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Stolpernd hetzte Jungkooks auf die Haustür zu, wollte einfach nur weg, weg von dieser Party und weg von diesem Mann. Sein Kopf war immer noch nicht ganz klar und seine Beine fühlten sich an wie Blei, was ihm die Flucht sichtlich erschwerte. Gerade wollte er seine Hand an die Türklinke legen und diese aufreißen, als er jedoch grob am Arm gegriffen und herumgezogen wurde.

Mit weit aufgerissenen Augen und voller Panik blickte er in das mehr als wütende Gesicht des Fremden. Seine Kiefer malten fest aufeinander und er bedachte den Jungen mit so einem finsteren Blick, dass diesem das Blut in den Adern gefror. Jungkooks Herz pochte wie wild in seiner Brust und seine Atmung ging flach.

"Du wagst es, dich gegen mich aufzulehnen?", fauchte der Mann ihm dunkel entgegen und drückte den schmalen Oberarm des Jungen noch fester, sodass Jungkook schmerzvoll aufwimmerte und die Luft einzog. "L-lassen sie mich los", presste er angestrengt hervor und wand sich hilflos in dem Griff des Fremden.

"Das hättest du wohl gerne", spuckte dieser ihm aber nur abwertend entgegen und wollte ihn näher an sich ziehen. Doch da ließ Jungkook sein Knie ein weiteres Mal empor schnellen und traf den Mann an der gleichen Stelle, wie beim ersten Mal. Sofort keuchte dieser schmerzerfüllt auf und krümmte sich etwas zusammen. Dabei lockerte er den Griff um Jungkooks Hand, was für ihn die Chance war.

Von jetzt auf gleich jagte der Junge auf die Treppe zu, da der Mann ihm den Weg nach draußen versperrte und stolperte die Stufen herauf. Auf der Hälfte fiel er über seine eigenen Füße und fiel unsanft auf seine Unterarme, rappelte sich aus schierer Angst aber gleich wieder auf und rannte auch die letzten Stufen herauf.

Mit panischem Blick sah er sich in dem langen Flur um, an welchen bestimmt ein dutzend weiße Türen grenzten. Hinter sich hörte er die polternden Schritte des Mannes, sodass er nicht länger stehen blieb, sondern begann an einer Tür nach der anderen zu rütteln, um sich irgendwo in Sicherheit zu bringen.

Aber egal welche Tür er auch öffnen wollte, sie alle waren verschlossen.

Gerade wollte er zu der Tür am Ende des Korridors, seiner allerletzten Hoffnung hechten, als er ein grässliches Kichern hinter sich vernehmen konnte. Mit einem Satz drehte er sich herum und da erkannte er den Fremden, der ihm den Weg zurück mit seinem breiten Körper versperrte. Hektisch ließ Jungkook seinen Kopf von links nach rechts schwenken, während er weiter nach hinten stolperte und plötzlich unangenehm mit der Wand hinter sich Bekanntschaft machte.

Mit großen Schritten und einem furchteinflößenden Grinsen auf den Lippen kam der unheimliche Kerl auf ihn zu und drängte ihn weiter in die Ecke - in sein Verderben. Aus reiner Verzweiflung sprang Jungkook zu der Tür neben sich herüber und rüttelte wie wild an dem Türgriff.

"Aufmachen! Bitte! Aufmachen!", schrie er immer wieder, wobei er seine Tränen nicht länger zurückhalten konnte.

Aber das alles half ihm überhaupt nicht. Hier oben war niemand anderes auf dem Flur und in den Zimmern befanden sich wohl nur Alkoholleichen, sodass seine Hände schwach auf dem Knauf zum liegen kamen. Innerlich wusste Jungkook, dass er keine Chance hatte. Nicht mehr.

Keine Sekunde später packte der Mann ihn grob an seinen Schultern und schleuderte seinen schwachen und schmächtigen Körper zurück gegen die Wand des Flurs. Ein Keuchen entkam den Lippen des Jungen, als er fest gegen den kalten Beton stieß.

"Du freches Bürschchen", der unheimliche Mann näherte sich Jungkook immer weiter, hüllte ihn in seinen Schatten und schob seinen Kopf nah an sein Gesicht "das wirst du mir büßen, du Rotzbengel."

So schnell wie Jungkook den unerträglichen Schmerz an seiner Wange verspürte, konnte er gar nicht reagieren. Für einen kurzen Moment zischte er auf und kniff seine Augen zusammen, doch als er sie gerade wieder öffnen wollte, fuhr erneut eine Faust auf ihn herab und brachte ihn dazu, auf dem Boden zusammenzubrechen. Wie ein Häufchen Elend sackte er auf das kalte Parkett herab und kauerte sich zu einem Bündel zusammen.

"B-bitte...auf...aufhören", schluchzte er immer wieder auf und verdeckte sein Gesicht in seinen Händen. Doch da spürte er wieder den feuchten Atem des Mannes an seinem Ohr. "Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden", flüsterte dieser ihm hämisch zu bevor er Jungkook erneut grob am Arm packte und über den Boden schleifte.

"Ich...bitte...hilfe", wimmerte der Junge und wusste sich nicht anders zu helfen, als noch einmal völlig verzweifelt nach Hilfe zu rufen "b-bitte. Hilfe!" "Hör auf so ein Theater zu machen", fauchte der Mann aber bösartig bevor er einfach auf den zusammengekauerten Jungen spuckte.

Ein wehleidiges Schluchzen entwich Jungkooks Kehle und er zog seine Knie noch weiter an sich ehe er plötzlich ein klackendes Geräusch vernahm, das sich wie eine Gürtelschnalle anhörte. Doch er traute sich nicht, auch nur eine Sekunde zu dem Ekel heraufzulinsen. Das musste er aber auch nicht, denn als er plötzlich ein Stöhnen hörte, wusste er bereits, was hier passierte.

"Du kleiner Bengel", keuchte der Mann und Jungkook kniff seine Augen nur noch fester zusammen. Er wollte das nicht. Er wollte hier raus. Er hatte doch überhaupt nichts Falsches gemacht. Aber seine Kehle war mit einem Mal wie zugeschnürt und je länger er dort auf dem Boden lag, das widerwärtige Stöhnen des Mannes in seinen Ohren hören und die höllischen Schmerzen in seiner Nase und auf seiner Wange spüren konnte, die seinen Kopf zusätzlich benebelten, wusste er, dass es alles nichts brachte.

Er hatte niemanden. Niemand würde ihm helfen. Er war allein...so allein wie immer.

"Du dreckige kleine Hure", keuchte der Mann erregt auf und Jungkook bereitete sich schon darauf vor, jeden Moment einen wahrgewordenen Albtraum zu durchleben, als er aber aufeinmal ein Klicken hörte und keine Sekunde später, wie sich ihnen energische Schritte näherten.

"Was zur Hölle-", drang eine tiefe, ihm nur allzu vertraute Stimme an sein Ohr und keine Sekunde später rumpelte es laut in dem Flur. "Hey, was-", fauchte der Mann, doch da wurde er schon durch einen harten Faustschlag zum Schweigen gebracht.

"Du Schwein", hörte Jungkook wieder die Stimme des anderen und erneut einen dumpfen Schlag, sodass er sich endlich traute, seine verweinten Augen einen Spalt breit zu öffnen. Zuerst konnte er kaum etwas erkennnen und sah nur, wie zwei Schatten an er Wand standen. Aber allmählich wurden aus den Schatten Konturen und schließlich erkannte er den Fremden, der durch niemand geringeren als Taehyung fest an die Wand gepresst wurde und dieser immer wieder seine Faust auf das fiese Gesicht herabsinken ließ.

"Du widerwärtiges Schwein! Du Ekel. Vertickst hier an Minderjährige und dann auch noch sowas", erneut ein harter Schlag und ein Keuchen des Mannes, dessen Gesicht bereits blutüberströmt war und der kaum mehr Luft bekam, da Taehyung ihn an der Kehle gepackt hatte. "Ich töte dich, ich töte dich und dann töte ich ihn!", schrie er dem Fremden wie ihm Wahn entgegen und schien gar nicht zu bemerken, dass dieser bereits schlaff in seiner Hand hing und nicht mehr bei Bewusstsein war.

"Ich werde dich umbr-" "Tae", schniefte Jungkook dem Jungen schließlich mit all seiner verblieben Kraft entgegen.

Und tatsächlich hielt Taehyung abrupt in seiner Bewegung inne und drehte seinen Kopf ruckartig zu dem am Boden kauernden Jungkook herüber.

Worst of you // TaekookWhere stories live. Discover now