... Wie konnte ich nur?", antwortete Legolas grinsend und warf seinen Apfelgriebs in das Gebüsch.

„Ich habe noch eine Frage... Wer war eigentlich der Elb, der uns entgegenkam, bevor wir in die Heilräume gingen?", fragte Aragorn plötzlich und biss noch einmal von der Frucht ab, bis er sie ebenfalls in einen Busch schleuderte.

„Das? Oh, das war Faeron. Er ist ein Verräter, er hat mich zweimal an meinen Vater verraten, aber ohne ihn wäre ich nicht aus dem Palast gekommen", antwortete Legolas, der von dem Waldläufer nur einen fragenden Blick erhielt, also erzählte er von allem, was Faeron in der Vergangenheit tat.

„Er hat dich verraten... Dann hat er dir geholfen, weil er es wiedergutmachen wollte und dann hat er dich wieder verraten?", gab der Mann mit ungläubigem Ton zurück und zog seine Augenbrauen nach oben.

„Ich glaube tatsächlich, dass er sich geändert hat... Irgendwo zumindest, aber sobald mein Vater ins Spiel kommt, knickt er ein und erzählt ihm alles... Kurz habe ich mich gefragt, warum ich ihm nochmal vertraut habe, doch mein Vater hätte alles, was Faeron ihm erzählte, sowieso herausgefunden, es hatte keine Bewandtnis...", sprach der Elb, während er seinen Blick auf die orangen lodernden Flammen richtete.

„Du redetest also von ihm, als du sagtest, dass sich andere nicht für dich als Person interessierten, sondern nur für deine Rolle als Prinz?", fragte Aragorn und erhielt ein Nicken des Elben als Antwort.

„Ja", bestätigte er, „Es gab auch davor schon einige, doch mit keinem von ihnen war ich wirklich befreundet... Anfangs dachte ich, Faeron würde mir zuhören und tatsächlich für mich da sein, aber ich lag falsch. Doch er heilte meine Bauchwunde, nachdem ich wieder in den Düsterwald kam und half mir, den Palast zu verlassen, deshalb denke ich, dass er seine Fehler wirklich wiedergutmachen wollte."

Emel nîn | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt