Kapitel 18: Abenddämmerung

860 59 2
                                    

Die Menschen in Helms Klamm machten sich nach der Schlacht daran, die Festung zu säubern. Einige trauerten, viele verloren Familienmitglieder und Freunde an den Kampf, Kinder saßen mit leerem Blick allein in den Gassen, ohne ihre Eltern, die in der Nacht verendeten. Es herrschte gleichzeitig Erleichterung und Verzweiflung, sie hatten zwar den Sieg errungen, der Preis dafür war aber hoch.

Die Strahlen der Sonne fanden nun durch die Lücken der Wolkendecke hindurch und brachten wieder Hoffnung zurück unter die Menschen, die Dunkelheit und Erdrückende Stimmung der Nacht legte sich langsam.

Nachdem sie gerade mit Théoden und Gandalf über weitere Schritte nach der Schlacht gesprochen hatten und stundenlang beim Aufräumen in der Festung halfen, verließen Aragorn und Legolas die Hallen, um nach draußen zu gehen. „Wo gehen wir jetzt hin? Nach den ganzen Ereignissen letzter Nacht sollten wir uns ausruhen", sagte der Waldläufer.

Legolas nickte. „Ich würde ein Stück reiten, dort drüben auf dem Hügel ist ein kleiner Wald, dann sind wir wenigstens ein paar Stunden aus diesen Mauern raus", schlug er vor. „Ich weiß nicht, ob es nicht angebrachter wäre, weiter beim Aufräumen zu helfen..."

„Wir haben schon lang geholfen aufzuräumen und wir kämpften für Rohan und beschützten das Volk. Es ist nicht unsere Aufgabe ihre Festung wiederaufzubauen und außerdem bist du immer noch verletzt, Legolas", antwortete Aragorn und der Elb nickte. Sie liefen zu den Ställen, holten ihre Pferde und ritten aus den Stadttoren zu dem Platz, den der Prinz zeigte.

Über die weite Grasebene hinweg hoben sich Hügel aus dem Boden, bewachsen mit Moosen und Flechten, auf ihren Höhen begann ein lichter Birkenwald zu wachsen, die dünnen Stämme der Bäume ragten sich der Sonne entgegen, doch ihre Kronen ließen viel Helligkeit auf den Waldboden fallen, sodass dieser mit Heidelbeerbüschen und Farnen übersäht war.

Sie ritten kaum eine halbe Stunde seit der Festung, bis sie an einer Lichtung ankamen, ein idyllischer, ruhiger Ort, der eine friedvolle Atmosphäre schuf, ganz das Gegenteil zur Schlacht. Überraschenderweise war es dennoch still, keine Vögel sangen, selbst der Wind brachte die Blätter nicht zum Rascheln.

Die beiden stiegen schließlich ab und ließen ihre Pferde in ihrer Nähe grasen. Sie setzten sich an zwei gegenüberliegende Birkenstämme, waren aber gerade so weit voneinander entfernt, dass sich ihre Knie noch berührten.

„Ich weiß nicht, was ich mit meinem Vater jetzt tun soll, Aragorn", begann der Elb, pflückte eine kleine Blume und drehte sie zwischen seinen Fingern.

„Ich kann nicht für dich entscheiden, aber natürlich würde ich dich lieber hierbehalten. Doch du solltest ihm auch eine Chance geben, dir wieder näherzukommen, denn er kümmert sich um dich", antwortete der Mann.

„Die Gemeinschaft kann ich aber nicht im Stich lassen... Er sagte nicht einmal, was er genau von mir will, ich werde nicht gehen, nur weil er Angst um mein Leben hat."

Aragorn sagte nichts, da er wusste, dass Legolas richtig dachte, denn er war der Gemeinschaft beigetreten, wenn auch nicht im Willen von Thranduil, einfach gehen sollte er also nicht.

„Was mir Sorgen macht, war, wie er mit mir sprach... Noch nie hat er einen so befehlenden und donnernden Ton bei mir verwendet...", sprach der Elb weiter und seufzte. „Vielleicht ist doch irgendetwas dahinter... Aber ich will dich nicht verlassen, ich kann nicht..."

„Legolas..."

„Als du von der Klippe fielst... In meinem ganzen Leben fühlte ich noch nie so einen Schmerz, so eine Kälte, so eine Leere... Ich war dem Tod nie so nah", flüsterte der Prinz und senkte die Augenlider.

Aragorn streichelte sanft seine Wange und hob sein Kinn nach oben, um in die saphirblauen Augen zu blicken. „Du bist verblasst..."

Legolas nickte stumm. „Ich weiß nicht, wann ich merkte, dass ich dich liebte, aber es wurde mir bewusst, als ich an deine Worte zurückdachte, die du mir am Feuer nach unserer ersten Begegnung sagtest... Du warst mein Licht in Moria, du hast mich durch die Tage geleitet, an denen die Sonne nicht am Horizont erschien, du gabst mir Kraft weiter zu kämpfen, mit all deinen ermutigenden Worten, Estel (Hoffnung)...", gab er leise zurück und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als der Waldläufer ihn in eine liebevolle Umarmung zog.

Emel nîn | Aralas FFWhere stories live. Discover now