Kapitel 53: Die Kette der Unendlichkeit

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Am nächsten Morgen, dem Tag nach der Krönung, wurden die beiden Gefährten nicht sofort durch das Aufgehen der Sonne geweckt, stattdessen lagen sie nah beieinander von den kunstvollen Seidendecken umhüllt, während einige der vielen Kissen wahllos auf dem Bett verteilt oder sogar auf dem Boden lagen.

Warmes Licht drang nun durch die Fenster herein, aber die riesigen Vorhänge verdunkelten den Raum, nur die Krone des Königs, die auf dem Samtkissen neben dem Schrank aus Wallnussholz ihren Platz fand, glänzte hell, weil die Strahlen direkt auf sie fielen.

Wenige Augenblicke später war Aragorn der erste, der aufwachte und sofort wurde ihm klar, was ihm nun bevorstand. Sein erster Tag als Herrscher brach an und er war kein Kind eines Königs, das sein ganzes Leben in die Pflichten eingeweiht wurde, alles würde völlig neu für ihn sein.

Hätte er nicht Legolas an seiner Seite, der Sohn eines König war und deshalb viel mehr wusste als Aragorn selbst, wäre er der festen Überzeugung gewesen, es nicht meistern zu können.

Aber Gandalf, Elrond und Faramir, als Mann Gondors, blieben bei ihm im Palast und würden ihn unterstützen, auch wenn er sich sicher war, dass Elrond bald nach Imladris zurückkehren und auch Mithrandir nicht ewig hier sein könnte.

Er strich gedankenverloren über die goldenen Locken, die über den blassen Rücken des Elben ausgebreitet waren und ließ seinen Blick zum Fenster schweifen, wo halbgeschlossene Vorhänge das meiste seiner Sicht nach draußen verdeckten.

Plötzlich klopfte es an der Tür, Aragorn riss seinen Kopf nach oben und auch Legolas öffnete nun seine Augen und schaute zur Tür. Der Elb seufzte und vergrub seinen Kopf näher an der Brust des Königs und zog die Laken über sich, was sein Geliebter nur mit einem amüsierten Lächeln betrachtete, ehe er nach einem erneuten Klopfen denjenigen hereinbat.

Eine Dienerin betrat den Raum, sie war recht klein, mit dunklem Haar, das bis zu ihrer Taille reichte und sah mit ihren dunklen Augen beinahe schüchtern und beängstigt zu ihrem Herrscher. „Guten Morgen, mein Herr, es tut mir leid Sie zu stören... Aber es ist jemand im Thronsaal, der um Ihre Aufmerksamkeit bittet", sagte sie leise und richtete ihren Kopf schnell zu Boden.

Aragorn beobachtete sie mit einem Stirnrunzeln. „Gut, sage, dass ich bald unten bin. Ich danke dir für die Information", gab er höflich mit sanftem Ton zurück, die Dienerin blickte überrascht zu ihm, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und verließ das Zimmer.

Der Herrscher richtete sich nun wieder auf Legolas. „Sie wirkte verängstigt... Hast du es auch bemerkt?"

Der Elb nickte leicht. „Sie ist noch sehr jung... vielleicht ist ihr irgendetwas widerfahren", antwortete er und legte eine Hand auf Aragorns Wange.

„Ich will nicht, dass man vor mir Angst haben muss, keiner soll so zu mir reden oder schauen müssen", murmelte der Mann und seufzte.

„Nur, wie man sagte, war Denethor eben ein solcher Herrscher, dem es egal war, wie viel Angst oder Unbehagen er verursachte, das Volk war gezwungen ihm zu folgen, weil man nicht wusste, dass noch ein wahrer König am Leben ist", sagte Legolas und sah Aragorn zögernd Nicken, ehe er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gab.

„Du hast recht... aber jetzt sollten wir uns anziehen, um zu sehen, wer im Thronsaal wartet auf uns wartet, schließlich nannte die Dienerin keinen Namen", sprach der König und erhob sich aus dem Bett, der Elb folgte kurz darauf.

Sie griffen schnell nach der Kleidung vom Vortag, obwohl im Schrank Dutzende von Kleidungsstücken hingen, die für den König genäht wurden, neben anderen schmaler geschnittenen, die für Legolas gedacht waren.

Man hat sogar die Gewänder des Elben im elbischen Stil geschneidert, nahm dieselben zarten Stoffe und setzte sogar dieselben besonderen Stickereien auf die Kleidung.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now