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"Also, was bedeutet das jetzt genau, dass du hier 0,36 raus hast?", fragte Jungkook Taehyung, der dicht neben dem Braunhaarigen auf dem Sofa saß und sich über sein Heft auf dem kleinen Tisch vorgelehnt hatte. Ratlos zog er seine Stirn kraus und drehte seinen Kopf zu Jungkook herüber. Auf dessen Lippen wanderte ein sanftes Lächeln, als er in Taehyungs beinahe niedlich aussehende Miene blickte. "Überleg doch nochmal...", versuchte er dem Sportler weiter auf die Sprünge zu helfen "wofür steht die Dezimalzahl?"

Und mit einem Mal schien dem Lockenschopf ein Licht aufzugehen, sodass sich seine Augenbrauen wissend hoben. "Ich glaube, es bedeutet 36 % der Äpfel sind gelb, nicht wahr?", hakte er neugierig bei Jungkook nach und drehte sich mit seinem ganzen Oberkörper zu ihm herüber. Dieser nickte ihm anerkennend zu und konnte nicht verhindern, dass ihm während Taehyung ein breites Lächeln aufsetzte, ein warmer Schauer über den Rücken wanderte.

"Echt jetzt?", jauchzte der Ältere dann glücklich auf und legte seine Hände plötzlich auf Jungkooks, die er in seinem Schoß gefaltet hatte. Sofort machte das Herz des Jungen einen gewaltigen Satz nach vorne und pochte wild in seiner Brust. "Ja, echt jetzt", kicherte er dann und beobachtete, wie Taehyung sich mit einem erleichterten Seufzen zurück in die Kissen der Couch warf. Seine Hände hatte er dabei wieder von Jungkooks genommen und seine Arme auf der Rückenlehne ausgestreckt.

Gerade wollte Jungkook beschämt seinen Blick abwenden, da er genau spürte, dass ihm die Röte bereits ins Gesicht gestiegen war, wie er den Sportler da so liegen sah, in seinem eng anliegenden Shirt, unter welchem sich seine starke Brust gleichmäßig hob und senkte. Doch da sprang Taehyung plötzlich wieder energisch auf und kniete sich flink vor Jungkook auf den Boden.

In seinen Iriden konnte Jungkook ein schelmisches Funkeln erkennen, was ihm augenblicklich eine Gänsehaut im Nacken bereitete. Doch als Taehyung zu allem Überfluss auch noch seine Hände auf Jungkooks Knie ablegte und daraufhin schleichend langsam seine Oberschenkel herauffuhr, stellten sich seine Haare am ganzen Körper auf.

"T-tae", stotterte er überfordert, denn er hatte wirklich keine Ahnung, was das hier jetzt schon wieder werden würde. Er wollte nicht ein weiteres Mal Taehyungs Spielzeug sein und der Gedanke daran, dass er eben genau in diesem Moment etwas im Schilde führte und es wahrscheinlich mit seiner Belohnung zusammenhing, machte ihm gewaltige Angst. Er wollte nicht wieder ausgenutzt und dann wie Müll entsorgt werden. Wieso war er nur auf die Idee gekommen, Taehyung einzuladen?

"Mh?", entkam es der Kehle des Sportlers aufeinmal und er sah fragend zu Jungkook herauf. "W-was wird d-das?", stammelte dieser sichtlich überfordert, wobei seine Hände erneut auf Taehyungs fielen, die nun bereits über den Hosenbund strichen. "Ich dachte...", hauchte der Lockenschopf daraufhin, richtete sich etwas auf und näherte sich Jungkooks Gesicht bis auf wenige Zentimeter "ich könnte jetzt meine Belohnung einfordern."

Verführerisch fuhr er sich mit der Zunge über die Unterlippe, was Jungkook natürlich in keinster Weise kalt ließ. Wie gebannt wanderten seine Augen zwischen den Iiriden und den Lippen seines Gegenübers hin und her. Als Taehyung sich für einen kurzen Augenblick weitervorlehnte, ihre Lippen sich streiften und der warme Atem des jeweils anderen auf diesen prickelte, war Jungkook bereits dabei, die Augen zu schließen. Doch mit einem Mal ließ Taehyung sich hastig herabsinken und begann mit flinken Fingern, den Knopf von Jungkooks Hose zu öffnen.

In dem Jungen baute sich eine gewaltige Spannung auf und das erregte Kribbeln hatte sich bereits bis in seinen Unterleib vorgeschoben, aber gleichzeitig zog sich sein Herz immer weiter zusammen. So weit, dass er schon glaubte, es würde gar kein Blut mehr pumpen können.

'Ich werde niemals 'Dein' sein', echote es in seinem Ohr und gab seinem schwachen Herzen des Rest. Er wollte das hier nicht. Nicht so. Nicht, wenn er in den Augen des Sportlers nichts weiter, als ein Gegenstand sein würde, den man beliebig rumschubsen konnte. Auch wenn Taehyung ihm gesagt hatte, dass sie sich nicht näher als so kommen konnten, wollte er diese Art von Nähe nicht. Da würde er lieber am anderen Ende der Welt einsam sterben, als in so einer höllisch schmerzenden Nähe.

"Halt! Nein!", stolperten ihm schließlich die Worte über die Lippen und er stoppte Taeyhung harsch in seinem Vorhaben. Mit etwas Kraft drückte er die Hände des Sportlers von sich weg und erhob sich von dem Sofa. Eine Träne kullerte aus seinen Augen, als diese auf den überraschten Blick des Basketballers getroffen waren.

"I-ich w-will das nicht", schluchzte er bitter auf und biss sich hart auf die Unterlippe. Das hier hatte er so nicht geplant, in keinster Weise. Er wollte abgelenkt werden. Er wollte etwas Zuneigung und Liebe spüren. Aber das hier machte ihm gerade nur umso mehr klar, dass Taehyungs Verständnis von Liebe ein komplett anderes war. Er fühlte nicht so wie Jungkook und das würde er wohl auch nie. Jungkook war allein. Genauso, wie er es vor dieser hirnrissigen Idee schon war. Ohne Taehyung und ohne seinen besten Freund.

Gerade wollte der aufgelöste Junge einen Schritt nach vorne stolpern und sich in seinem Zimmer verbarrikadieren, als er plötzlich einen festen Griff um seinem Handgelenk spürte und wie er etwas zurückgezogen wurde. Sogleich wurde ihm eisig kalt und ein Schneesturm fegte in seiner Brust. Der Druck um seinem Handgelenk wurde derweil immer stärker und Taeyhungs Finger fühlten sich wie Eiszapfen an, die ihm schmerzvoll ins Fleisch schnitten. Er würde doch nicht-

Jungkooks Herz raste wie verrückt und allmählich stieg die Angst in ihm auf. "T-tae b-bitte...", flüsterte er beinahe, da sich seine Kehle zugeschnürt anfühlte "...lass m-mich g-gehen." Was passierte hier gerade? Er würde doch niemals eine Chance gegen den muskulösen Jungen hinter sich haben. Schwach versuchte er sich etwas loszureißen, doch Taehyung verstärkte den Griff weiter.

"Jungkook...sieh mich an", seine Stimme klang sanft wie Samt, dass sich federleicht um die Seele legte und in keinster Weise beängstigend. Und dennoch brachte Jungkook es nicht Zustande, sich umzudrehen. Immer wieder redete er sich ein, dass Taehyung ihm wehtun würde und benutzen würde. Dass er ihn gegen seinen Willen zu etws zwingen würde. Panisch kniff er seine Augen zusammen. Diese liebevolle Stimme war bestimmt nur eine seiner Maschen, mit denen er versuchte das zu bekommen, was er wollte.

"Jungkook, sieh mich an", wiederholte er, diesmal etwas bedrohlicher und dennoch traute Jungkook sich nicht, auch nur einen flüchtigen Blick zu dem Älteren herüberzuwerfen. Er hatte einfach viel zu viel Angst. Angst, nach seinem Sturz von der Klippe, auf dem harten Felsboden aufzuschlagen.

"Jungkook! Jetzt sieh mich endlich an, verdammt nochmal!", der lauten Worte schallten wiederkehrend durch den Raum, prallten an den kahlen Wänden ab und brachten Jungkook dazu, kräftig zusammenzuzucken. Wo er zuvor noch der festen Überzeugung gewesen war, es wäre das Beste Taehyung zu ignorieren, wusste er nun, dass er ihn auf diese Weise noch wütender machen würde. Noch nie hatte er sich so schwach gefühlt, so elendig einsam und hilfos. Egal, was er jetzt auch tun würde, er hatte keine Chance und niemanden, der ihm helfen würde. Es würde ja auch niemanden mehr interessieren, was überhaupt mit ihm passierte. War es dann nicht auch eigentlich alles egal?

Plötzlich spürte er den heißen Atem Taehyungs in seinem Nacken, der wohl von dem Sofa aufgestanden war. Doch die Wärme verwandelte sich augenblicklich in eisige Kälte und ließ ihn erschaudern. Mit zusammengekniffenen Augen spürte Jungkook, wie Taehyung den Griff um sein Handgelenk löste und langsam mit beiden Händen seine schmale Taille umgriff.

Die Atmung des Jüngeren ging flach und er traute sich nicht, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Wie versteinert stand er da. Schleichend ließ er sich wie eine Marionette von Taehyung herumdrehen, der die Fäden in der Hand hielt. Nicht fest und dennoch fordernd, in einer gewissen Weise sogar ruhig. Doch Jungkook wusste, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm bedeuten würde. Die Ruhe vor einem Sturm, der ihm das Herz aus der Brust reißen und seine Seele begraben würde.

Schließlich stand er Taehyung in dessen Armen gegenüber, hatte seinen Blick noch auf den Boden gesenkt. Doch keine Sekunde später spürte er den Zeigefinger des Basketballers unter seinem Kinn. Beinahe behutsam drückte er es zu sich herauf und brachte Jungkook dazu, ihn anzusehen.

Mit grausigen Bildern im Kopf und einer panischen Angst in seiner Brust, linste Jungkook letztendlich zu Taehyung herauf. Doch mit dem, was er dort sah und welche Worte er kurze Zeit später aus dem Mund seines Gegenübers hörte, hatte er in keinster Weise gerechnet.

Worst of you // TaekookWhere stories live. Discover now