Kapitel 40: Die Stadt in Flammen

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Aragorn rannte voraus, der Elb war direkt hinter ihm und sie kämpften sich mühsam durch dieses Meer aus menschlichen Schädeln. Es wurden weiterhin mehr und sie hatten Schwierigkeiten, nicht von dieser Flut mitgerissen zu werden und darin unterzugehen.

Immer wieder blickte der Waldläufer hinter sich, um sich zu versichern, dass Legolas noch bei ihm war. Bald sah er Licht vor sich, umso näher er kam, desto heller wurde es.

„Ich glaube, da ist der Ausgang!", rief er und kämpfte sich noch die letzten Meter aus der gefluteten Höhle, bis er endlich wieder die Sonne sah.

Er drehte sich um und ergriff die Hand des Prinzen, um ihn aus dem Meer aus Schädeln zu ziehen, nun hatten sie es beide geschafft.

Doch als sich Aragorn dem Tal zuwandte, füllten sich seine Augen sofort mit Tränen. Er sank auf die Knie und richtete seinen Blick wieder zu Boden, um nicht diese Zerstörung sehen zu müssen, die vor ihnen lag.

Unten, an der Stelle, wo der Anduin in das große Meer mündet, liegt eine gondorianische Stadt, Pelargir, eigentlich wunderschön und erhaben in dieses Flussdelta gebaut, doch jetzt leuchteten die Häuser nicht mehr in ihrem üblichen Weiß, stattdessen brannten sich riesige Flammen durch die Gassen und zerstörten die Gebäude.

Auf dem Anduin in Richtung Osgiliath war eine Flotte von Schiffen, die Schiffe aus dem Süden, von denen Elrond sprach. Sie waren also zu spät, die Armee der Toten würde nicht für sie kämpfen und die erste Stadt Gondors stand bereits in Flammen.

Wie lange würde es dauern, bis diese Schiffe Osgiliath erreichen und damit fast in Minas Tirith sind? Wie lang würde es dauern, bis die anderen großen Städte Gondors fallen, bis zuletzt die Stadt des Königs fällt?

Es würden nicht nur Gondors Armeen den Tod finden, auch die Rohirrim, die kämpfen, hätten keine Chance den Sieg zu erlangen. Aragorn und Legolas konnten ihren Auftrag nicht erfüllen, damit ist jede Möglichkeit das größte Königreich der Menschen auf Mittelerde zu retten unwiderruflich zunichte gemacht.

Legolas sah, wie Aragorn seine Schultern hängen ließ, das Gewicht dieses Scheiterns hing schwer auf ihm, jetzt war es kein kleiner Weidenzweig mehr, sondern ganze Felsbrocken, die ihn zu Boden drückten.

Der Elb konnte nicht anders, als hinter ihn zu treten, ebenfalls auf die Knie zu sinken und ihn in seine Arme zu schließen. Er spürte, wie sich der Mann etwas gegen ihn entspannte und sich in die Berührung lehnte, Legolas legte seinen Kopf auf Aragorns Schulter und gab ihm einen zarten Kuss auf die Schläfe.

Keiner der beiden sagte ein Wort, zu sehr schmerzte sie dieser Anblick der brennenden Stadt, der Prinz sah ein solches Bild schon einmal.

Doch diesmal war es schlimmer als in Seestadt, es stand so viel mehr auf dem Spiel, aber dieses Spiel war nun verloren, egal was sie täten, es würde nichts mehr ändern.

„Wir haben versagt...", flüsterte Aragorn dann leise, in seiner Stimme lag ein leichtes Schluchzen, er schloss seine Augen und versuchte sich nur auf Legolas zu konzentrieren, der ihn fest umarmte, aber selbst hinter seinen geschlossenen Lidern brannten die Flammen, wie sie Pelargir zerstörten.

Der Elb konnte nur nicken. Sie hatten es zwar lebend aus dieser Höhle geschafft, wo so viele starben, aber dafür stand nun der Tod all ihrer Freunde in der Gemeinschaft, der Soldaten Gondors und der Rohirrim bevor, Orks würden alles einnehmen und es Frodo und Sam unmöglich machen, je zum Schicksalsberg zu gelangen.

Er platzierte seine Hand über Aragorns Herz und fühlte den sanften Rhythmus, während sich die Hand des Mannes über seine legte und sie fest drückte.

Plötzlich hörten sie hinter sich ein Geräusch, es war jedoch nicht der Klang von einstürzendem Stein oder dem des Meeres aus Schädeln, es ähnelte eher einem Windstoß, wofür es aber zu dunkel war.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now