Kapitel 15: Stille im Kampf

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Die Tür öffnete sich und Éowyn trat herein. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Aragorn sah, dem es gutzugehen schien.

„Mein Herr Aragorn, ich wollte es zuerst nicht glauben, aber ihr seid wirklich zurückgekehrt... Kann ich mit euch sprechen?", fragte sie vorsichtig.

Der Waldläufer warf einen kurzen Blick auf Legolas. „Ich komme gleich wieder", sagte er, streichelte noch kurz die Schulter des Elben und folgte Éowyn aus der Kammer.

„Was ist es Éowyn?" Die Dame antwortete nicht und führte ihn in einen abgelegenen Gang der Festung, der menschenleer war. Dort zog sie Aragorn an der Hand zu sich.

„Ich wollte dir etwas sagen...", begann sie leise und schaute zu dem Mann auf, erneut mit einem Glitzern in den Augen. „Als ich hörte, dass du von der Klippe fielst... Mir wurde etwas klar... In Edoras fühlte ich mich immer wie in einem Käfig, eingesperrt ohne die Möglichkeit auszubrechen, doch als du kamst, verflog dieses Gefühl. Du bist der, der mich befreite", fuhr sie fort und sah ihn weiter eindringlich an.

Aragorn wollte gerade antworten, aber gerade als er seinen Mund aufmachte, unterbrach sie ihn.

„Eigentlich wollte ich nur sagen, dass..." Dann hielt sie inne und ließ Taten statt Worte sprechen. Sie drängte den Mann gegen die Wand und küsste ihn leidenschaftlich.

Der Waldläufer riss empört seine Augen auf und schob sie von sich weg. „Éowyn..."

Die Dame legte schnell einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Shh, sag nichts. Ich weiß, dass du eine Beziehung zu einer Elbenfrau hattest, die aber nun beendet ist. Lass mich jetzt ihren Platz einnehmen", flüsterte sie und küsste ihn wieder.

Aragorn wollte sie nicht verletzen, also drückte er sie sanft zurück. „Es stimmt, ich hatte eine Beziehung zu einer Elbendame, aber ich kann dir nicht die Zuneigung schenken, die du suchst", antwortete er schnell und war froh, nicht unterbrochen zu werden.

„Warum nicht? Ich könnte dir so viel geben, siehst du das nicht?"

Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich kann deine Liebe nicht erwidern, mehr gibt es nicht zu sagen. Was du liebst, ist eine Illusion, es ist keine wahrhaftige Liebe. Selbst wenn es das wäre, ich könnte es nicht zurückgeben."

Éowyn entfernte sich nicht, stattdessen trat sie wieder direkt vor ihn. „Liebe kann sich entwickeln! Du bist das, was ich mir immer gewünscht habe, mein ganzes Leben lang! Du hast keine Ahnung, wie ich in der Vergangenheit leiden musste! Meine Eltern starben, als ich noch jung war, eine Familie hatte ich nie! Dann pflegte ich Théoden, meinen Onkel, den ich Jahr für Jahr nicht mehr wiedererkannt habe... Grima Schlangenzunge bedrängte mich nicht nur einmal in einem Käfig aus dem ich nie fliehen konnte! Als du mit deinen Freunden kamst, hast du die Gitterstäbe beiseite gebogen und neben mir auch das Volk befreit", sagte sie entschieden, brachte ihr Gesicht erneut nah an Aragorns heran. „Ist das Gefühl, das ich habe so falsch? Ist es falsch, dich zu lieben?", fragte sie leise und jetzt begannen sich ihre Augen mit Tränen zu füllen.

„Denke nicht, dass ich in der Vergangenheit und auch jetzt weniger leide als du, Éowyn, Tochter von Éomund. Es tut mir leid, dass dir all das passieren musste, aber dennoch ändert es nichts. Ich kann dich jetzt nicht lieben und ich werde es auch nicht können. Ich bitte dich, suche dir jemanden, der deine Gefühle erwidert, der dir die Zuneigung und Hingabe schenken kann, die du verdienst, denn ich werde es nicht sein", gab Aragorn eisern zurück und befreite sich aus dem Griff der Dame, um von ihr wegzutreten. Ihre Wangen wurden nun von Tränen überströmt und sie schaute fassungslos auf ihn.

„Bringe dich für die kommende Schlacht in Sicherheit", sagte der Mann noch, bevor er davonging und die anderen zu treffen.

Er wusste, dass er Éowyn mit seinen Worten verletzt hatte, aber er konnte sie nicht anlügen. Er fühlte nichts für sie, sein Herz war bereits vergeben, auch wenn er sich nicht sicher war, ob es erwidert würde.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now