Kapitel 24: Geborgenheit

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Ruckartig drehte er sich um, nachdem er die Stimme hörte, während er versuchte das schnelle Schlagen seines Herzens durch den Schreck zu beruhigen. Es war nur Faeron.

„Legolas! Was machst du? Ich sagte dir doch, dass du es allein nicht aus dem Palast schaffst!", flüsterte der Elb, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

„Ich habe dir gesagt, dass ich es nicht mehr aushalte... Ich will jetzt weg, sofort", gab der Prinz entschlossen zurück, während er seinen Blick weiter auf den Eingang gerichtet hielt.

Faeron folgte seinen Augen und nickte verständnisvoll. „Du hast Probleme mit den Wachen... Ich werde gehen und sie ablenken, wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann kannst du gehen", sagte er. „Sobald ich mich am Kopf kratze, dann musst du versuchen herauszukommen. Diese Geste dürfte diskret genug sein", fügte der braunhaarige Elb hinzu.

„Danke", antwortete Legolas noch und senkte achtungsvoll den Kopf, doch Faeron winkte ab.

„Du musst mir keinesfalls danken, ich habe genug Fehler gemacht, selbst diese Ablenkung reicht als Entschuldigung bei weitem nicht. Ich hoffe, dass du es schaffst, viel Glück", flüsterte er und ging den Gang entlang direkt auf die Wachen zu.

Er verwickelte sie in ein Gespräch und lenkte sie vom Tor weg in einen anderen Gang, kurz bevor sie dort ankamen kratzte sich Faeron am Kopf. Legolas setzte sich sofort in Bewegung und ging mit so leisen Schritten, wie er konnte zum Tor.

Der Prinz warf noch einen kurzen Blick in den Gang, wo Faeron mit den Wachen verschwand, sah sie aber nicht mehr, also öffnete er die Tür um nur einen Spalt, sodass er hindurchpasste und schlüpfte aus dem Palast.

Die nächste Gruppe mit Wachen befand sich kaum zwanzig Meter vor ihm an der Brücke und so musste er an ihnen vorbeischleichen, um in den Wald zu kommen.

Als er endlich den Schutz der alten Bäume erreichte, machte sich in ihm ein riesiger Strom von Erleichterung breit. Die Schwäche, die er immer noch hatte, ließ ihn beinahe orientierungslos durch die Gegend taumeln, obwohl er sich in diesem Wald eigentlich perfekt auskannte.

Nachdem Legolas sicher war, weit genug vom Palast entfernt zu sein, sank er an einem Baumstamm zu Boden, zog seine Beine heran und begrub sein Gesicht darin. Aus dem Palast hatte er es dank Faeron geschafft, nur wie sollte er von hier weiterkommen, ohne Pferd, wenn er kaum fähig war, sich auf den Beinen zu halten?

Bis nach Helms Klamm war es selbst auf dem Pferderücken eine enorm weite Reise, ohne Pferd könnte er es niemals schaffen. Hätte er doch nur auf Faeron gehört und seine Wunde heilen lassen, dann hätte er mit ihm den Ausbruch genauer besprechen können und vielleicht wäre dann auch ein Pferd kein Problem mehr geworden. Mit seiner Voreiligkeit hatte er sich nun offenbar alles zerstört.

~~~

Aragorn ritt schon seit vielen Stunden durch den Wald und kam dem Palast immer näher. Nun wollte er aber keine Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen, weil er auf einem Pferd ritt, also stieg er ab und führte Brego durch das Dickicht.

Sein Rücken schmerzte zum Glück nicht mehr so stark, er war sich aber sicher, dass er dort viele blaue Flecken hatte. Er versuchte das zu ignorieren und ging stattdessen den Pfad weiter entlang, von weitem hörte er schon das Rauschen des Flusses, der vor dem Palast floss.

Dort plötzlich vernahm er ein anderes Geräusch, es war ein leises Schluchzen und er schreckte sofort herum.

Legolas kauerte sich in seinem Umhang zusammen und hatte die Tränen, die nun über seine Wange flossen, nicht aufhalten können. Es war die Hoffnung, die er verlor und nun war er kurz davor aufzustehen und zurück zum Palast zu gehen, hier hätte er so keine Chance.

Emel nîn | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt