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"Also du setzt hier", Jungkook ließ seinen Finger flink über Taehyungs Unterlagen wandern und lehnte sich noch ein Stück weiter zu dem Basketballer vor "ein z für x², damit du ganz normal über die pq-Formel auflösen kannst. Verstanden?" Mit forschendem Blick musterte er sein großgewachsenes Gegenüber, doch in dessen Miene schien ein gewaltiges Fragenzeichen zu stehen. Taehyung hob unbeeindruckt eine Augenbraue an, während er langsam von seinem Blatt zu Jungkook aufsah. "Was war jetzt nochmal die pq-Formel?"

"Arrgh Taehyung...das müsstest du schon seit der achten Klasse können. Hast du denn nie aufgepasst oder mal Zuhause gelernt...mit deinen Eltern oder so?", seufzte Jungkook verzweifelt auf und schlug sich die Arme über den Kopf. Taehyung hingegen ließ seine Hand in den Nacken wandern und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Doch gerade, als Jungkook dachte er würde etwas Kleinbei geben und sich entschuldigen, erstarrten all seine Gesichtszüge und er schluckte schwer. "Hör auf mich so anzufahren", kam es ihm düster über die Lippen und er stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab.

Jungkooks Augen weiteten sich entsetzt, bei dem Stimmungswechsel und der plötzlichen Nähe zu dem Sportler. Ihre Gesichter befanden sich nur noch wenige Zentimeter auseinander und Jungkook konnte Taehyungs Atem bereits auf seinen Lippen spüren. Doch diesmal hatte die Anspannung zwischen ihnen nichts damit zu tun, dass Taehyung über den Jüngeren herfallen wollte, viel mehr schien er wirklich wütend zu sein und man konnte seine Kiefer aufeinander malen sehen. In Jungkook zog sich bei diesem Anblick alles zusammen und er sank etwas in seinem Stuhl ein.

"I-ich...i-ich wollte", stammelte er, doch kam nicht viel weiter, den da ergriff Taehyung sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger und zog es so zu sich hoch, sodass Jungkook gezwungen war, ihm wieder in die Augen zu schauen. In Taehyungs Iriden konnte Jungkook den Zorn deutlich erkennen, aber irgendetwas war anders. In Taehyungs Blick stand nicht nur der Zorn geschrieben. Da war noch etwas anderes, etwas tieferes. Da war sich der Schüler sicher.

Dennoch zuckte er ängstlich auf, als Taehyung sein Kinn wieder losließ und ihm dann mit der Hand auf der Brust einen Schubser nach hinten verpasste. "Wir sind hier doch zum Lernen, oder?", fragte er sein Gegenüber mit zynischem Unterton und erntete sogleich ein hastiges Nicken. "Gut. Dann kommandier mich nicht weiter herum, sondern erklär' mir das lieber", kam es ihm dunkel über die Lippen und für einen kurzen Moment sagte keiner der beiden etwas. Jungkook war wie erstarrt. Er wusste nicht so recht, was er falsch gemacht hatte. Verstand Taehyung denn etwa keinen Spaß?

Aber er wollte sich auch nicht mit ihm anlegen, abgesehen davon, dass er froh war, überhaupt mit ihm Zeit verbringen zu können. Er durfte sich das jetzt nicht verspielen, indem er etwas Dummes von sich gab. "O-okay, lernen wir weiter", nickte er deshalb und biss sich auf die Unterlippe, da Taehyung ihn immer noch mit seinem finsteren Blick fixierte. Doch gleich nachdem Jungkook die Worte über die Lippen gekommen waren, hoben sich die Mundwinkel des Lockenschopfs etwas an und er lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück.

"Dann lass uns bei der pq-For-", Jungkook erstarrte in seinem Handeln. Der Kugelschreiber fiel ihm beinahe aus der Hand und er zog scharf die Luft ein. Denn mit einem Mal hatte Taehyung seine Hand sanft auf Jungkooks Kopf gelegt. Angst überkam den Jüngeren, sein Herz begann wie wild zu pochen und er wollte gar nicht wissen, was Taehyung jetzt mit ihm anstellen würde.

Doch zu seiner Überraschung umspielte immer noch das sanfte Lächeln die Mundwinkel des Größeren und er fing an neckisch durch Jungkooks Haare zu strubbeln. Der wusste hingegen überhaupt nicht mehr, was hier passierte. Vor einer Sekunde war Taehyung doch noch so abweisend und bedrohlich gewesen und jetzt kraulte er ihm durch die Haare? Jungkook verstand das alles einfach nicht.

Was er jedoch verstand war, dass sich unter dieser weichen Berührung in ihm eine kribbelnde Welle ausbreitete und ihm Hitze in die Wangen stieg. Eilig ließ er seinen Blick auf das Papier vor sich fallen, um dem seines Gegenübers auszuweichen. "Du bist wirklich klug", hauchte Taehyung schließlich und löste seine Hand wieder aus Jungkooks Haaren.

'Du bist wirklich klug'. Was sollte ihm das jetzt sagen? Er sei klug? Was sollte das bedeuten? War das ein Kompliment? Der Braunhaarige wusste mit einem Mal gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand und er bezweifelte sehr stark, dass er dem Basketballer jetzt überhaupt noch irgendetwas erklären könne. Apropops klug. Sein hormongesteuerter Körper hatte so gut wie gar nichts mit 'klug sein' zu tun. Das alles, diese ganze Nachhilfe Aktion hatte nichts mit 'klug sein' zu tun.

Gerade als Jungkook sich einen halbwegs guten Plan ausgedacht hatte, wie er zumindest etwas Schadensbegrenzung betreiben und sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren könnte, riss ein helles Klingeln ihn aus seiner Starre. Sofort wanderte sein Blick wieder zu Taehyung herüber, um mit bebendem Herzen festzustellen, dass dieser ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte.

Aber jetzt räusperte sich der Lockenschopf einmal, als ob er etwas von sich abschütteln müsse und im selben Moment verschwand auch das Lächeln von seinen Lippen. Hastig kramte er in seiner Jackentasche herum, während Jungkook einfach nur hoffte, dass niemand sie rausschmeißen würde, wegen dem Handy.

Als Taehyung jedoch das Handy zu fassen bekam und einen Blick auf den Bildschirm warf, galt Jungkooks volle Aufmerksamkeit wieder dem Älteren. Denn plötzlich entglitt ihm nahezu die ganze Mimik. Wo zuvor nur das Lächeln verschwunden war, wichen nun jegliche Emotionen aus den kantigen Gesichtszügen. Doch als der Junge das Telefonat annahm und sich das Handy schnell ans Ohr führte, konnte Jungkook ganz deutlich erkennen, wie die Augen des Jungen vor ihm sich mit Angst füllten.

"Was willst du?", kam es ihm fast schon flüsternd über die Lippen und sein Gesicht wurde zunehmend blasser. "Nein", meinte er dann streng und schloss die Augen für einen flüchtigen Moment. Als er sie wieder öffnete, war die Angst einem anderen Gefühl gewichen. Wut. Blanke Wut. Und Jungkook fiel mit einem Mal auf, dass Taehyung ihn noch nie so angesehen hatte. Nicht einmal im Jungsklo, als er ihm die Luft abgeschnürt hatte.

"Nein, ich mache da nicht mit", schrie er mit einem Mal in den Lautsprecher und brachte Jungkook dazu, merklich zusammenzuzucken. "Ich habe es dir schon tausend mal gesagt", fauchte er weiter, mit einer Stimme so finster, dass sich ein kalter Eiswind um Jungkooks Herz legte "egal wie oft du es verlangst, ich werde da nicht mitmachen. Niemals."

Taehyung hielt sich das Handy vom Ohr weg, kein Ton kam von der anderen Seite der Leitung und Jungkook dachte schon, er würde das Telefonat beenden. Doch dann hielt der Schwarzhaarige sich das Handy erneut ans Ohr, zog scharf die Luft ein und gab schließlich mit einer solch fest entschlossen Stimme von sich: "Eher sterbe ich."

Schockiert riss Jungkook die Augen auf und sein Mund klappte auf. Sterben? Worum ging es hier? Was wurde hier gespielt? Taehyung sterben...nein, das konnte er nicht zulassen. Niemals. das würde er nicht zulassen. Wer auch immer den Sportler so unter Druck setzte, Jungkook schwor sich in diesem Moment den hübschen Jungen vor sich, mit seinem eigenen Leben zu beschützen.

"Ich denke, wir müssen für heute Schluss machen", wurde er durch Taehyungs plötzlich wieder so warme, sanfte Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Vollkommen überfordert ließ Jungkook seinen Blick zu dem Basketballer hochschnellen und konnte sehen, wie dieser bereits seine Sachen im Rucksack verstaute und ihn sich über die Schulter warf.

Jungkook hingegen hockte derweil weiterhin wie versteinert in seinem Stuhl und bekam keinen einzigen zusammenhängenden Satz mehr zustande. Sein Kopf war wie leer gefegt. Taehyung musterte den Jüngeren für ein paar Sekunden, schien sich beinahe zu erhoffen, dass dieser noch etwas sagen würde. Doch als Jungkook weiterhin nur vor sich hin starrte und seine Hände wild knetete, schnaubte der Ältere verächtlich auf, schenkte ihm einen abwertenden Blick, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Bibliothek .

Worst of you // TaekookKde žijí příběhy. Začni objevovat