Kapitel 23: Blitze und Donner

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Über den Baumwipfeln erhob sich nun langsam die Sonne, ihre Strahlen fielen über die Baumkronen des Düsterwaldes, während Wolken weiter einen Teil blockierten.

Legolas öffnete seine Augen und setzte sich langsam auf. Sein Schlaf war heilsam gewesen, auch wenn er in der Nacht mehrmals aufwachte, die Schmerzen der Wunde verschwanden beinahe komplett.

Dennoch fühlte er sich weiter mehr als erschöpft und schwach, vielleicht sogar mehr als am vorherigen Tag. Ihm war all das aber egal: Er wollte hier raus. Wenn Faeron ihm Hilfe anbot, dann wird er sie annehmen, weil es allein nicht möglich wäre, aber lange warten würde er nicht mehr.

In seinem Vater hatte sich offenbar nicht nur er selbst, sondern auch Aragorn geirrt. Außer Gefühlskälte, Arroganz und Egoismus schien bei Thranduil nichts anderes übrig zu sein. Für Legolas interessierte er sich sowieso nicht – er verstand nicht, dass Aragorn das Einzige war, was er immer wollte und was ihn glücklich machte. Stattdessen ignorierte und leugnete er diese Liebe und sperrte seinen Sohn ein, hielt ihm in diesem Gefängnis, bis er zur Vernunft kommt.

Nur wusste Legolas, dass er niemals zur „Vernunft" kommen würde. Er liebte Aragorn und er würde ihn noch genauso lieben, selbst wenn es hunderte Jahre wären, die er hier säße. Sein Vater könnte nichts daran ändern.

Plötzlich hörte er ein leichtes Klopfen an der Tür und dann folgte Faerons Stimme. Der Prinz murmelte ein kurzes „Herein!" und der braunhaarige Elb trat ein.

„Du siehst immer noch nicht besser aus... Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht, du brauchst Kraft", sagte er und stellte den Teller auf den kleinen Tisch.

Normalerweise hätte Legolas sich weggedreht und nichts davon angerührt, doch er verstand, dass er ohne Essen nicht genügend Kraft hätte, um aus dem Palast zu kommen und dann noch zurück zur Gemeinschaft zu reiten.

Also nahm er zögerlich das Brot vom Teller und aß von den kleinen Salatschüsseln, die auf dem Tablett standen.

„Hast du noch Schmerzen?", fragte Faeron und Legolas schüttelte den Kopf. „Das ist gut, in fünf bis sechs Tagen sollte alles vollständig verheilt sein", fügte er hinzu.

„Wann hilfst du mir hier raus?", wollte der Prinz dann wissen, als er so viel er konnte gegessen hatte.

„Nicht, bevor die Wunde komplett verheilt ist und du wieder besser aussiehst. Deine Haut ist viel zu blass und du bist noch zu schwach, ich helfe dir erst raus, wenn es dir besser geht", gab der braunhaarige Elb zurück.

Legolas nickte betrübt. „Ich halte es jetzt schon kaum noch aus... Bitte, ich muss weg...", flüsterte er, wissend, dass ihn jeder weitere Tag hier kaum Besserung bringen würde.

„Ich bleibe dennoch bei meiner Aussage. Eine Mahlzeit gibt dir nicht deine Kraft zurück, aber in ein paar Tagen wird die Verletzung geheilt sein, dann wird es besser", antwortete Faeron, „Aber ich gehe jetzt erst einmal, ich werde später mit frischen Verbänden und Essen wiederkommen." Er nahm das fast leere Tablett und verließ mit einem ermutigenden Lächeln den Raum.

~~~

Aragorn hatte nun fast die alte Waldstraße erreicht, weit war es nicht mehr bis zu dem Pfad zu Thranduils Hallen. Er trieb Brego unermüdlich an, denn weitere Pausen durfte er in diesen Gegenden keinesfalls machen.

Bald würde jedoch die Nacht hereinbrechen, bis dahin wollte er noch die Grenzen des Waldes passieren.

Plötzlich ertönte ein lauter Donner. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und der Geruch von Regen breitete sich in der Luft aus. Brego wurde zunehmend unruhiger, die Donner nahmen an Lautstärke zu und in der Ferne blitzte es bereits. Der Waldläufer flüsterte einige elbische Worte, um sein Pferd zu beruhigen, doch es half nicht, da das Gewitter immer stärker wurde.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now