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„W-was machst d-du hier?", Jungkooks Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug und ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken wanderte. Mit riesengroßen Augen starrte er den Jungen vor sich an, der ihm mit jeder Sekunde ein Stück näherkam. Der kräftige Druck der flachen Hand an seiner Schulter, presste ihn feste gegen den Spint, sodass es für ihn kein Entkommen gab. Egal wie sehr er sich auch winden würde, gegen den muskulösen Sportler hätte er nicht den Hauch einer Chance.

„Warum gehst du mir aus dem Weg?", stellte Taehyung sogleich die Gegenfrage, wobei seine dunkle Stimme wie ein Dolch durch die Brust des Jüngeren stach. In Jungkooks Hals hatte sich ein gewaltiger Kloß gebildet und er brachte nicht ein Wort über die Lippen. „Antworte mir!", fuhr Taehyung ihn laut an und stieß ihn einmal mehr gegen das gelbe Metall. Jungkooks Mund entwich ein erstickter Schrei und für einen kurzen Moment kniff er seine Augen fest zusammen.

„I-ich...ich gehe dir nicht aus dem Weg", stammelte er völlig überfordert und wusste bereits im selben Moment, dass Taehyung ihm diese Aussage niemals abkaufen würde. „Ach nein? Warum verschwindest du dann immer sofort, sobald ich irgendwo auftauche, parkst dein Fahrrad woanders und gehst nicht mehr in die Mensa?", blaffte Taehyung ihm entgegen und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch. „Warum?!"

Bei der lauten Stimme des Basketballers, zuckte Jungkook erneut kurz zusammen, nahm anschließend jedoch einen tiefen Atemzug und schluckte den Kloß in seiner Kehle tapfer herunter: „Was geht dich das an?" Feste drückte er seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und funkelte den Lockenschopf ebenso finster an. „Was mich das angeht?", schnaufte Taehyung ungläubig auf. „Ich möchte einfach nur wissen, warum du mich anscheinend hasst."

Die letzten Worte kamen dem Älteren mehr verzweifelt als wütend über die Lippen und dennoch verstärkte er den Griff um Jungkooks schmale Schulterpartie. „Antworte mir gefälligst!", spuckte er dem Braunhaarigen ein weiteres Mal zornig entgegen und kam ihm dabei so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Jungkook zog bei der plötzlichen Nähe einmal scharf die Luft ein, während es in seinem Bauch stark anfing zu kribbeln. Er wollte jetzt nicht so fühlen, doch er ertappte sich selbst dabei, wie sein Blick von den dunklen Augen Taehyungs zu den rosa Lippen wanderte und dort kleben blieben.

Der kalte Schauer wurde durch eine warme Welle, die sich von seinem Nacken über seinen Rücken ausbreitete, abgelöst. Sein Mund wurde mit einem Mal ganz trocken und er wusste gar nicht mehr so recht, was Taehyung ihn gefragt hatte. „I-ich...ehm", zu mehr war der Schüler nicht im Stande und als Taehyung zu allem Überfluss plötzlich noch seine Hand von Jungkooks Schulter löste und mit dieser in seinen Nacken fuhr, wusste Jungkook überhaupt nicht mehr wie ihm geschah. Was sollte er nur tun?

„Ich vermisse dich, Jungkook", flüsterte der Basketballer mit einem Mal sanft und Jungkook vermeinte sogar ein leichtes Wimmern in seiner Stimme zu erkennen, „ich verstehe das alles nicht...was habe ich falsch gemacht? Bitte sag mir, was ich getan habe. Falls es wegen der Party ist-" „Es ist nicht wegen der Scheißparty", fuhr Jungkook ihn auf einmal harsch an und verengte seine Augen zu Schlitzen. Er wollte sich nicht schon wieder von dem Jungen vor sich weichkochen lassen, denn er war viel zu oft auf seine Masche reingefallen. Deshalb wandte er seinen Kopf zur Seite ab und nahm einen tiefen Atemzug ehe er sprach: „Verschwinde einfach, Taehyung."

„Nein", protestierte dieser jedoch sofort und griff etwas fester in Jungkooks Nacken, „ich verstehe das nicht. Ich möchte mir dir reden! Bitte, erkläre es mir." „Pff", ein zynisches Lachen legte sich auf Jungkooks Lippen, „was verstehst du denn nicht? Dass ich dich hasse oder dass ich dich nie wiedersehen will?" Mit einem Ruck drehte der Junge seinen Kopf zurück zu Taehyung und funkelte ihn zutiefst verletzt an. Inzwischen hatten seine Dämme angefangen zu bröckeln und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg in seine Augen. Der Lockenschopf hingegen zog einmal scharf die Luft ein ehe er widerwillig von Jungkook abließ und ein paar Schritte zurücktrat.

Dass sie bereits jetzt das Spektakel schlechthin waren, interessierte ihn reichlich wenig. Viel mehr wusste er gar nicht mehr, was er noch denken sollte. Jungkooks Worte zerrissen ihm das Herz in der Brust und gleichzeitig konnte und wollte er diesen keinen Glauben schenken. Denn so wie der Junge vor ihm an den Spint gelehnt stand, mit feuchten Augen und zittrigen Beinen, konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser ihn tatsächlich von sich stoßen wollen würde.

Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass er selbst schuld war. Er hatte es doch überhaupt erst so weit kommen lassen. Fahrig fuhr er sich mit der Hand durch die Haare bevor er erneut auf Jungkook zutrat, dem nun die erste Träne über die Wange kullerte. „Bitte Kookie...lass mich alles erklären", versuchte er es ein letztes Mal völlig verzweifelt, „bitte, lass uns über alles reden."

„Steck dir dein Reden sonst wo hin", schnauzte Jungkook ihm jedoch entgegen, während er laut aufschluchzte und seinen Tränen freien Lauf ließ. „Du macht mich krank! D-du b-bist ein riesengroßes, gefühlskaltes Arschloch, genau das bist d-du!" Mit der Faust boxte er gegen die starke Brust des Sportlers, doch sein Schlag richtete kaum etwas aus. Mit seiner großen Hand umgriff Taehyung diese sofort und zog den Jungen daran näher zu sich heran.

Jungkook konnte gar nicht so schnell reagieren, da fand er sich in den Armen des Basketballers wieder und spürte keine Sekunde später die Lippen des Älteren auf den seinen. Völlig schockiert über den plötzlichen Kuss, riss der Braunhaarige die Augen entsetzt auf und erstarrte in seiner Position. Doch so schnell wie er in den Kuss gezogen wurde, genauso schnell entriss er sich diesem auch wieder.

Wie auf der Party ließ er seine Hand sofort vorschnellen und gab Taehyung eine harte Backpfeife. Daraufhin rannte er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren aus dem Gebäude, hinaus auf den Schulhof und in Richtung seines Zuhauses. Ihm war egal, dass er eigentlich noch Unterricht hatte. In diesem Moment wollte er nur noch verschwinden, am liebsten für immer und nie wieder zurückkommen.

Taehyung wollte also mit ihm reden, eine Erklärung von ihm bekommen? Was dachte er sich nur dabei? War er denn wirklich so ignorant und wusste nicht, was er alles falsch gemacht hatte? Hatte er etwa immer noch nicht verstanden, dass er an alledem schuld war und ihn gebrochen hatte? Taehyung war es gewesen, der ihm das Herz aus der Brust gerissen und ihn wie Abschaum behandelt hatte. Taehyung war es gewesen, der ihm zu verstehen geben hatte, dass sie niemals eine Zukunft haben würden und Jungkook einzig und allein zu seinem Vergnügen diente. So oft hatte er es ihm gesagt. So oft hatte er ihn vor allen dumm dastehen lassen.

Wieso nur verstand er nicht, dass er an allem schuld war?

Jungkooks Sicht verschwamm immer weiter, er konnte beinahe den Weg nicht mehr vor seinen Augen erkennen, sodass er blind durch die Straßen nach Hause stolperte. Irgendwann erreichte er jedoch die große Villa, stürzte fast auf den Treppenstufen der Veranda ehe er den Schlüssel aus seiner Tasche kramte, die Tür mit zitternden Händen aufschloss und hinter sich zuknallte. Gerade noch rechtzeitig, denn keine Sekunde später wurde ihm auch schon schwarz vor Augen ehe er völlig ausgezehrt und kraftlos auf dem Boden zusammensackte.

Worst of you // TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt