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Mit wackligen Beinen stolperte Jungkook auf dem Flur gleich auf die gegenüberliegende Wand zu. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding und er hatte das Gefühl jeden Moment einfach umzukippen. Jegliche Kraft schien aus ihm gewichen zu sein und sogar das Atmen fiel ihm schwer. Keuchend lehnte er sich mit dem Kopf gegen die kalte Wand und stütze sich mit den Armen ab, während er Stück für Stück weiter in sich zusammensackte. Mit einem Mal drehte er sich um und ließ sich mit dem Rücken an der Wand herabsinken und kauerte sich auf dem Boden zusammen.

"Kooks?", schallte plötzlich eine ihm nur allzu bekannte Stimme über den Flur "hey, Jungkook? Geht's dir gut?" Keine Sekunde später hockte sich ein ziemlich besorgt aussehender Yoongi neben den immer noch zitternden Jungen. "Yoongi", kam es diesem schwach über die Lippen und Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln "es tut mir leid." Ein Schluchzen entwich Jungkooks Kehle und gleich darauf lehnte er sich etwas vor, nur um seinen Kopf erschöpft gegen die Schulter seines besten Freundes fallen zu lassen.

"Dir muss gar nichts leid tun", meinte dieser gutmütig und schlang einen Arm um seinen besten Freund, um ihn etwas aufzurichten "lass uns erstmal hier raus. Der Unterricht hat eh schon angefangen." Jungkook wäre nie im Leben einmal darauf gekommen, die Schule zu schwänzen, doch jetzt gerade, wollte er einfach nur weg von diesem grässlichen Ort.

Stützend klemmte Yoongi sich unter die Schultern des Braunhaarigen und ein paar Minuten später befanden sie sich bereits auf dem Spielplatz, etwas abseits vom Schulgelände. Yoongi hatte Jungkook auf eine der beiden Schaukeln gesetzt und sich dann selbst, nachdem er sicher war, dass Jungkooks Gleichgewicht auch mitspielte, ebenfalls auf die andere Schaukel niedergelassen.

Für kurze Zeit herrschte Stille zwischen den beiden, doch schließlich brach der Blondschopf das Schweigen: "Du musst nicht wegen unserem Streit weinen. Ich habe es schon vergessen." Seufzend drehte er seinen Kopf zu Jungkook herüber, welcher jedoch weiterhin betreten auf den Boden starrte und auf seiner Unterlippe herumkaute, während ihm vereinzelte Tränen die Wangen herunterliefen. Doch dann nahm er seinen Ärmel und wischte sich die Wangen trocken: "Es liegt nicht an dir."

Überrascht weitete sein Nebenmann die Augen. "Wie es liegt nicht an mir?", das Fragezeichen stand ihm quasi ins Gesicht geschrieben und er drehte seinen Oberkörper hellhörig etwas mehr zu Jungkook herüber. "Ich finde es zwar immernoch total bescheuert, dass du dealst", schluchzte der Braunhaarige "und ich wette, dass das irgendwann in die Hose gehen wird, aber es ist schon okay für mich." Yoongi schluckte einmal bevor er anfing nervös mit der Schaukel hin und her zu schwingen. "Was ist dann passiert?", hakte er weiter nach, denn allmählich machte er sich gewaltige Sorgen um seinen besten Freund.

"Kim Taehyung ist passiert", Jungkook führte seine Hände vor sein Gesicht. Er wollte nicht mehr weinen. Doch in ihm tobte ein zerberstender Sturm und riss ihn einfach mit rein in seine wirre Gefühlslage. Er war enttäuscht, ängstlich und ziemlich verletzt. Niemals hätte er erwartet, dass Kim Taehyung sich so gegenüber ihm verhalten würde. Niemals hatte er damit gerechnet, dass das Aussprechen seines Namens im Kabinengang, einmal solche Konsequenzen nach sich ziehen würde. Vielleicht hätte er lieber schweigen sollen, für den Rest seines Lebens. Das wäre wohl das Beste gewesen, denn dann wäre er nicht so gedemütigt worden.

Er fühlte sich also ziemlich verletzt. Doch auf der anderen Seite fühlte er sich auch irgendwie gut. Ja, er fühlte sich komischerweise auch bekräftigt und bestätigt darin, dass er immer schon Recht gehabt hatte. Niemals würde er einen Chance bei diesem Kerl haben und niemals würden seine Gefühle erwidert werden. Das war doch etwas gutes, oder etwa nicht? Er würde also mit dem ganzen abschließen können. Doch gleichzeitig schrie der weit aus größere Teil seines Herzens danach, traurig zu sein und verletzt.

"Scheiße Yoongi, warum habe ich mich nur ausgerechnet in Kim Taehyung verliebt?", der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf, bis er plötzlich einen leichten Druck an seiner Schulter spürte. Yoongi hatte ihm seine Hand beruhigend aufgelegt und musterte den verzweifelten Jungen aus mitfühlenden Augen. "Hör mal, Jungkook", fing er an auf ihn einzureden "es wäre wohl das Beste, du versuchst über ihn hinweg zu kommen."

Zögerlich nahm Jungkook seine Hände wieder von seinem Gesicht und ließ seinen Kopf langsam zu Yoongi herüber wandern. Seine feuchten Augen funkelten dem Blondschopf entgegen und veranlassten diesen dazu, einmal aufzuseufzen. "Es bringt doch so nichts. Du merkst doch, was für ein Arschloch er ist. Ich weiß zwar noch immer nicht, was er dir angetan hat, aber dass du so fertig bist reicht mir schon. Am liebsten würde ich ihm sowas von den Arsch aufreißen", grimmig trat Yoongi einen Kiesel vor seinen Füßen weg, wodurch Jungkooks Augen entsetzt etwas größer wurden.

"Nein, bitte Yoongi! Das hat doch keinen Sinn. Bitte, lass ihn einfach in Ruhe", flehte Jungkook und legte seine Hände auf die Schultern seines besten Freundes. "Aber er kann doch nicht einfach machen, was er will und dir weh tun", verteidigte er sich, doch Jungkook schüttelte nur vehement den Kopf. "Es ist alles gut, wirklich. Ich komm' schon klar" "Ja, das sehe ich", schnaubte Yoongi trotzig auf. "Nein, wirklich. Es ist alles okay", versuchte Jungkook es ein weiteres Mal.

Yoongi löste sich aus dem Griff des Braunhaarige und stand mit einem Ruck von der Schaukel auf. Überlegend stapfte er immer wieder von links nach rechts und schien in seinen Gedanken versunken. Doch auf einmal drehte er sich wieder zu Jungkook herüber, welcher immer noch wie ein Häufchen Elend auf der Schaukel hockte. "Versprich mir, dass du versuchst über ihn hinweg zu kommen! Und versprich mir, dass du mir sofort Bescheid sagst, wenn er dir irgendwie blöd kommt, ja?", er fixierte seinen Kumpel mit entschlossenem Blick.

Jungkook schien kurz zu überlegen. Er sollte also über Kim Taehyung hinweg kommen. Ja, das wäre wohl das Beste, aber wie sollte er das bitte schaffen? Niemals würde er über ihn hinweg kommen, wenn er ihn jeden Tag aufs Neue in der Schule sehen würde und andauernd auf diesen umwerfend hübschen Jungen traf. Wie sollte er es schaffen, ihn sich aus dem Kopf zu schlagen, wenn er mit jedem Blick, den er diesem Typen zuwarf wusste, dass er sich in den funkelnden, braunen Augen verloren hatte.

"Okay, ich versprechs", kam es ihm beinahe flüsternd über die Lippen, denn es schmerzte ihn noch mehr seinen Freund anzulügen, als zu wissen, dass Taeyhung in ihm nichts sah. Nichts, als einen nervigen, kleinen Jungen, der nicht mit seinen Gefühlen klarzukommen schien.

Worst of you // TaekookWhere stories live. Discover now