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Das Aufheulen eines Motors irgendwo am Fuße des Hochhauskomplexes war das Erste, was die Stille zwischen den beiden Jungen durchbrach. Erst da schaffte Taehyung es sich wieder zu sammeln und mit einem tiefen Atemzug zum Reden anzusetzen. Allerdings ließ der braunhaarige Junge ihn erst gar nicht zu Wort kommen, sondern hob anstatt dessen seine Hand von dem Geländer und zückte seinen Zeigefinger warnend in die Höhe. „Wag' es ja nicht es zu leugnen", zischte Jungkooks Stimme bedrohlich durch die kalte Nachtluft. Für einen flüchtigen Moment brach der Sportler den Blickkontakt zu dem finsteren und gleichzeitig so enttäuschten Blick seines Gegenübers.

„Ich- Jungkook... W-wie hast du es...", kamen ihm die Worte nur stotternd über die Lippen, doch je mehr ihm bewusstwurde, worum es hier eigentlich ging, desto mehr versteifte sich sein ganzer Körper. Mit einem Mal riss Taehyung seinen Kopf wieder herauf, sah aber nicht zu Jungkook, sondern links und rechts über den dunklen Flur. Keine Sekunde später trat er einen Schritt vor, Panik lag in seinem Blick, während er seine Arme zitternd anhob.

Jungkook lehnte währenddessen immer noch an dem Geländer und versuchte sich krampfhaft auf seinen wackligen Beinen zu halten. Erst als Taehyungs schlanke Hände sich auf seine Schultern legten und dieser ihn daran zu sich ziehen wollte, richtete der Jüngere sich hastig wieder auf. „Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen!", blaffte er und wehrte sich gegen den kräftigen Zug an seinem Körper.

Augenblicklich hielt Taehyung in seinem Tun inne, ließ aber dennoch nicht von Jungkook ab. „Kookie... bitte, komm weg von dem Geländer und lass es mich erklären", sprach Taehyung mit einer von Dringlichkeit belegten Stimme. Allerdings schüttelte Jungkook mehrmals seinen Kopf und drehte sich danach aus dem Griff des Lockenschopfes heraus, wobei er mit dem Rücken erneut gegen das Geländer stieß. Mittlerweile kroch ihm die Kälte in alle Glieder und brachte ihn zum Zittern. Gleichzeitig begann seine Atmung immer unkontrollierter zu werden. Ob vor Wut oder Trauer - er wusste es nicht genau.

„Was willst du mir denn erklären?", ergriff er schließlich das Wort. „Dass ich dir wohl niemals vertrauen kann?" Ein verächtliches Schnauben verließ Jungkooks Lippen gefolgt von einem unterdrückten Wimmern. „Ich hätte dir einfach niemals vertrauen dürfen..."

Leise Schritte hallten über den Flur, als Taehyung sich dem aufgelösten Jungen ein weiteres Mal näherte. „Jungkook, komm bitte-" „Nein! Ich will verdammt nochmal nicht in deine Wohnung!", schrie er seinem Gegenüber hysterisch entgegen, wobei sich keine Sekunde später die ersten Tränen ihren Weg über seine Wange bahnten. In dicken, glänzenden Tropfen kullerten sie ihm über die rosa Haut und fielen genauso auf den Boden, wie er auch. Schlaff lehnte er an dem Gittergeländer. Der beißende Wind streifte ihm über den Rücken.

„Mein bester Freund...", begann er erneut mit hauchdünner Stimme zu sprechen und kauerte sich noch mehr auf dem kalten Boden zusammen, „Yoongi, ich hatte... ich hatte dir von ihm erzählt. Dass wir uns schon so lange nicht mehr gesehen hatten... weil er... weil er nichts mehr mit mir zutun haben wollte. Mich hatte das so... so unglaublich fertig gemacht, einfach weil ich nicht wusste, wieso." Für einen Augenblick hielt Jungkook inne, sah mit verschleiertem Blick zu Taehyung herauf, bevor er ihm sichtlich verletzt, entgegenflüsterte: „Dabei warst die ganze Zeit du der Grund."

„Jungkook-", sofort hockte Taehyung sich zu dem Jungen herunter, wollte ihm widersprechen, als ihm der Braunhaarige aber ein weiteres Mal zuvorkam. „Und Jimin", schluchzte er bitter auf, „wie kannst du von deinem besten Freund behaupten, dass es ihm gut geht? Wie kannst du es einfach ignorieren und einen auf ‚Heile Welt' spielen, wenn du es die ganze Zeit wusstest?"

Fassungslosigkeit breitete sich in den Iriden Jungkooks aus, je länger er über die ganze Situation nachdachte. Taehyung hingegen biss sich seine Unterlippe beinahe blutig, wobei auch in seine Augen Tränen gestiegen waren. Vorsichtig griff er nach Jungkooks eiskalter Hand, berührte sie ganz sanft und schob seine Fingerkuppen an Jungkooks vorbei. „Lass uns bitte erst reingehen und reden", hauchte er mit zittriger Stimme, während sein Blick an dem Jungen vorbei auf die Straße vor dem Hochhaus fiel. „Ich flehe dich an."

Worst of you // TaekookWhere stories live. Discover now