Worst of you // Taekook

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Ein kalter Windzug umfing Taehyungs Nase, als er in die gespenstische Halle trat und die Eisentür mit einem schrillen Quietschen hinter ihm ins Schloss fiel. Gleichzeitig zuckte er erschrocken auf, zog den Kopf etwas ein und sah sich unbehaglich um. Die Fabrik stand leer – das hatte sie schon vor Jahren.

Auch nach einigen Sekunden stand Taehyung immer noch an derselben Stelle und schaffte es einfach nicht sich weiter zu bewegen. Seine Augen schweiften über den grauen Betonboden mit zersplitterten Teilen des Daches und alten Maschinen, deren Schatten gruselige Gebilde an die Wände warfen. Sechs große Säulen auf jeder Seite stützten das brüchige Dach und boten genügend Verstecke. Alles an diesem Ort ließ Taehyungs Herz zusammenziehen. Allerdings echoten die Worte Jungkooks immer wieder in seinen Ohren und trieben ihn weiter voran.

Schritt für Schritt kämpfte er gegen das mulmige Gefühl in seinem Inneren an und lief mit zitternden Beinen auf eine weitere Tür in der Wand zu. Dort angekommen zögerte er erneut. Schon immer hatte er sich in diesen Gemäuern beobachtet gefühlt – damals genauso wie heute. Und er war sich ziemlich sicher, dass er auch beobachtet wurde. In den Schatten lauerten sie bereits mit ihren Habichtaugen, um ihrem Boss die Nachricht über die Ankunft des Jungen schnellstmöglich zu übermitteln.

Es gab kein Zurück mehr.

Ein Wechselbad der Gefühle schwappte durch den sportlichen Körper des Jungen und für den Bruchteil einer Sekunde sah er ein Bild vor seinen Augen, was ihn dazu bewegte die Tür vor sich schwungvoll und entschlossen aufzuziehen. Kopfschüttelnd versuchte er die Bilder loszuwerden. Niemals würde er zulassen, dass Jungkook etwas geschah. Wut keimte in ihm auf. Wut auf sich selbst, seinen Bruder und sein beschissenes Leben.

Davon angetrieben stieg er die Treppe herunter, die sich gleich hinter der Tür auftat. Rote Halogenlampen und zahlreiche Graffiti an der Wand ließen den Flur in einem verruchten Licht erstrahlen. Je tiefer Taehyung in den Keller herabstieg, desto drückender wurde die Luft und presste auf seinen Brustkorb. Abgestandener Zigarettenrauch brachte ihn zum Husten. Angestrengt kniff er seine Augen zusammen, kämpfte gegen das Gefühl an, auf der Stelle wieder umzukehren und kam schließlich am Ende der Treppe an. Das rote Licht wies ihm den weiteren Weg an zahlreichen Türen vorbei. Hier hätte man sich leicht verirren können, doch Taehyung kannte den Weg. Er hatte sich vor Jahren so tief in seine Seele tätowiert, dass er sich sicher war, ihn sein ganzes Leben lang nie wieder zu vergessen.

In dem langen ebenerdigen Flur hallten die ersten Töne eines 20er Jahre Songs an seine Ohren. Mit jedem weiteren Schritt des Sportlers wurden sie lauter. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und lief ihm an den Schläfen herab. Schließlich eröffnete sich der enge, stickige Flur in einen geräumigen Raum. Hier lichtete sich der Rauch, sodass die Augen des Sportlers sogleich auf den großen Holztisch fielen, der sich in der Mitte des Raumes befand.

Doch das Herz des Basketballers setzte erst aus, als er in dem dämmrigen Licht eine einzige Person erkennen konnte. Sie saß mit dem Rücken zu ihm, gleich hinter dem Tisch. Eine weiße Spur Zigarettenrauch zog sich direkt daneben durch die Luft. In Taehyungs Kehle wurde es plötzlich staubtrocken und er verharrte wie festgefroren in seiner Position. Rasselnd ging sein Atem in seinen Lungen und eine Gänsehaut legte sich über seinen Körper.

Mit einem Mal räusperte die Person sich jedoch und begann sich schleichend langsam umzudrehen. Stück für Stück offenbarte sich ihm ein breitschultriger Mann, dessen schwarzer Anzug definierte Muskeln umschmeichelte. Seine Rabenschwarzen Haare hatte er streng zurückgegelt und seine vollen rosa Lippen waren zu einem schiefen und ebenso schäbigen Grinsen verzogen.

Taehyung stockte der Atem, als seine Augen schließlich auf die seines Gegenübers trafen. Tausend Emotionen fluteten seinen Körper und er musste sich fest auf die Unterlippe beißen, um nicht auf der Stelle zu diesem Mann herüberzugehen und ihn windelweich zu prügeln.