Aller Anfang ist schwer *3*

77 25 52
                                    

In diesem Augenblick klopfte es und die Umzugshelfer trugen Alanys Kommode herein. Nachdem Alany ihnen gezeigt hatte, wo sie das Möbelstück abstellen sollten, begleitete sie die Männer nach unten.

„Die Kisten mit euren übrigen Sachen haben wir ins Wohnzimmer gestellt", sagte einer der Möbelpacker. „Wie's aussieht sind wir hier also fertig." Die Umzugshelfer wechselten noch ein paar Worte mit Jamie, der an der Haustür auf sie wartete, dann verabschiedeten sie sich.

„Uff, endlich alleine!", rief Jamie, als die Tür ins Schloss gefallen war. „Ich würde vorschlagen, wir kümmern uns jetzt um Tante Carolines Küchenkiste, bevor die Lebensmittel schlecht werden. Mittagessen, wir kommen!" Gesagt, getan. Jamie kramte hektisch in der Kiste und fischte mit einem Grinsen eine Packung Spaghetti heraus. Dann aber... „Upps! Na das ist jetzt blöd!" 

Alany sah verwundert auf. Wenn ihrem Vater irgendetwas aus der Hand gerutscht wäre, hätte sie es doch gehört? „Ich habe vergessen, Caroline um einen Topf zu bitten!", gab Jamie sichtlich verlegen zu und fuhr sich durch das tiefbraune Haar. „Ich hab es verpennt, Küchenzubehör zu kaufen, deshalb hat sie mir zusätzlich zu ein paar Lebensmitteln doch welches mitgegeben. Caroline hat mich kurz vor unserer Abfahrt damit aufgezogen, erinnerst du dich? Leider hat sie an keinen Topf gedacht."

Alany erinnerte sich. Sie spürte Genugtuung, da ihr Vater sich entgegen ihrer Befürchtungen nicht von heute auf morgen in einen gut organisierten Menschen verwandelt hatte. Tief in seinem Herzen würde er wohl immer der chaotische Jamie bleiben, den sie so sehr liebte. Umzug hin oder her. Nur schade um das gute Essen, auf das sie sich so gefreut hatte...        

„Ich hatte schon den Geschmack von Spaghetti im Mund!", seufzte Jamie theatralisch und ließ die Kühlschranktür mit Schwung zufallen. „Ach, was soll's! Lass uns zu Mittag ein Sandwich essen, dann die Umzugskisten auspacken und fürs Abendessen Pizza bestellen!"

Gesagt- getan. Rasch holten Alany und Jamie einige Scheiben Toast aus einem der Küchenschränke hervor, belegten sie mit Käse und machten sich mitsamt der Teller auf den Weg ins Wohnzimmer.

„Keine Panik, mit dem Alter wird man eben vergesslich! Solange dein Kopf noch angewachsen ist, passt doch alles!", zog Alany ihren Vater auf und versetzte ihm einen kumpelhaften Stoß mit dem Ellenbogen.

„Pass lieber auf, kleines Fräulein! An deiner Stelle würde ich in Zukunft vorsichtiger sein, denn von nun an bin ich der Herr im Haus und es gibt keine kinderliebenden Verwandten mehr, die Gnade vor Recht ergehen lassen!", drohte Jamie und hob spielerisch die Faust. Dann ließ er sich mitsamt seinem Teller auf dem weinroten Sofa nieder.

Jamies Komikereinlage verfehlte ihre Wirkung nicht. Während Alany befreiend zu lachen begann, merkte sie, wie sich die Anspannung der vergangenen Wochen löste. „Ich bin gespannt, wie unser Leben in der Vater- Tochter- WG aussehen wird", verkündete sie und setzte sich neben ihren Vater auf das Sofa. Zu ihrer Freude federte es gut und seine Farbe passte zum Weinrot, in dem die Wände gestrichen waren.

Jamie hatte es sogar geschafft, den Flachbildfernseher so zu platzieren, dass man vom Sofa aus perfekte Sicht hatte. In den Regalen an den Wänden standen bereits einige Bücher und hier und da hatten bunte Kerzen und Porzellanfiguren ihren Platz eingenommen. Sogar Jamies heiß geliebten Sessel hatten die Umzugshelfer bereits in eine Ecke gestellt. Am besten aber gefiel Alany die Stereoanlage, neben der sich ein breites Regal für ihre CDs befand. Einzig allein die großen Umzugskisten, die sich in einer Ecke des Raumes stapelten, störten das Bild.

Während Alany das Wohnzimmer unter die Lupe nahm, verspeiste sie genüsslich ihr Sandwich. „Es ist seltsam still hier!", sagte sie nach einer Weile.

Jamie nickte. „Wahrscheinlich gibt Richard gerade ein Live-Konzert unter der Dusche und wir verpassen es", seufzte er.

Sparks/ Amby Awards Shortlist 2023Where stories live. Discover now